Im Bann Der Herzen
Bequemlichkeit.« Sie breitete die Arme weit aus. »Und dazu noch Blumenbilder an den Wänden, damit die Mühseligen und Beladenen von einer Atmosphäre der Schönheit und Sanftheit umfangen werden.«
Wie das Boudoir einer alten Dame , dachte Douglas. Aber er wollte nicht unhöflich sein ... Das würde ihm bei seiner Werbung nicht förderlich sein. Wenn er lächelte, nickte und sich fügte, würden die Dekorationspläne schließlich ein natürliches Ende erleiden.
»Warten Sie ab, bis Sie sehen, was ich für Ihr Sprechzimmer plane«, sagte Laura verheißungsvoll und ging ihm gestikulierend voraus. »Hier hängen wir als Sonnenschutz vor die Fenster die gleiche Spitze, dafür müssen aber goldfarbene Seitenteile mit Tapetenmuster und roten Quasten her - und rotes Leder auf die Schreibtischfläche. Dazu könnte ich mir Stühle mit roter Lederpolsterung vorstellen. Und unbedingt einen Teppich in vielen Farben ... Rot, Blau, Gold. Das wäre perfekt.« Sie nickte entschieden. »Stellen Sie sich das vor, Dottore.«
Douglas empfand lediglich leises Grauen. Er würde seine Patienten in einem Raum untersuchen, der an ein Bordell erinnerte. Er räusperte sich und überlegte, wie er sie taktvoll ablenken sollte. Sie aber fuhr ungehemmt fort:
»An den Wänden stelle ich mir italienische Gemälde vor. Sie sind unübertrefflich, da nichts über italienische Kunst geht. Natürlich keine Kopien, deshalb muss ich mich sehr sorgfältig umsehen. Billig wird das nicht sein, Sie werden es aber nicht bereuen.«
Wieder räusperte Douglas sich. »Meine Mittel sind nicht unbegrenzt, Signorina.«
Laura tat seinen Einwand mit einer lässigen Handbewegung ab. »Ach, ich werde für Sie feilschen. Wir Italiener können das sehr gut. Keine Angst, Dottore, für mich ist das eine Kleinigkeit.«
»Das ist sehr gütig von Ihnen, Miss della Luca ... Laura ..., sich diese Mühe zu machen, aber leider ...«Er sah auf seine Uhr. »In zehn Minuten erwarte ich einen Patienten und muss noch einige Vorbereitungen treffen.«
»Ach ja, natürlich. Der viel beschäftigte Arzt. Da möchte ich nicht stören.« Sie begab sich zurück ins Wartezimmer und sammelte die überall herumliegenden Stoffmuster ein. »Aber Sie können eine Praxis nicht richtig aufbauen, ohne das richtige Ambiente zu schaffen. Kann man sich den Leibarzt des Königs in so schäbiger Umgebung vorstellen? Nein, keinesfalls.« Wieder lachte sie auf.
»Leibarzt des Königs?«, wiederholte er verständnislos. Wie kam sie nur darauf?
Lachend tippte sie ihm auf die Schulter. »Ehrgeiz, Dottore. Wir alle müssen Ehrgeiz haben, und Ihren kann ich Ihnen von den Augen ablesen.«
Eine Blinde, was das Erkennen von Charakteren betrifft, dachte Douglas, der sein starres Lächeln beibehielt. Allmählich bekam er das Gefühl, als sei es fest zementiert. Vielleicht würde es ihm für ewig bleiben?
»Diese Dinge müssen Sie mir überlassen«, sagte sie mit energischem Nicken. »Sie haben andere Sorgen, Dottore ... aber ich muss mich daran gewöhnen, Sie Douglas zu nennen, nicht? Ja, Douglas, Sie tun die Männerarbeit, während Sie mir die weibliche Sparte überlassen. Sie müssen einfach.«
»Sie sind zu liebenswürdig«, murmelte er. »Ich bringe Sie hinunter.« Er begleitete sie bis auf die Straße, dann schloss er fest die Tür und widerstand der Versuchung abzuschließen, indem er sich ermahnte, dass ein eventueller Patient, der sich mit einer versperrten Tür konfrontiert sah, vermutlich immer ein eventueller bleiben würde.
Während er hinaufging, fragte er sich, wie auf fünf Quadratmeilen einer Stadt so unendlich verschiedene Frauen wie Chastity Duncan und Laura della Luca leben konnten. Und zum ersten Mal regten sich nagende Zweifel. Waren Lauras Geld und die offenkundige Bereitwilligkeit und Energie, mit denen sie sich der Karriere ihres Mannes widmen würde, eine Ehe wert?
Er tat diese Spitzfindigkeit mit einer lässigen Handbewegung ab. Seit es Menschen gab, wurden Kompromisse gemacht. Laura war genau das, was er brauchte. Und sie kannten einander ja kaum. Er war sicher, er würde ihr in der Ehe geben können, was sie wollte, während sie ihm gab, was er brauchte.
Aber Leibarzt des Königs? Du lieber Gott. Das musste man im Keim ersticken. Ihren Chintz sollte sie bekommen, wenn es denn unbedingt sein sollte, aber das nicht.
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11
»Nun, das nenne ich höchst befriedigend«, bemerkte Constance, als die Schwestern am Vormittag des Heiligen Abends nach der Trauung Hester
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