Im Bann Der Herzen
schielte Douglas verstohlen an. Er wirkte wie vom Donner gerührt, sagte dann aber mit einer Verbeugung: »Sie sind zu gütig, Signorina.«
»Ach, bitte, lassen wir doch die Förmlichkeit«, bat sie mit affektiertem Auflachen. »Douglas, Sie müssen mich Laura nennen.«
Wieder verbeugte er sich. »Ihre Hilfe ist mir sehr willkommen, Laura.«
Lügner, dachte Chastity. Er log zähneknirschend. Nichts war ihm unwillkommener. Aber vielleicht hatte er die materiellen Vorteile erkannt, die ihm winkten, wenn er Laura della Luca umwarb. Wer imstande war, ihn zu übertölpeln, konnte ihm sicher auch Patienten zuschanzen.
»Chastity, meine Liebe ... ?«
Auf Lord Duncans Frage hin drehte sie sich um. »Ja?«
»Ich machte der Contessa eben den Vorschlag, Weihnachten mit ihrer Tochter bei uns auf Romsey Manor zu verbringen. London ist um diese Zeit wie ausgestorben und sehr langweilig. Wir laden doch zu einer Haus-Party ein, oder?«
»Ja«, sagte Chastity nach einem Moment des Zögerns und Staunens. »Das tun wir allerdings. Eine blendende Idee. Ich hoffe sehr, Sie nehmen die Einladung an, Contessa.«
»Das ist sehr liebenswürdig, Miss Duncan.« Die Dame ließ wohlerzogenes Zaudern erkennen. »Wir kommen sehr gern, falls Ihre Gästezahl damit nicht zu groß wird.«
»Aber nicht im Geringsten«, sagte Chastity mit einer lässigen Handbewegung. »Im Haus ist ausreichend Platz. Je mehr, desto lustiger.«
Ohne sich Zeit zur Überlegung zu lassen, wandte sie sich Douglas Farrell zu. »Sagten Sie nicht, Sie hätten keine Zeit, um über die Feiertage nach Edinburgh zu fahren? Könnten wir Sie stattdessen überreden, sich für ein paar Tage unserer kleinen Gesellschaft anzuschließen? Mein Vater sagte ganz richtig, dass London wie ausgestorben sein wird.«
Eine Einladung über die Feiertage bot die ideale Gelegenheit, eventuelle Ehefrauen und Patienten zu organisieren. »Ich wäre entzückt, Miss Duncan. Wie liebenswürdig von Ihnen, mich einzuladen«, beeilte Douglas sich denn auch zu sagen.
Sie lächelte. »Vielleicht sollten wir dann ebenso die Förmlichkeiten weglassen, Douglas, wenn wir ein familiäres Weihnachtsfest zusammen feiern.«
Er verbeugte sich. »Danke, Chastity. Es ist mir eine Ehre.«
Sie hatte den Eindruck, dass er ein wenig verwirrt war, ein wenig nachdenklich. Und sie ahnte, dass er sich fragte, aus welchem Grund die Einladung ausgesprochen worden war. Er sollte nicht wissen, dass der Vermittlungs-Service am Werk war. Wenn Laura den guten Doktor in Trab hielt, wie sie es sollte und wie es offenbar ihre Absicht war, konnte Lord Duncan seine Aufmerksamkeit der Contessa widmen, ohne von deren Tochter behindert zu werden.
Chastity rieb sich insgeheim befriedigt die Hände. Über Weihnachten hatte die Vermittlerin zwei Aufgaben: Sie musste dafür sorgen, dass der Doktor die Vorteile einer Ehe mit Laura della Luca nicht aus den Augen verlor, während die Schwestern Lord Duncans Werbung um die Mutter begünstigten. Damit schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe. Vereint stellten die drei Duncan-Schwestern eine geballte Kraft dar, sehr wohl befähigt, beide Fliegen zu erledigen.
Hewlett-Packard
7
Douglas verabschiedete sich von Laura della Luca, während die Duncans noch blieben, um die Pläne für Weihnachten ausführlicher zu besprechen. Laura hatte darauf bestanden, die Adresse seiner Praxis zu bekommen, und ihm mit warmem Händedruck versprochen, sie würde ihn noch am Nachmittag aufsuchen und ihm einige brauchbare Vorschläge für die Einrichtung unterbreiten.
Ohne die leiseste Ahnung, wie er sich ihren überbordenden Plänen entziehen konnte, ertappte er sich bei einem heimlichen Lächeln, als er an Chastitys Reaktion angesichts der Vorstellung dachte, florentinische Stilelemente in eine Umgebung zu verpflanzen, in der Leder, Messing, dicke Teppiche, Vertrauen erweckende Bücherregale mit medizinischer Literatur und unauffällige Bilder an schlichten, weißen Wänden angebracht waren. Wenn Chastity diese Aufgabe übernehmen würde ...
Er schüttelte den Kopf. Es war gewiss keine Aufgabe, die sie von sich aus tun würde. Und bei weiterer Überlegung konnte er sich genauso wenig denken, dass die Ehrenwerte Miss Duncan sich in das Leben anderer einmischen würde. Sie schien eine sehr zurückhaltende Person zu sein, ganz anders als jene Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, die bislang in sein Leben getreten waren. Vielleicht war es das, was sie so erfrischend machte. Dies und ihr scharfer, fast
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