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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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fest, wobei Wärme und Kraft seiner Finger sie daran erinnerten, wie er die Füße der alten Frau in seiner Praxis angefasst hatte. Leise sagte er: »Die Blumen können nicht annähernd mein Bedauern ausdrücken.«
    Merkwürdig, doch der tiefe, durchdringende Blick seiner dunklen Augen ließ Chastity verstummen. Sie blickte zu ihm auf, suchte in seiner Miene nach einer Andeutung, dass er nicht aufrichtig war und nur versuchte, einen Fehler zu korrigieren, doch las sie darin nichts als Wärme und eine Besorgnis, die nicht gespielt sein konnte.
    »Können Sie mir vergeben?«, fragte er in die anhaltende Stille hinein.
    Sie nickte, wohl wissend, dass sie ihm in dem Moment schon vergeben hatte, als sie eingetreten war und sein Gesicht gesehen hatte, doch hörte sie sich sagen: »Ich möchte gern alles verstehen, Douglas.«
    »Was möchten Sie verstehen?« Langsam und zögernd ließ er ihre Hände los, und sie empfand ein sonderbares Verlustgefühl, als sie die Wärme seiner Haut nicht mehr spürte.
    »Sie«, sagte sie und rieb die Hände aneinander, als wären sie kalt. »Ich möchte Sie verstehen. Warum arbeiten Sie dort ... mit diesen armen, armen Menschen? Ich könnte es verstehen, wenn Sie eine Art Missionar wären, aber das sind Sie nicht. Sie haben eine Praxis in der Harley Street.« Ratlos schüttelte sie den Kopf. »Es ergibt keinen Sinn. Aber ich weiß, dass es einen Grund geben muss, der Sie gestern so schrecklich sein ließ - wütend und verächtlich.«
    Douglas stützte die Hände gegeneinander und tippte damit an den Mund, während er die Augen nicht von ihr wendete. Er hatte einmal darauf gebaut, dass eine Frau ihn verstehen würde. Jung und naiv und von leidenschaftlicher Hingabe erfüllt, war er damals gar nicht auf den Gedanken gekommen, jemand könne die Dinge anders sehen und fühlen als er ... zumal eine Frau, von der er glaubte, sie erwidere seine Liebe. Eine Frau, mit der er sein Leben hatte verbringen wollen. Die Desillusionierung hatte ihn so schwer getroffen, dass sie ihn von jedem Verlangen heilte, sich jemandem anzuvertrauen, ein oder zwei Freunden und Kollegen ausgenommen, die, wenn schon nicht unbedingt von derselben Hingabe erfüllt, diese wenigstens nicht als eine Art Geisteskrankheit einstuften. Als Schrulle vielleicht, aber nicht als Versagen.
    »Können Sie eine halbe Stunde erübrigen?«, fragte er abrupt. Es war vermutlich dumm, sich ihr anzuvertrauen, doch selbst wenn sie auf seine Erklärung auf typische Weise reagierte, war es nicht wirklich bedeutsam. Sie wusste jetzt schon genug, um ihm das Leben zu erschweren, wenn sie es darauf anlegte, doch glaubte er nicht, dass sie der Mensch war, der dies tun würde. Und wenn sie für seine Mission kein Verständnis aufbrachte, würde er nicht enttäuscht sein. Diesmal würde er es leichthin abtun können. Er war nicht verliebt in Chastity Duncan.
    »Ja, ich glaube schon«, sagte sie bereitwillig. »Jetzt gleich?«
    »Ja, jetzt. Wir gehen spazieren.«
    Der Vorschlag erstaunte sie. Warum konnte er ihre Frage nicht einfach beantworten, hier im ruhigen und warmen Salon? Doch zugleich meldete sich in ihr das Gefühl, dass er sich hier aus irgendeinem Grund beengt fühlte. Und wieder war sie sich seiner Breite und Größe und seines muskulösen
    Körperbaus bewusst, der geradezu raumsprengend wirkte. Womöglich war der Salon ja nicht groß genug, um seinem Geheimnis Platz zu bieten, dachte sie, vielleicht brauchte er für seine Enthüllung freie, neutrale Luft. »Na schön«, sagte sie. »Ich hole Hut und Mantel.«
    Sein Nicken war knapp, sein Ton ebenso, als er sagte: »Machen Sie bitte rasch.«
    Als hätte er Entschuldigungen und schuldbewusste Ängstlichkeit hinter sich gelassen, war er zu seiner gewohnten Art zurückgekehrt, entspannt und ihr nur eine Spur zu autoritär. Aber schließlich war dieser Zug ebenso wie Arroganz bei Männern in angesehenen Berufen sehr häufig anzutreffen, wie ihre Schwestern bemerkt hatten. Damit konnte sie besser umgehen als mit Feindseligkeit.
    »Fünf Minuten«, sagte sie und ließ ihn allein. In ihrem Schlafzimmer griff sie zu dem Hut, den sie am Morgen getragen hatte. Es war eine auffallende dunkelgrüne Filzkappe mit einer überlangen, gefärbten grünen Straußenfeder, die sich bis auf ihre Schulter herunter bog. Ihr Haar, wie üblich sehr eigenwillig, ließ sich nicht ganz darunter verstecken, so dass ein paar widerspenstige Locken über der Stirn sich selbstständig machten und ihr Gesicht

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