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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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habt gehört, was sie gesagt hat.«
    »Du bist viel zu großzügig, sie einfach machen zu lassen. Du hast sie verzogen, Mann! Oh weh, betrogen von meiner eigenen Generation! Was wird wohl als Nächstes geschehen?«
    »Ganz einfach – wir marschieren weiter«, sagte Fiedler.
    »Und es ist nicht mehr weit«, stellte Crokus fest. Er zeigte den Pfad entlang. »Da. Ich kann das Haus sehen. Ich kann Tremorlor sehen.«
    Der Sappeur schaute zu, wie Mappo sich seine Waffe über die Schulter hängte und dann Icarium sanft aufhob. Der Jhag hing schlaff in den mächtigen Armen des Trell. Die Szene verriet derart zärtliche Fürsorge, dass Fiedler wegsehen musste.

Kapitel Neun
     
    Der Tag des Reinen Blutes
    war ein Geschenk der Sieben
    aus ihren Gräbern aus Sand.
    Das Schicksal war ein Fluss
    der Ruhm ein Geschenk der Sieben
    das den ganzen Tag lang
    gelb und karmesinrot dahinströmte.
     
    Hundekette
    Thes’soran
     
    I m örtlichen Dialekt der Can’eld würde das Ereignis Mesh’arn tho’ledann genannt werden: der Tag des Reinen Blutes. Die Mündung des Vathar spuckte noch fast eine Woche nach dem Massaker Blut und Leichen in die Dojal-Hading-See, und der Strom, der die farblosen, aufgedunsenen Körper zum Meer trug, veränderte seine Farbe allmählich von Rot zu Schwarz. Bei den Fischern, die in jenen Gewässern kreuzten, hieß diese Zeit die Jahreszeit der Haie, und mehr als ein Netz wurde abgeschnitten, ehe eine schreckliche Ernte an Bord gezogen wurde.
    Das Entsetzen kennt keine Seiten, keine Günstlinge. Es verbreitete sich wie ein Schandfleck von Stamm zu Stamm, von einer Stadt zur anderen. Und der Abscheu gebar Furcht, die sich in den Herzen der Einheimischen aus dem Reich der Sieben Städte breit machte. Eine malazanische Flotte war unterwegs, unter dem Befehl einer Frau, die so hart war wie Eisen. Das Gemetzel an der Furt über den Vathar würde einem Wetzstein gleich die tödliche Klinge ihres Zorns noch weiter schärfen.
    Doch Korbolo Dom war noch längst nicht fertig.
    Der Zedernwald im Süden des Flusses erhob sich auf einem stufigen Kalksteingelände, und der Karawanenpfad bestand abwechselnd aus Serpentinen und steilen, schwierig zu meisternden Schrägen. Und je tiefer der erschöpfte Treck in den Wald vordrang, desto älter und unheimlicher wirkte die Umgebung.
    Duiker führte seine Stute am Zügel; er stolperte, als ein Felsbrocken unter seinen Füßen wegrutschte. Neben ihm rumpelte ein Wagen voll verwundeter Soldaten. Korporal List hockte auf dem Kutschbock, und seine Gerte klatschte auf die staubigen, schweißüberströmten Rücken von zwei Ochsen, die sich schwer in ihrem Joch abmühten.
    Die Verluste an der Furt über den Vathar hallten wie eine betäubende Litanei im Geist des Historikers wider. Mehr als zwanzigtausend Flüchtlinge, unter ihnen unverhältnismäßig viele Kinder. Der Tollhund-Clan hatte keine fünfhundert einsatzfähigen Kämpfer mehr, und die anderen beiden Clans waren fast ebenso übel zugerichtet. Siebenhundert Soldaten der Siebten waren tot, verwundet oder wurden vermisst. Ein knappes Dutzend Pioniere war noch auf den Beinen, und vielleicht noch zwanzig Seesoldaten. Drei Adelsfamilien hatten den Tod gefunden – nach Ansicht des Rats ein unannehmbarer Verlust. Und Sormo E’nath. Und mit ihm – in ihm – acht Ältere Waerlogas; das bedeutete nicht nur einen Machtverlust, sondern mit Sormo waren auch Wissen, Erfahrung und Weisheit verloren gegangen. Dieser Schlag hatte die Wickaner in die Knie gehen lassen.
    An diesem Mittag, als der Treck an einer geeigneten Stelle kurz Rast gemacht hatte, hatte sich Lull zu dem Historiker gesellt, um mit ihm zusammen seine Ration zu sich zu nehmen. Zunächst hatten sie nur wenige Worte gewechselt – ganz so, als wäre das, was am Vathar geschehen war, etwas, worüber man nicht sprechen durfte, obwohl es wie eine Seuche jeden Gedanken vergiftete und jeden Anblick, jedes Geräusch wie ein geisterhaftes Echo begleitete.
    Langsam räumte Lull die Reste des Essens fort. Plötzlich hielt er inne, und Duiker sah, dass der Hauptmann seine Hände musterte, die zu zittern begonnen hatten. Der Historiker schaute weg. Überrascht wurde ihm klar, dass er sich schämte. Er warf einen Blick auf List, der verloren im Gefängnis seiner Träume auf dem Kutschbock schlief. Ich könnte barmherzig sein und den Burschen aufwecken, doch mein Wissensdurst ist viel zu groß. In diesen Tagen ist es verdammt leicht, grausam zu sein …
    Der Hauptmann seufzte und

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