Im Bann der Sinne
Papier, warf es in den Papierkorb und begann mit wilder Entschlossenheit weiter zu arbeiten. Heißer Zorn begann unter all ihrer Verletztheit zu brodeln. Scheich Zamanat erwartete also von ihr, dass sie kam, wenn er pfiff? Er würde lernen müssen, dass seine Frau kein Spielzeug war, das er nach Belieben fortwerfen und wieder hervorholen konnte.
Zum vierten Mal legte Tariq den Hörer auf. Er war verärgert über den Widerstand seiner Frau, aber da war noch ein anderes Gefühl. Er konnte nicht den Schmerz in ihrem Blick vergessen, als er zuletzt mit ihr gesprochen hatte.
Nach all der Zeit hatten sich sein Zorn und sein verletzter Stolz endlich Luft gemacht.
Als Jasmine ihm ihre Liebe erklärt hatte, hatte sie seine alten, kaum verheilten Wunden aufgerissen. Und diese Wunden hatten damit zu tun, dass er Jasmine brauchte, was er sich jedoch nicht eingestehen wollte. Und deshalb hatte er Dinge gesagt, die er nicht hätte sagen sollen.
Es war etwas ganz und gar Ungewohntes für Tariq, Schuldgefühle zu haben. Aber nun wurde er von ihnen fast erdrückt. Er hatte das Gefühl, als habe er etwas sehr Zerbrechliches zwischen ihnen zerstört. Nur sein wütender Stolz hielt ihn davon ab, sofort zu ihr zurückzukehren.
Er sagte sich, dass Jasmine nicht nachtragend war. Sobald er mit ihr sprechen würde, würde alles wieder normal sein. Und das nächste Mal, wenn er sie anrief, dann würde sie ihm nicht wieder ausweichen!
Jasmine war zu dem Schluss gekommen, dass sie einfach Zeit brauchte, um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Tariq hatte ihr einen entsetzlichen Schock versetzt und ihr ein für alle Mal klar gemacht, dass
der Mann, den sie liebte, nicht der Mann war, den sie geheiratet hatte.
Liebte sie diesen Tariq?
Sie wusste es nicht, aber dass sie zornig war, stand außer Frage. Sie nahm sich vor, ihm bei seinem nächsten Anruf nicht auszuweichen. Der Anruf kam, als über Zulheil der Morgen dämmerte. Beim zweiten Klingeln nahm sie ab.
„Hallo, hier ist dein geschätzter Besitz", platzte es aus ihr heraus, und sie war stolz darauf.
Am anderen Ende der Leitung herrschte völliges Schweigen. „Ich finde das nicht lustig, Jasmine", sagte er schließlich.
„Nun ja, zum Glück bin ich keine exzentrische Schauspielerin. Deshalb ist mein Ego wohl nicht allzu sehr verletzt." Sie spürte, wie der Zorn in ihr immer heftiger brodelte. „Hast du mir etwas zu sagen oder wolltest du mich nur erinnern, dass ich mich zu fügen habe?" Nanu, wie war ihr das eingefallen?
„Du benimmst dich ziemlich widerspenstig."
„Genau."
„Was hast du denn erwartet, als du zu mir zurückgekommen bist?" Jetzt hatte seine viel zu ruhige Stimme einen wütenden Unterton. „Dass alles wie früher sein würde?
Dass ich dir mein Herz in den Schoß legen würde?"
„Nein. Ich hatte erwartet, dass du mich vergessen hast. Aber das hast du nicht. Du hast mich entführt und geheiratet und mir damit einen Platz in deinem Leben gegeben. Wie kannst du es wagen, mich wie einen Gegenstand zu behandeln? Wie etwas, das du mit deinen königlichen Füßen treten kannst? Wie kannst du es wagen?" Die aufsteigenden Tränen drohten ihre Stimme zu ersticken.
„Niemals habe ich dich so behandelt!", erwiderte er erbost.
„Doch, das hast du. Und weißt du was? Einem Mann, der mir das antut, habe ich nichts zu sagen. Ich könnte dich fast hassen. Ruf mich nicht mehr an. Vielleicht werde ich mich beruhigt haben, bis du zurückkommst. Im Moment jedenfalls habe ich dir nichts zu sagen. Nichts!"
„Wir werden reden, wenn ich wieder da bin." Seine Stimme hatte einen eigenartigen Unterton, den sie bis jetzt nie an ihm wahrgenommen hatte.
Jasmins Hände zitterten, als sie auflegte. Oh ja, sie verdiente etwas Besseres als diese Behandlung. Auch wenn sie nicht geliebt wurde, so verdiente sie doch etwas Respekt.
Den sie jedoch möglicherweise von ihrem Ehemann nie bekommen würde.
„Ich könnte dich fast hassen."
Tariq starrte aus dem Fenster auf die gepflasterten Straßen von Paris. Jasmines Worte hallten in seinem Kopf wider. Er war es gewohnt, von ihr angebetet zu werden, stets im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stehen. Niemals hätte er sich vorgestellt, dass es auch anders sein könnte.
Es gefiel ihm gar nicht. Seine Sehnsucht nach ihr war so groß, dass er sie jede Sekunde vermisste, die sie nicht an seiner Seite war. Die vier Jahre ohne sie hatte er nur überstanden, indem er Tag und Nacht gearbeitet hatte. Ihr Lachen, ihre Lebendigkeit und ihre
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