Im Bann der Liebe
trinke«, erklärte Maisie überlegen. »Was meinen Sie wohl, womit das Höllenfeuer so gut in Gang gehalten wird?«
Er zog ein Zigarillo aus der Westentasche, schob es sich zwischen die Zähne und zündete es an. Während er Maisie durch den Qualm hindurch musterte, legte er erst einen, dann den zweiten Fuß auf den Schreibtisch. »Was führt Sie zu dieser Tageszeit her?«, fragte er, ohne auf ihre rhetorische Frage einzugehen. Er zog seine Taschenuhr hervor, warf einen Blick darauf und runzelte die Stirn. »Es ist schon nach Mitternacht. Denken Sie an Ihren Ruf.«
»Jedermann weiß, dass ich mich nie mit einem wie Sie einlassen würde«, schoss Maisie zurück, aber sie grinste dabei spitzbübisch. »Nun, was Miss Susannah angeht, so hat sie, denke ich, eine Schwäche für Sie. Sie würde Ihnen eine gute Frau sein.«
Aubrey sagte nichts. Er betrachtete seine Haushälterin nur durch den immer dicker werdenden Rauch.
»Ich denke, dass ich Folgendes sagen will«, fuhr Maisie fort, wie er es erwartet hatte. »Sie sind mächtig verbittert. Wenn diese Ehe für Sie nur ein Spiel wäre, lassen Sie besser die Finger von der jungen Frau. Es gibt genug andere Männer, die sie umwerben, die etwas dafür geben würden, nur einen Blick auf sie werfen zu können. Sie verdient ein bisschen Glück, und wenn Sie ihr die Chance dazu nehmen, ist die Freundschaft zwischen Ihnen und mir zu Ende.«
Das war keine leere Drohung. Maisie sagte genau das, was sie dachte, und es war ihr gleichgültig, was das für Folgen haben könnte. Aubrey gab es einen Stich, als er sich vorstellte, ihre Achtung zu verlieren. »Sie haben nicht gerade viel Zutrauen zu mir, nicht wahr?«, hielt er dagegen.
Sie runzelte die Stirn. »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Als Sie Miss Susannah hier begegneten, waren Sie zwar höflich, haben aber nur wenig freundliche Worte für sie gehabt. Und jetzt plötzlich, nur weil ein Haufen Kirchenfrauen hier war und mit der Bibel gewedelt hat, bitten Sie sie, Sie zu heiraten! Das klingt mir zu sehr nach einer Laune.«
Maisies Ergebenheit für Susannah rührte Aubrey und weckte seinen Neid. »Wenn Miss McKittrick sich an ihren Teil der Abmachung hält, werde ich auch meinen halten. War ich denn Julia ein so schlechter Ehemann?«
Maisie seufzte. »Sie war problematisch, das gebe ich zu, aber Sie waren sehr streng. Seien Sie ehrlich, Sie fühlen sich von jedem so schnell angegriffen wie von Ihrem Pa und Mrs. Julia.«
Aubrey fuhr auf. »Was wissen Sie von meiner Familie?«
»Das, was Ethan mir erzählt hat«, gab Maisie tapfer zurück. »Dass Ihr Pa ein gemeiner Mensch war und Ihre Mutter Sie hat sitzen lassen, als Sie kaum älter waren als mein kleiner Jasper.«
Aubrey war insgeheim wütend, dass Ethan dieses Familiengeheimnis ausgeplaudert hatte, aber es überraschte ihn nicht. Sein Bruder war nun mal indiskret. »Gehen Sie jetzt besser ins Bett«, beendete er das Gespräch und erhob sich. »Es ist schon bald wieder Morgen.«
Maisie stand auf. »Tun Sie Miss Susannah nicht weh, nur das wollte ich sagen. Verletzen Sie dieses Mädchen nicht. Sie hat in ihrem Leben genug mitgemacht und es dennoch nicht aufgegeben, freundlich zu sein, und ich will nicht, dass Sie sie für die Sünden einer anderen Frau bestrafen.« Sie stieß ihm den Zeigefinger gegen die Brust. »Haben Sie mich verstanden?«
»Sehr deutlich«, erwiderte Aubrey. Er beschloss, sich zurückzuziehen, denn das Trinken machte ihn nur immer nüchterner. »Und die Nachbarn sicher auch.«
Maisie schnaubte und verließ das Arbeitszimmer.
Als Aubrey in die Küche ging, um sich dort ein Glas Wasser zu holen, das er mit hochnehmen wollte, stand Maisie zögernd auf der Schwelle zu ihrem Zimmer, in dem Jasper schon schlief.
»Sie sind ein anständiger Mensch«, erklärte sie, als er sie abwartend ansah, »aber Ihre Dämonen quälen Sie. Sie sollten aufhören, vor ihnen davonzurennen, und sich ihnen stellen.«
Damit drehte sie sich um und schloss die Tür.
Aubrey blieb noch lange nachdenklich in der Küche stehen. Schließlich stieg er die Hintertreppe hoch und sah zu Susannahs Tür hinüber. Er wollte nichts lieber, als sich mit ihr auszusprechen und ihr zu versichern, dass er sie wirklich gern heiraten würde und sich eine gute Ehe wünschte, aber jedes Mal, wenn er den Mund öffnete, schien er die Dinge nur schlimmer zu machen.
In dieser Nacht schlief er nicht gut. Gleich am nächsten Morgen schickte er nach
Weitere Kostenlose Bücher