Im Bann der Liebe
getröstet durch seine Anwesenheit und sein Reden, auch wenn es keinen Sinn machte. Wenn es um Masern ging, war Aubrey Fairgrieve genauso machtlos wie alle anderen auch.
»Es gibt Gerede«, sagte er jetzt.
Susannah seufzte, öffnete den Kühlschrank und nahm zwei Eier heraus, die sie in einer Pfanne aufschlug. Es würde nur ein improvisiertes Essen sein, aber wenigstens ihren Hunger stillen. »Das ist nichts Neues.«
»Weil du dich geweigert hast, mich zu heiraten«, fuhr er fort, als ob sie nichts gesagt hätte. »Das Wohltätigkeitskomitee ist entrüstet.«
»Lass sie«, meinte Susannah, »ich habe im Moment an Wichtigeres zu denken.«
»Nun, wir könnten ihnen den Spaß verderben, indem wir heiraten.«
Susannah errötete und sah, dass er es bemerkte. »Ich habe dir doch schon gesagt«, begann sie und musste sich beherrschen, ihm nicht einfach um den Hals zu fallen, »dass ich den heiligen Bund der Ehe nicht eingehen werde, nur um den Konventionen zu entsprechen.«
Er seufzte und stand mit dem Baby im Arm auf. Sie bemerkte, dass er nach Holzseife duftete. »Was bist du nur für ein widersprüchliches Weib. Es gibt keinen besseren Grund für eine Ehe als die Konvention, und wenn du nicht so ein Dickkopf wärest, der entschlossen ist, mir immer nur zu widersprechen, würdest du das zugeben.«
Zum Glück begann Victoria in diesem Moment zu jammern, und Susannah wandte sich rasch wieder dem Essen zu. »Ihre Windel muss gewechselt werden.«
»Schon wieder?«
Sie lächelte nur.
Er legte das Baby in den Korb zurück, wo es sofort zu schreien begann, und stieg die Treppe hoch. Kurz darauf stand er mit einer Dose Talkumpuder wieder vor ihr.
»Du musst dich darum kümmern«, verlangte er, »ich habe zu tun.« Obwohl Susannah so tat, als wäre sie sich seiner Nähe nicht bewusst, spürte sie in Wirklichkeit jeden Zentimeter seines Körpers so stark, dass es sie fast schmerzte.
»Findest du mich so abstoßend?«, fragte er dann, als ob es gar keine Unterbrechung gegeben hätte.
Susannah warf ihm einen Blick zu. Er kniete neben dem Korb und versuchte, die Windel zu wechseln. »Ja«, erwiderte sie. »Pass auf, dass du sie nicht mit der Nadel stichst. Und wasch dir hinterher die Hände.«
»Warum?«
»Warum die Hände waschen?«
»Warum findest du mich abstoßend?« Seine Blicke folgten ihr.
»Wenn ich mir schon all die Mühen mit einem Mann auflade und ihn heirate, dann soll es wenigstens einer sein, der mich liebt. Leidenschaftlich. Zutiefst.«
Aubrey lachte laut. »Nun komm, Susannah. So behütet du auch aufgewachsen bist, du weißt doch, wie es in Wirklichkeit ist.«
»Nämlich?«
Er wusch sich die Hände und trat dann hinter sie, groß, muskulös und warm. »Liebe oder das, was du darunter verstehst, gibt es doch gar nicht. Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Du bist zu klug, um etwas anderes zu glauben.«
Sie wusste nicht, ob sie verletzt sein oder sich geschmeichelt fühlen sollte, und war verwirrt. Aubrey genoss diesen Austausch. »Wenn du mir nur im Weg stehst, dann geh besser!«, schimpfte Susannah frustriert.
Er tat so, als ob er nichts hörte, blieb stehen und betrachtete die Menge frischer Wäsche. »Du warst wirklich fleißig«, stellte er fest. »Hier sieht es aus wie in einer Wäscherei.«
Susannah nahm zwei Stück Holz und legte sie in den Ofen.
»Was machst du da?«
»Das Feuer in Gang halten.« Als ob sie das Gespräch nicht berührte, ging sie um ihn herum, aber ihr Gesicht, das ganz erhitzt und gerötet war, verriet sie. »Du bist am Verhungern, und ich merke gerade, dass es mir auch so geht.«
Er sah sie weiter an, und ein Lächeln stand in seinem Blick. »Ich weiß nicht, ob wir uns wirklich trennen sollten«, neckte er sie, »aber wenn wir es tun, sollten wir vorsorglich die Wege markieren.«
Susannah musste trotz ihrer Sorgen unwillkürlich lachen. »Ich frage mich langsam, ob das Zeug je trocknen wird«, wechselte sie das Thema und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Bügeln muss ich auch noch.«
Aubreys Gesichtsausdruck änderte sich sofort. Er sah jetzt ernst aus, aber sehr Vertrauen erweckend und kompetent. Er hatte Victoria wieder auf den Arm genommen und machte den Eindruck, als hätte er schon ein Dutzend Kinder großgezogen.
»Susannah ...«
Rasch wandte sie sich ab und holte Butter aus dem Vorratsschrank. Als sie zurückkam, stand er immer noch dort. »Du kannst Victoria wieder in ihr Körbchen legen, damit du essen kannst.«
Er sah sie an,
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