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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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und in einem Anflug von Geschwätzigkeit: „Im Morgengrauen laufen wir mit der ersten Flut aus, jawoll. Mit nur einer einzigen Kiste an Bord für so einen stinkreichen Schnösel. Prost!“
    Townsend erhob sich angewidert und blickte sich um. Der Wirt und zwei Schankmädchen waren gerade dabei, das zerstörte Mobiliar zu entfernen und die Scherben zusammen zu kehren. Der Brite dachte kurz nach. Dann hob er eines der zu Bruch gegangenen Stuhlbeine auf und bat Kapitän Mercier um sein Messer, was dieser ihm verdutzt reichte. Damit begann Townsend langsam und sorgfältig, eine Seite des Stuhlbeins anzuspitzen, dass die Späne nur so flogen. Zufrieden betrachtete er anschließend sein Werk. Das Resultat steckte er in seine Gürteltasche und verließ das Lokal wieder. Vielleicht würde er bei Marcel noch rechtzeitig kommen.

Julien hatte begonnen, sein nun fast willenloses Opfer auf dem Bett und auch sich selbst zu entkleiden. Mit einem wohlriechenden Öl rieb er Marcels Körper ein, was dessen Erscheinung einen goldenen Schimmer verlieh und die Formen seiner Muskeln noch hervorhob. Marcel wusste, dass er die sanft kreisenden Berührungen nicht genießen durfte, dass es falsch war, doch er konnte sich gegen diesen Genuss einfach nicht wehren. Sein Leib wand sich unter diesen Händen wie eine Schlange. Hände, die ihn nun umfassten und Juliens athletischen festen Körper an ihn und um ihn herum gleiten ließen. Der Chevalier wollte ihn wegstoßen, doch seine Hände glitten ab. Er fühlte zu absolut kraftlos dazu. Julien verstand es zu geschickt, seine Lust zu wecken zu entfesseln und zu zähmen. Dabei wollte er gar nicht, dass der Marquis diese so bemerkte und vermochte sie dennoch nicht verbergen. Beschämt wandte er den Kopf ab und konnte doch nicht verhindern, dass die Lippen des Marquis die seinen fanden. Erst fragend und flehend, dann immer fordernder, bis auch Marcel seinem Drängen nachkam und den Kuss erwiderte.
    Wie aus weiter Ferne hörte er das Geräusch von Hufschlägen näher kommen. Der Marquis schenkte dem keinerlei Bedeutung. Es war nicht verwunderlich, dass Townsend zurückkam. Viel zu nah war Julien der Erfüllung seiner Wünsche, als dass er seiner Umgebung noch Beachtung schenkte. Aber genau das war ein grober Fehler!
    Minuten später flog die Tür des Gartenhauses auf. Townsend stürmte mit dem selbst gefertigten Pfahl in der Hand in den Wohnraum, bemerkte, dass dieser leer war und lief ins Schlafzimmer hinüber. In einem Anflug von Todesmut und Wahnsinn stürzte sich der sonst so überlegte Engländer auf den Marquis und bohrte ihm das Holzstück in den nackten Rücken. Der bäumte sich auf und rollte zur Seite. Seine eisblauen Augen starrten bewegungslos an die Decke. Er röchelte leise. Blut färbte die weißen Laken unter ihm im Zeitlupentempo rot.
    Ohne zu zögern warf Townsend Marcel eine Decke über den Körper und schleppte den fast Besinnungslosen aus dem Haus. Über die Situation, in der er die beiden vorgefunden hatte, wollte er gar nicht erst nachdenken. Er verstand weder die Gepflogenheiten der Franzosen noch die der Untoten. Townsend schloss die Türe, als ob diese einen Vampir zurückhalten konnte, aber er sich nicht ganz sicher, ob der Marquis wirklich tot war. Zumindest wäre er eine Weile außer Gefecht gesetzt.
    Die frische kalte Luft biss in Marcels Lungen und ließen ihn langsam wieder zu sich kommen. Townsend kniete bei ihm, klopfte abwechselnd auf seine Wangen und schüttelte ihn an den Schultern.
    „Los, steh auf, mein Junge. Wir sollten so schnell wie möglich hier weg!“
    Marcel hustete krampfhaft und versuchte mit Townsends Hilfe aufzustehen. Langsam wich die Lähmung seiner Glieder. Mit dem zunehmenden Angebot an Sauerstoff wuchs die Klarheit seiner Gedanken. Die beiden Männer gingen hinüber in das Haupthaus. Die Dienerschaft der Girauds schlief in einem separaten Trakt und hatte von dem ganzen Tumult nichts mitbekommen. Townsend stützte den jungen Chevalier und geleitete ihn in einen der Besuchersalons. Marcel war immer noch nur mit einer Decke bekleidet, aber der Engländer wagte es nicht, noch einmal das Gartenhaus zu betreten, um dessen Kleidung zu holen.
    „Habt Ihr Silvio gefunden?“, fragte Marcel immer noch keuchend.
    Sein Vertrauter schüttelte den Kopf.
    „Ich bedaure. Den Kapitän fand ich dagegen betrunken in einer Kneipe. Er will morgen auslaufen, sagte er mir. Obwohl sie nur eine einzige Kiste an Bord hätten oder so.“
    Marcel hielt inne. „Das muss

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