Im Bann der Sinne
Sie einfach dort drüben Platz." Sie deutete auf den Wartebereich, wo bereits vier Menschen saßen - ein älterer Mann, eine Frau mit einem schreienden Baby und ein Teenager mit einem Gipsbein.
In dem Moment erschien der Pfleger, der die Schwester kurz vertreten würde.
Alexandre führte Charlotte von der Anmeldung zu den freien Stühlen im hinteren Teil des Empfangsbereichs. Dort waren sie in der Nähe der Mutter mit dem weinenden Kleinkind.
„Pst, Schätzchen", redete die Mutter sanft auf ihr Kind ein. „Der Doktor wird dir gleich etwas gegen die Schmerzen geben." Sie blickte über die Schulter zu Charlotte und Alexandre. „Tut mir leid, aber er ...
Alexandre unterbrach sie. „Sie müssen sich nicht entschuldigen, oder, Charlotte?"
Charlotte blinzelte und erwachte aus ihrem tranceähnlichen Zustand. „Nein, natürlich nicht. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes?"
„Allergie - nicht so schlimm, aber er hat einen Hautausschlag, und das Jucken macht ihn verrückt. Aber der Arzt hat vielleicht etwas gefunden, was ihm helfen wird."
„Das freut mich."
„Wie heißt er?" Alexandres Stimme schien zu dem Kind durchzudringen, denn es hörte auf zu schreien und sah ihn neugierig an.
Die Mutter lächelte erleichtert. „Oh, daran hätte ich denken sollen - die Stimme seines Vaters beruhigt ihn auch immer. Könnten Sie vielleicht einfach einen Moment lang mit ihm sprechen?"
Statt angespannt, ängstlich und dabei hoffnungsvoll auf die Rückkehr der Schwester zu warten, beobachtete Charlotte fasziniert, wie Alexandre es mit leisen, liebevollen Worten schaffte, das Kind zu beruhigen.
Als sie vom Arzt aufgerufen wurden, dankte die junge Frau Alexandre. „Sie sollten selbst Kinder haben", sagte sie zu Alexandre. „Sie wären sicher bildschön mit Ihren Augen und ...", sie sah zu Charlotte, „... Ihrem Teint." Sie lachte, als Charlotte errötete, nahm ihre Sachen und ging.
Als Charlotte Alexandres Hand an ihrer Wange spürte, drehte sie sich zu ihm.
Er lächelte sie an. „Hättest du gern ein bébé mit mir, ma petite?"
„Nicht, solange wir nicht verheiratet sind", erwiderte sie fröhlich, obwohl seine Frage sie verlegen machte. „Und dazu wird es wohl nicht kommen, wie wir beide wissen."
Bis zu diesem Moment hatte Charlotte keinen Gedanken an eine gemeinsame Zukunft mit Alexandre zugelassen. Sie würde dafür kämpfen, alles zu bekommen, was er ihr geben konnte, würde für
mehr als nur diesen einen Monat kämpfen, aber sie hatte keine Hoffnung, dass er ihr für immer gehören könnte. Niemand konnte einen Mann an sich binden, der nicht bereit für eine feste Beziehung und die Liebe war. Und sie würde sich niemals mit weniger zufriedengeben.
Seine Augen verdunkelten sich. „Vielleicht sollten wir ..."
„Das hat nicht so lange gedauert, wie ich dachte", verkündete eine fröhliche Stimme.
Charlotte drehte sich zu Schwester Ann Johnson, die sich neben sie gesetzt hatte.
„Das Ablagesystem dort unten ist fantastisch."
Nervös verflocht Charlotte ihre Finger mit Alexandres.
Die Krankenschwester öffnete die Akte, las kurz und blickte Charlotte dann erstaunt an. „Hier steht, dass Mary Ashton und ihr Mann nach einem Autounfall hier eingeliefert wurden. Er starb an den Unfallfolgen, doch sie erholte sich sehr bald.
Eine Woche nach der Ein-lieferung wurde sie wieder entlassen."
Charlotte hörte nur das Wort „entlassen". Ein Beben ging durch ihren Körper.
„D...danke."
„Können Sie uns ihre Adresse nennen?", fragte Alexandre.
„Tut mir leid - wir haben nur die Adresse in Kendall. Und ich weil?, dass sie nicht hier lebt." Die Schwester stand auf. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie sie finden werden."
Charlotte blieb geschockt sitzen, als Ann Johnson ging.
Alexandre legte den Arm um sie. „Komm, chérie. " Dankbar lehnte sie sich an ihn, als er sie aus dem Krankenhaus und zum Wagen führte.
Er drängte sie nicht, etwas zu sagen, und Charlotte sprach erst, als sie das Krankenhausgelände schon verlassen hatten. „Ich habe nie weitergedacht als daran, herauszufinden, ob sie noch lebt oder nicht. Warum hat sie uns aufgegeben, wenn sie uns doch geliebt hat? Und sie hat uns geliebt, das weiß ich. Daran erinnere ich mich."
„Charlotte." Alexandre lenkte den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Er streichelte ihre Wange.
Sie ließ sich von ihm trösten. „Es tut einfach weh zu wissen, dass sie die ganze Zeit gelebt hat. Wie oft habe ich eine Mutter gebraucht, und sie hat mir nicht geholfen,
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