Im Bann der Leidenschaften
gewaltig. So so. Schläferst du mich darum beim Essen ein? Damit du dich mit Frauen treffen kannst, die dir nicht auf die Nerven gehen? Wenn ich nicht misstrauisch wäre, könntest du mich hinter meinem Rücken nach Strich und Faden betrügen – die dumme Annie, dieser Einfaltspinsel, bekommt ja nichts mit. Sie ist ja so vertrauensselig. Nein, Philippe, so nicht!“
„Ich habe mich nicht mit Frauen getroffen, die mir nicht auf die Nerven gehen“, um Philippes Mundwinkel herum zuckt es amüsiert, „ich habe mich mit einem Paar getroffen. Aber immerhin gingen mir die Beiden nicht mit Eifersuchtsanfällen auf den Keks.“
„Über dein Treffen bin ich im Bilde, Philippe. Ich komme gerade vom Kanuverleih und meine Augen und Ohren funktionieren einwandfrei.“
„Dann weißt du ja auch, warum ich mich mit den Beiden getroffen habe.“ Der amüsierte Zug in Philippes Gesicht ist purer Neugier gewichen. Er weiß nicht, was ich gesehen und gehört habe und ich weiß nicht, ob ich pokern soll oder ob ich endlich anfange mit der Wahrheit, so wie ich es mir vorgenommen hatte.
Ich entscheide mich für die Wahrheit. „Ich dachte, du triffst dich allein mit der Frau, nachdem du mich vorher auf üble Weise abserviert hast.“
„Das wäre wirklich übel gewesen, Annie.“
Ist das alles, was Philippe dazu sagen will? Allzu weit bin ich mit der Wahrheit ja nicht gekommen. Also versuche ich es mit der ganzen Wahrheit. „Die Wahrheit ist, dass ich ewig gebraucht habe, um zum Kanuverleih zu humpeln. Ich kam gerade rechtzeitig zu dieser Übergabe von irgendetwas, das geknistert hat, und zur anschließenden Verabschiedung. Und dann bist du ja bereits zum Penthouse gerannt, damit ich nicht bemerke, dass du überhaupt weg warst.“
„Dann hast du alles mitbekommen.“ Philippe macht Anstalten zu gehen. „Wenn ich dir irgendwie beim Laufen behilflich sein kann, lass es mich wissen.“
„Philippe!“
„Ja?“ Philippe ist bereits einige Schritte gegangen und dreht den Kopf zu mir zurück.
„Was habt ihr ausgetauscht? Was hast du von den Beiden erhalten?“
„Komm jetzt, Annie, lass uns nach Hause gehen. Das Theater, das du hier aufführst, ist lächerlich. Wir sollten nicht ausgerechnet am letzten Abend unserer Flitterwochen streiten.“
Ach ja? Sollten wir nicht?
„Dann sag mir, warum du dich mit den Beiden getroffen hast, Philippe! Wenn du dich heimlich nachts davonstiehlst, musst du dich nicht wundern, wenn ich mir Gedanken mache. Das geht so nicht. Ich frage mich, wie du reagieren würdest, wenn ich nachts verschwände – und auf meinem Handy zig Nachrichten von irgendeinem gut aussehenden Kerl wären.“
„Okay“, knurrt Philippe. „Ich verrate es dir, wenn du jetzt endlich mitkommst. Der Hotelbus bringt uns morgen sehr früh zum Flughafen und ich möchte wenigstens noch ein bisschen schlafen.“
Ich setze mich in Bewegung. Als ich Philippe eingeholt habe, stelle ich ihn erneut zur Rede. Von allein macht er den Mund ja doch nicht auf.
„Sie haben mir etwas für dich gegeben und ich habe sie dafür bezahlt.“
„Wie bitte?“
„Annie, jetzt gib endlich Ruhe!“
„Sind die Beiden fliegende Händler? Was nehmen die denn in die Flitterwochen mit, das sie dann dir verkaufen?“ Will Philippe mich verarschen?
Philippe sieht mich böse an. „Es war eine Überraschung für dich! Aber dann gibt es halt keine Überraschung. Ich verrate dir alles, du willst es ja nicht anders. Aber eins sage ich dir: Du hast keinen Grund zur Eifersucht. Ganz im Gegenteil. Isabel ist Schneiderin und sie hat …“
„Ein Kleid für mich genäht?“
Philippe macht ein genervtes Gesicht. „Bist du jetzt zufrieden?“
„Ich würde dir gern um den Hals fallen“, knurre ich, „aber warum sollte ausgerechnet irgendeine wildfremde Frau in den Flitterwochen ein Kleid für mich nähen? Das ist absurd! Gelinde gesagt. Es ist die absurdeste und dämlichste Ausrede, die ich je von einem Typen gehört habe.“
„Nun, wenn du das absurd findest, kann ich dir wohl nicht helfen.“
Wir sind vor unserem Gebäude angekommen und Philippe stürmt die Treppe hoch, ohne sich weiter um mich zu kümmern.
Wäre ich nicht so wütend, würde ich wahrscheinlich schon wieder heulen. Ich lasse die Krücken fallen und ziehe mich mit den Armen am Geländer hoch, während ich mit einem Bein Stufe für Stufe hochspringe. Irgendwie muss ich doch meine Wut abbauen. Allerdings fallen mir nun die wunderschönen Kleider ein, mit denen die Spanierin in
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