Im Bann der Liebe
grinste Aubrey, »zumindest nicht mit dir.«
Sie sank in den Stuhl, den Mrs. Shimclad gerade frei gemacht hatte und der noch warm war von ihrem ausladenden Hinterteil. Ich sollte gehen, dachte Susannah, meine Sachen packen und gehen, ehe ich einen nicht wieder gutzumachenden Fehler begehe, aber Aubrey würde nie erlauben, dass ich Victoria mitnähme, und zurücklassen kann ich sie nicht.
»Das ist nur eine Laune von dir«, bezichtigte sie ihn.
Aubrey trat vor ihren Stuhl, beugte sich vor, ergriff die Armlehnen und sah ihr fest in die Augen. Er duftete nach Seife und salziger Luft, und allein seine Nähe ließ Hitze in ihr aufwallen. »Das ist keine Laune, Susannah«, widersprach er. »Glaub mir, ich bin die halbe Nacht im Arbeitszimmer auf und ab gegangen und habe darüber nachgedacht.«
»Aber es wäre eine Ehe ohne Liebe.«
»Ich habe dir doch gesagt, was ich von Liebe halte«, antwortete Aubrey. »Das ist ein Hirngespinst für Narren, die darüber kaputtgehen. Unsere Verbindung wäre rein zweckgebunden und würde uns beiden nutzen. Denk doch mal nach, Susannah. Du wärest die Herrin des Hauses und hättest so viel Geld, wie du dir immer gewünscht hast. Wenn du mir ein oder zwei Söhne geboren hast, bist du frei zu tun, was du willst. Du könntest eine Weltreise machen, dir einen Zweitwohnsitz in New York, London oder San Francisco nehmen, könntest tun, was du willst.«
Er stand noch immer vor ihr, und seine Nähe lähmte Susannah, obwohl sie zu ihrer eigenen Überraschung keine Spur von Furcht empfand. »Wärest du mir treu?«, fragte sie. Damit verriet sie das erste Loch in ihrem Panzer, und er lächelte, als ihm das klar wurde.
»Wenn du es auch wärest«, gab er zurück. »Aber Gott helfe dir, wenn du mich so zum Hahnrei machst, wie Julia es getan hat.«
Nervös fuhr sich Susannah mit der Zunge über die Unterlippe. Es erschreckte sie, wie gerne sie zustimmen wollte, gleichzeitigwar sie beschämt. Aubrey war schließlich Julias Mann gewesen. »Würdest du schwören, dir keine Geliebte zu nehmen?«
Er hob die Hand, ragte groß und kräftig über ihr auf, und sie konnte sehen, wie die Muskeln seiner Schulter unter dem gestärkten Hemd spielten. »Ich schwöre«, sagte er.
»Julia war ... war meine Freundin ...«
»Du warst ihre. Sie war niemandes Freundin. Siehst du das denn nicht, Susannah? Wenn du Julias Tochter ein schönes Leben bietest, begleichst du jede Schuld, ob real oder eingebildet.«
Sie zögerte. »Ich muss darüber nachdenken«, wich sie schließlich aus und verließ abrupt den Raum.
Aubrey versuchte mit aller Macht, sich zu betrinken, aber je mehr Whisky er trank, desto klarer wurde sein Kopf. Das Zeug wirkte bei ihm wie starker Kaffee, brannte im Magen und machte ihn hellwach.
Nicht dass er klar im Kopf sein wollte. Das war er nicht mehr gewesen, seit er Susannah McKittrick am ersten Tag unerwartet im Flur seines Hauses gegenübergestanden hatte - als sie ihn angesehen hatte, als ob er der Eindringling gewesen wäre. Wann genau hatte sie ihn infiziert mit ihrer Nähe? Ihm kam es so vor, als kannte er sie schon länger als Julia, sogar länger als Ethan ...
Was für ein Unsinn.
Er knallte das Glas auf den Tisch, und das Geräusch bewog Maisie, ihren Kopf durch die Tür zu stecken.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie.
Aubrey warf ihr einen wütenden Blick zu. »Dazu besteht kein Anlass.«
Sie kam herein, unbeeindruckt von seiner Laune. Ihre Augen gingen von der halb leeren Flasche zu dem Glas in seiner Hand, und sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht normal. Sie könnten eine Woche lang in dem Zeug baden, ohne dass Ihre Haut schrumpelt.«
Trotz seiner düsteren Stimmung musste Aubrey lachen. »Ich nehme an, Sie haben einen Grund für Ihr Kommen?«
Maisie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Sie täten gut daran, wenn Sie sich mit Susannah verbänden. Sie ist ein wahrer Schatz - vielleicht ist sie Ihre Rettung, wenn Sie Ihre Karten richtig ausspielen.«
Aubrey lehnte sich zurück. »Meine Rettung, ja? Sind Sie etwa in das Wohltätigkeitskomitee eingetreten, Maisie?« Insgeheim hielt er sie für die christlichste Frau, die er kannte, aber das behielt er für sich.
Maisie kicherte. »Die würden den Teufel verehren, bevor sie mich aufnähmen.«
Sie glaubte ein flüchtiges Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen.
»Ich nehme nicht an, dass Sie Lust hätten, mit mir zu trinken? Natürlich nur zur Feier des Tages.«
»Sie wissen genau, dass ich keinen Alkohol
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