Im Bann der Liebe
legte seine Tochter dann in ihr improvisiertes Bettchen zurück und setzte sich an den Tisch. Susannah servierte die Suppe und anschließend Toast mit Rühreiern.
Er betrachtete gedankenverloren das Essen. Susannah ging wieder an den Herd, um einen Teller für Maisie, die immer noch an Jaspers Bett wachte, fertig zu machen.
»Willst du denn nicht auch etwas essen?«, fragte Aubrey, als sie auf dem Weg zu Maisies Tür war.
»Doch«, gab sie zurück, ihr Magen knurrte so laut, dass er lächeln musste.
Maisie musste zum Essen überredet werden - Jaspers Zustand hatte sich nicht verändert -, und als Susannah schließlich in die Küche zurückkam, war sie verwundert und erfreut, dass Aubrey am Herd stand und dabei war, einen gut gefüllten Teller für sie warm zu halten. Er bedeutete ihr, sich hinzusetzen, und sie gehorchte und ließ es zu, dass er das Essen vor sie hinstellte.
»Das war nett von dir«, bedankte sie sich.
Er grinste. »Selbst unverbesserliche Schurken wie ich haben ihre guten Seiten«, gab er zurück.
Sie musste lächeln. »Ich bin erleichtert, das zu hören.«
Er lachte und wurde dann ernst. »Erzähl mir von St. Marys.«
Sie kaute, schluckte und seufzte. »Julia war ...«
»Ich habe nicht nach Julia gefragt. Ich will etwas von dir wissen. Hast du den Ort gehasst?«
Ihr erster Hunger war jetzt gestillt, sodass sie langsamer aß. »Nein«, erklärte sie. »Die Nonnen waren freundlich. Es war sauber dort, wir wurden medizinisch versorgt, wenn es nötig war. Auch das Essen war gut. Anderen ging es schlechter.« »Was hast du da gemacht? Außer zu lernen, sauber zu bleiben und medizinisch versorgt zu werden?«
Sie erkannte an seinem Blick, dass er sie neckte, aber auch, dass er wirklich wissen wollte, wie es ihr in St. Marys ergangen war. »Wann immer es ging, habe ich Klavier gespielt«, erzählte sie, »und manchmal habe ich mich nützlich gemacht. Wenn sehr viele Babys da waren, haben einige von uns den Schwestern geholfen.«
»Du magst Kinder, nicht?«, stellte er fest.
»Natürlich!« Sie sah zu Victoria hinüber. »Ich dachte, das sähe man.«
»Oh, ja.« Nachdenklich drehte er wieder und wieder das Buttermesser in seiner Hand. »Deshalb wundere ich mich, warum du mich nicht heiraten willst. Du könntest so viele Kinder haben, wie du willst.«
Plötzliche Sehnsucht ließ ihr die Kehle eng werden, und sie schluckte. »Ich möchte einen liebevollen Vater für meine Kinder, falls ich je das Glück haben sollte, welche zu bekommen, und einen Mann, der mich wirklich liebt.«
Wieder schwiegen sie, aber es war ein Schweigen in gemeinsamem Einvernehmen. Sie verstanden sich gut heute. Er nahm sie ernst.
Als sie gegessen hatten, brachten sie und Aubrey ihr Geschirr zur Spüle. Es gab noch so viele Dinge, die sie vom anderen Geschlecht nicht wusste.
Schließlich nahm Susannah Victoria auf den Arm, murmelte einen Gutenachtgruß und zog sich in ihr Zimmer zurück.
Als Susannah am nächsten Morgen mit Victoria in die Küche kam, stand Maisie auf ihrem üblichen Posten. Die Wäsche war abgenommen, sie bügelte gerade ein weißes Hemd. Mehrere Bügeleisen standen auf dem Ofen bereit.
»Wie geht es Jasper?«, fragte Susannah.
Maisie strahlte. »Er ist von Kopf bis Fuß voller Flecke«, sagte sie, »aber es geht ihm besser. Hat sogar etwas Brühe gegessen und mich angebettelt, ich soll ihn in den Stall lassen. Das ist doch ein gutes Zeichen?«
Susannah war so erleichtert, dass ihr die Knie weich wurden. »Oh, Maisie, das ist wundervoll.«
Am Vormittag kam Dr. Fletcher noch einmal vorbei und untersuchte beide Kinder. Als er sich an den Küchentisch setzte, um einen Kaffee zu trinken, lächelte er. Jasper sei über den kritischen Punkt hinweg und Victoria, versicherte er, sei nicht mehr in Gefahr.
Er war ein ruhiger, ernster Mann Mitte sechzig und erzählte ihnen von seiner Praxis, die er lange Jahre in Providence gehabt hatte, von seiner Frau Rachel und den erwachsenen Kindern. Sie hatten vier Söhne, die mittlerweile alle verheiratet waren und selbst Kinder hatten.
Maisie wollte ihn aus ihren Ersparnissen bezahlen, die sie in einer Marmeladendose aufbewahrte, aber er weigerte sich. Er habe seinem Freund Dr. Martin nur einen Gefallen getan.
Nach einigen Tagen ging es Jasper wesentlich besser, und Maisie und Susannah waren erleichtert. Victoria hatte scheinbar Glück gehabt, andere Kinder in der Stadt waren ernsthaft erkrankt.
Susannah wollte ihre Pläne nicht länger aufschieben. Sie
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