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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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selten vor, dass sie derart daneben traf. Ihr Kopf und ihr Geist waren nicht frei. Ständig musste sie an Ragnar denken und dass er sie nicht wollte. Seine Zurückweisung schmerzte sie mehr, als sie es sich eingestehen wollte, doch sie würde ihren Weg gehen – mit oder ohne ihn.
    Dahut zog den Dolch, den der Fremde in ihrem Zimmer verloren hatte, aus der Scheide an ihrem Gürtel und wog ihn in ihrer Hand. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, wie gut ausbalanciert er war. Seine Klinge war schärfer als die aller anderen, die sie jemals in Händen gehabt hatte.
    Dahut blickte zur Stelle, wo der Pfeil steckte, mit dem sie die Zielscheibe verfehlt hatte. Sie konzentrierte sich auf das Ziel, ließ die letzten störenden Gedanken los und mit ihnen den Dolch. Er drang knapp oberhalb des Pfeils in den Baum ein. Sie war also doch noch nicht außer Übung.
    »Was würde dein Vater sagen, wenn er wüsste, was du nachts draußen treibst?« Jacut trat zum Baum. Ein maliziöses Lächeln lag auf seinen Lippen.
    Dahut erschrak. Rasch zog sie einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. »Bleib mir vom Leib oder du bist des Todes!«
    Jacut berührte den im Baum steckenden Pfeil, der daraufhin vibrierte. »Ganz schön daneben getroffen. Weiber sind eben untauglich im Umgang mit Waffen.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Ach, tatsächlich? Zu was sind sie dann für dich gut? Um auf dem Rücken zu liegen und die Beine breit zu machen?« Zu ihrem Verdruss bebte ihre Stimme.
    »Das wäre ein Anfang.« Er zog den Dolch heraus und betrachtete ihn. Ein Ausdruck der Langeweile lag auf seinem Gesicht. »Nettes Spielzeug. Was wäre es dir wert, den Dolch wiederzuhaben?«
    Jacut wusste von ihrer Dolchsammlung. Er selbst hatte ihr einst einen geschenkt, in dessen Griff ein Olivin eingelassen war. Sie besaß die Waffe noch, hatte sie jedoch im hintersten Winkel ihres Schrankes versteckt, da er sie nicht hatte zurücknehmen wollen.
    »Ich lasse mich nicht erpressen.«
    Jacut grinste. »Wer sagt denn, dass ich dich erpressen möchte? Du wirst dich mir freiwillig hingeben. Dafür werde ich sorgen.«
    Dahut starrte ihn ungläubig an. Ihr Herz schlug schneller. Sie unterdrückte den Fluchtinstinkt.
    »Du denkst, wegen eines Dolches gebe ich mich dir hin? Noch ein Schritt und ich erschieße dich!«
    Jacut hob die freie Hand. »Komm, Dahut. Mach es uns beiden nicht schwerer, als es sein müsste. Es hat dir früher ja auch mit mir gefallen.«
    »Ja, bevor ich erfuhr, dass du jeder unter die Röcke gehst, die das zulässt.«
    Er kratzte sich an der Schläfe. »Sei froh, dass ich mit solcher Potenz gesegnet bin. Ich kenne andere, bei denen es mitnichten so ist. Nun lass diese alberne Waffe fallen und komme zu mir, Dahut. Es könnte wieder so werden wie früher.«
    »Ich bin verlobt.« Gegen ihren Willen, aber dies auszusprechen, verkniff sie sich ihm gegenüber. »Bald werde ich Brioc heiraten.« Einen Teufel würde sie tun, doch keineswegs hatte sie vor, dies Jacut zu sagen.
    »Ja, und? Denkst du, er wird erfreut sein, dich nicht als Jungfrau vorzufinden?«
    »Das wird er niemals erfahren.« Sie sah es gar nicht ein, dass Männer vor der Ehe herumhuren durften, während Frauen unberührt bleiben sollten.
    »Doch, das wird er, wenn ich ihm einen Jungfrauentest vorschlage, da berechtigte Zweifel an deiner Unberührtheit bestehen.«
    Eiskalt durchfuhr sie der Schrecken. »Das wirst du nicht!« Wenn er dies tat, konnte es ihr passieren, dass ihr Vater anordnete, sie müsse Jacut zu heiraten. Dies bedeutete eine Zukunft mit einem Mann, den sie verabscheute und der neben ihr zahlreiche Gespielinnen haben würde. Gradlon würde nach Huelgoat abreisen und mit Sicherheit keinen Gedanken mehr an ihr Wohlergehen verschwenden.
    Jacuts Lächeln wirkte hässlich und abstoßend auf sie. »Ich werde es mir noch überlegen, ob ich das tue«, sagte er und warf ihr den Dolch vor die Füße, »ebenso, wie du es dir überlegen solltest, den einfacheren Weg zu gehen. Heirate mich.«
    Eher würde sie sich umbringen. »Warum sollte ich?«
    »Weil es für uns beide Vorteile haben wird. Ich bekomme endlich die Stellung, die mir gebührt. Ich bin beliebter hier als dieser Kymre Bedwyn oder dein seltsamer Verlobter. Die Leute hier kennen mich und vertrauen mir.«
    Zumindest Letzteres stimmte. Wie er diesen Status hatte erlangen können, verwunderte Dahut.
    Jacut sah sie eindringlich an. »Dein Vater hat sich mit seinen letzten Steuererhöhungen nicht gerade Freunde gemacht. Du wirst eine

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