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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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erleichtert. Ich bin selbst so weit auf der anderen Seite der Heiligkeit, dass mir in Gesellschaft der wahrhaft Guten nicht wohl wäre.«
    »In diesem Punkt haben Sie nichts zu befürchten«, sagte sie, zu ihm aufblickend. Ihr gefiel es, wie sich Fältchen um seine Augen zeigten, wenn er lächelte. Er spürte ihren Blick und schaute auf sie hinunter, und sie spürte, wie ihr Wärme in die Wangen stieg, als wäre der Gedanke ihr peinlich.
    »Warum wurden Sie Arzt?«, fragte sie abrupt, um dem Zweck dieses Marsches näher zu kommen.
    »Das liegt in der Familie«, erwiderte er leichthin und um fasste ihren Ellbogen fester, als sie an Marble Arch immer wieder dem Verkehr ausweichen mussten. Er schwieg, bis sie den Park durch das Cumberland Gate betreten hatten und das Geklapper von eisernen Rädern und Hufen und das Tosen der Omnibus-Motoren hinter ihnen lag.
    »Ach ja, natürlich ... Ihr Vater«, sagte Chastity, der es wieder einfiel.
    »Und mein Großvater, der als junger Leutnant in der Indischen Armee anfing. Zur Zeit des Aufstandes war er etwa achtzehn, und jenes schreckliche Erlebnis weckte in ihm für immer Abscheu vor dem Krieg. Er kam nach Edinburgh, studierte Medizin und eröffnete eine Allgemeinpraxis.«
    Sie gingen den schmalen Weg neben der Tangente entlang, wo Pferde und Reiter relativ ruhig unter den winterkahlen Bäumen dahintrabten. Chastity stellte fest, dass dieser kleine Einblick in Douglas' Familiengeschichte sie reizte. »Sie sind also Arzt in dritter Generation.«
    »Mindestens in vierter oder fünfter. Ich vermute stark, dass es unter den Vorfahren der Farrells ein Barbierschild und einen Messer schwingenden Bader, der sich Arzt nannte, gab.« Er lachte leicht auf und bückte sich nach einer schimmernden Kastanie, die er an seinem Ärmel polierte und sie prüfend in die Höhe hielt. Vollkommen rund glänzte sie im grauen Tageslicht in sattem Braun. Er überreichte sie Chastity mit einer angedeuteten Verbeugung und dem ganzen Ernst eines Mannes, der ein kostbares Juwel präsentiert. Chastity, die sie auf dieselbe Weise in Empfang nahm, deutete einen Knicks an. »Die ist zu hübsch, um damit Conkers zu spielen.« Sie steckte die Kastanie in den Muff. »Haben Sie das als Kind je gespielt?«
    »Natürlich. Ich hatte eine, die ein ganzes Jahr lang ungeschlagen blieb. Wir legten die Kastanien in Essig ein, um sie zu härten. Und meine war eindeutig der Champion.« Die Erinnerung entlockte ihm ein Lächeln, das ihn gewinnend selbstzufrieden aussehen ließ, als bereite der Kindheitstriumph ihm unverändert Genugtuung. Chastity lächelte mit ihm.
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Familie«, bat sie ihn.
    Douglas warf einen Blick zum bedeckten Himmel und schürzte die Lippen. »Wollen Sie die ausführliche Geschichte oder eine Kurzfassung?«
    »Die ausführliche natürlich.«
    Er neigte den Kopf. »Sie werden es womöglich bereuen. Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll, will es aber versuchen.«

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    »Sechs Schwestern«, sagte Chastity eine Weile später fast ehrfürchtig. »Ich dachte immer, zwei wären schon eine Menge.«
    »Mir hätten zwei genügt«, sagte Douglas und blieb vor einer schmiedeeisernen Bank mit Aussicht auf Serpentine stehen. »Sollen wir uns eine Weile setzen?«
    Chastity setzte sich erleichtert. Sie hatten während Douglas' Bericht einen langen Weg zurückgelegt. Also ... von Verstoßen werden konnte bei ihm keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Er war vom Moment seiner Geburt an mit Liebe und Aufmerksamkeit verwöhnt worden. Und es gab auch keine Erklärung für seine Geldknappheit, da er aus einer vermögenden und geadelten Familie entstammte. Sie war dem Geheimnis seines plötzlichen Umzuges in die Londoner Slums keinen Schritt näher gekommen, noch viel weniger dem Grund seiner Suche nach einer reichen Frau.
    »Was geht Ihnen jetzt durch den Kopf?«, fragte er.
    »Ich möchte Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen und suche nach den richtigen Worten«, sagte sie offen.
    »Ach.« Er schaute sie mit einem Lächeln in den schwarzen Augen an. Die kalte Luft hatte ihre Nasenspitze gerötet, und er verspürte den absurden Wunsch, diese zu küssen. Lächerlich natürlich. »Und warum fragen Sie nicht einfach? Ich finde, dass dies meist der unkomplizierteste Weg ist, persönlich zu werden. Es vermeidet zumindest Missverständnisse.«
    Chastity strich ihren Rock über den Knien glatt und ging die Sache indirekt, aber von jenem Blickwinkel an, der sie vor allem

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