Im Bann der Wüste
vermute, ihr habt es geschafft, die Tore des Azath zu benutzen.«
»Ja, das haben wir.«
»Irgendwelche Probleme?«
»Nichts Besonderes.«
»Freut mich zu hören, dass es zumindest einer von uns nicht allzu schwer hatte.« Kalam setzte sich mühsam auf. »Wo sind wir eigentlich?«
Eine neue Stimme erklang. Sie klang zischend und sarkastisch. »In der Sphäre des Schattens … meiner Sphäre!«
Fiedler stöhnte, blickte auf. »Schattenthron, wie es jetzt heißt, oder? Kellanved trifft es besser! Wir lassen uns nicht mehr zum Narren halten, habt Ihr das mitbekommen? Ihr könnt Euch in diesen kunstvollen Schatten verstecken so lange Ihr wollt – aber Ihr seid immer noch einfach nur der verdammte Imperator!«
»Oh weh, ich verzage!« Die substanzlose Gestalt kicherte plötzlich, schob sich rückwärts. »Und du, bist du nicht ein Soldat des malazanischen Imperiums? Hast du nicht einen Eid geschworen? Hast du nicht Treue geschworen … mir die Treue geschworen?«
»Dem Imperium, meint Ihr wohl!«
»Warum diese Haarspaltereien? Das sind doch nur geringfügige Unterschiede. Was bleibt, ist die Tatsache, dass die Aptorian euch bei mir abgeliefert hat … ja, bei mir, bei mir, bei mir!«
Ein plötzliches Klicken und Summen ließ den Gott herumwirbeln und die Dämonin anstarren. Als die Geräusche verstummten, wandte sich Schattenthron erneut der Gruppe zu. »Kluge Hexe! Aber das haben wir ja schon gewusst, oder nicht? Sie und dieses hässliche Kind, das auf ihr reitet, igitt! Korporal Kalam von den Brückenverbrennern, es sieht so aus, als hättest du eine Frau gefunden – ah, schaut euch nur diese Augen an! Solche Wut! Ich bin beeindruckt, oh ja, höchst beeindruckt. Und jetzt wollt ihr euch irgendwo häuslich niederlassen, nicht wahr? Ich möchte euch alle belohnen!« Er gestikulierte mit beiden Händen, als wollte er seinen Segen erteilen. »Schließlich seid ihr alle loyale Untertanen!«
Apsalar meldete sich in ihrer kühlen, distanzierten Art zu Wort. »Ich will keine Belohnung, genauso wenig wie mein Vater. Wir möchten, dass unsere Verbindungen getrennt werden – zu Euch, zu Cotillion und zu allen anderen Aufgestiegenen. Wir wollen dieses Gewirr verlassen, Ammanas, und zur kanesischen Küste zurückkehren – «
»Und ich werde sie begleiten«, warf Crokus ein.
»Oh, wie wunderbar!«, sang der Gott. »Gleich verlaufende Eleganz, diese höchste aller Vollkommenheiten! In der Tat, zur kanesischen Küste! Zu genau jener Straße, auf der wir uns das erste Mal begegnet sind, oh ja. Dann geht! Ich schicke euch mit der sanftesten aller Gesten fort. Geht!« Er hob einen Arm und streichelte mit seinen langen, geisterhaften Fingern die Luft. Schatten verschluckten die drei Gestalten, und als sie sich wieder auflösten, waren Apsalar, ihr Vater und Crokus verschwunden.
Der Gott kicherte erneut. »Cotillion wird schrecklich zufrieden sein, ja, das wird er wirklich. Und was ist jetzt mit dir, Soldat? Meinen Großmut bekommt man nur selten zu sehen – ich habe schließlich so wenig davon! Macht schnell, bevor diese erheiternde Episode mich zu langweilen beginnt.«
»Korporal?«, fragte Fiedler und kauerte sich neben den Assassinen. »Kalam, ich bin nicht besonders begeistert von einem Gott, der Angebote macht, wenn du verstehst, was ich meine …«
»Nun, wir haben noch nicht allzu viele von solchen Angeboten gehört, oder? Kell – … Schattenthron, ich könnte ein bisschen Ruhe gebrauchen, wenn es das ist, was Ihr im Sinn habt.« Er schaute sich um und begegnete Minalas Blick. Sie nickte. »Ein sicherer Ort – «
»Sicher! Es gibt keinen sichereren! Apt wird an eurer Seite sein, so wachsam wie immer! Und Behaglichkeit, oh ja, viel Behaglichkeit – «
»Igitt«, sagte Fiedler. »Ohne mich. Das klingt ja schlimmer als der Tod.«
Der Gott schien den Kopf zur Seite zu neigen. »Um die Wahrheit zu sagen – dir schulde ich nichts, Sappeur. Nur Apt spricht für dich. Leider besitzt sie ein gewisses … Druckmittel. Und Loh, ja, du warst wahrscheinlich ein loyaler Soldat, nehme ich an. Willst du zu den Brückenverbrennern zurückkehren?«
»Nein.«
Kalam schaute Fiedler erstaunt an und stellte fest, dass sein Kamerad die Stirn runzelte.
»Als wir unterwegs zu Mocks Feste waren«, erklärte der Sappeur, »haben wir die Gespräche von ein paar Gardisten während des Wachwechsels mit angehört. Sieht so aus, als ob noch eine letzte Abteilung Rekruten hier im Hafen hockt, die zur Armee von Tavore unterwegs ist.«
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