Im Bann der Sinne
keine von Mary Little Dove Ashton ... sie sind sicher, dass es solch eine Urkunde nicht gibt." Sie schluchzte auf.
Alexandre umarmte sie sanft. „Das sind gute Nachrichten."
„Meinst du wirklich?", flüsterte sie. „Was ist, wenn sie einen Fehler gemacht haben?"
Er wies nicht darauf hin, dass die späte Antwort ein Zeichen dafür war, dass das Einwohnermeldeamt mit allen Mitteln versucht hatte, die Urkunde zu finden. „Es dürfte nicht schwierig sein, das nachzuprüfen. Lass uns bei der Nummer anrufen, die sie uns für weitere Informationen gegeben haben." Er griff neben sich und holte das schnurlose Telefon vom Beistelltisch.
Charlotte nickte. Sie holte tief Luft und wählte die Nummer. Als sie der Telefonistin sagte, worum es ging, wurde sie mit jemandem verbunden, der die Nachforschungen betrieben hatte. Der Mann prüfte noch einmal seine Unterlagen.
„Danke." Ein paar Minuten später legte Charlotte auf und sah Alexandre an. Sie zitterte am ganzen Körper. „Sie haben keinen Fehler gemacht. Es gibt keine Sterbeurkunde von Mary Little Dove Ashton. Der Mann hat unter Little und Dove und Ashton nachgesehen." Sie sprach zu schnell. „Wenn sie bei demselben Autounfall gestorben sind und die Sterbeurkunde meines Vaters in Nebraska vorliegt, sollte dann nicht auch die meiner Mutter dort sein?"
„Das wäre nur logisch. Auf der Urkunde steht, dein Vater ist im Krankenhaus von ...
Kendali gestorben?"
„Ja. Kendall General Hospital." Und plötzlich begriff sie, was Alexandre meinte. „Ich muss dorthin. Um sicher zu sein."
„Sie rücken aber vielleicht nicht mit allen wichtigen Informationen heraus."
„Ich will von ihnen nur wissen, ob meine Mutter entlassen worden ist. Anhand meiner Geburtsurkunde kann ich beweisen, dass ich ihre Tochter bin, und wenn wir sagen, dass sie verschwunden ist, dann helfen sie uns vielleicht."
Alexandre nickte. „Da es ein Kleinstadtkrankenhaus ist, wissen sie vielleicht sogar, wo sie jetzt lebt."
„Wenn sie überhaupt irgendwo ist."
Nachdem sie den Entschluss gefasst hatten, nach Kendall zu reisen, ging alles ganz schnell. Alexandre charterte ein Privatflugzeug vom Napa County Airport zum Bröken Bow Airport in Nebraska. Ein Leihwagen würde am Flughafen auf sie warten.
Kendall lag etwa anderthalb Stunden von Bröken Bow entfernt.
Charlotte akzeptierte seine Hilfe bei der Organisation der Reise, da sie selbst genug damit zu tun hatte, ihre Termine für die nächsten zwei Tage zu verlegen. Für den Trip hin und zurück würden sie nur einen Tag benötigen. Doch sie wusste, egal, was sie herausfand, sie würde einen weiteren Tag brauchen, um zur Ruhe zu kommen.
„Wir fliegen morgen früh um sieben", sagte Alexandre, als sie abends im Bett lagen.
„Der Flug dauert keine drei Stunden. Wenn alles gut geht, sollten wir zum Dinner wieder hier sein."
„Dieser Flug - ist der nicht sehr teuer?"
„Charlotte, das lass meine Sorge sein." Er schloss sie in seine Arme. „Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber ich kann dir helfen, die Wahrheit herauszufinden.
Also lehne mein Geschenk nicht ab."
„Nein, das werde ich nicht. Danke."
Sie schmiegte sich enger an seinen warmen Körper, schlang den Arm um seine Brust und empfand großen Schmerz bei dem Gedanken, dass sie schon bald wieder allein in diesem Bett schlafen würde. Allein, mit gebrochenem Herzen und geplatzten Träumen. Dennoch, wenn sie noch einmal vor der Entscheidung stände, würde sie ohne zu zögern wieder dieselbe treffen.
„Ich denke, wir sollten jetzt ein bisschen schlafen." Sie wusste, er würde ihre gedämpfte Stimmung der bevorstehenden Reise zuschreiben, aber das war im Moment nur ein entfernter Traum. Ihre Gedanken bewegten sich darum, dass sie schon bald den Mann verlieren würde, den sie liebte. Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Wenn all die tollen Frauen vor ihr es nicht geschafft hatten, ihn zu halten, wie konnte sie dann hoffen, mit einem Mann zusammenbleiben zu können, der nicht an Liebe und Treue glaubte?
„Bist du sicher, dass du schlafen willst, ma petite?" Alexandres Stimme liebkoste sie in der Dunkelheit.
Sie spürte das bittersüße Lächeln auf ihren Lippen, wusste aber, dass er es in der Dunkelheit nicht sehen konnte. „Nun, ich könnte mich vielleicht zu gewissen Aktivitäten noch überreden lassen."
Charlotte erlebte die Reise nach Nebraska wie im Nebel. Alexandre saß neben ihr, doch er versuchte nicht, sie in eine Unterhaltung zu verwickeln.
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