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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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grunzte er. »Und was ist mit dem Hohemagier? Welche Rolle spielt er in dieser Geschichte?«
    Er konnte an ihrer Stimme erkennen, dass sie lächelte. »Ah, nun gut, er bleibt im Hintergrund; er ist außer Sicht – aber er wird da sein, sollte Dujek ihn brauchen. Tayschrenn ist Dujeks – wie nennt ihr Soldaten das noch – er ist sein rasierter Knöchel im Loch. «
    Kalam schwieg etwa eine Minute lang. Die einzigen Geräusche in dem Zimmer waren seine Atemzüge und ein langsames, aber gleichmäßiges Tröpfeln – sein Blut, das auf die Fliesen tropfte. Schließlich sagte er: »Es bleiben immer noch ein paar ältere Verbrechen …« Der Assassine runzelte die Stirn. Die einzigen Geräusche …
    »Dass ich Kellanved und Tanzer umgebracht habe? Stimmt, ich habe ihre Herrschaft über das malazanische Imperium beendet. Habe den Thron usurpiert. Ein überaus scheußlicher Verrat, in der Tat. Ein Imperium ist größer als ein einzelner Sterblicher – «
    »Euch eingeschlossen.«
    »Mich eingeschlossen. Ein Imperium erzwingt seine eigenen Notwendigkeiten, erhebt Forderungen im Namen der Pflicht – und diese spezielle Last ist etwas, das du als Soldat sicherlich verstehen wirst. Ich habe diese beiden Männer sehr gut gekannt, Kalam – das ist etwas, das du von dir nicht sagen kannst. Ich habe einer Notwendigkeit gehorcht, der ich mich nicht entziehen konnte – aber ich habe ihr widerstrebend und zornig gehorcht. Seit damals habe ich mir einige schwer wiegende Fehleinschätzungen zu Schulden kommen lassen; ich habe manche Dinge falsch beurteilt – und mit denen muss ich jetzt leben – «
    »Dassem Ultor – «
    »War ein Rivale. Ein ehrgeiziger Mann, der dem Vermummten verschworen war. Ich wollte keinen Bürgerkrieg riskieren, also habe ich zuerst losgeschlagen. Ich konnte den Bürgerkrieg vermeiden, und daher bereue ich es auch nicht.«
    »Es scheint«, murmelte der Assassine trocken, »als hättet Ihr Euch auf diese Begegnung vorbereitet.« Und wie du das getan hast!
    Nach einem Moment fuhr sie fort. »Also, wenn Dassem Ultor jetzt an meiner Stelle hier säße – sag mir, Kalam, glaubst du, er hätte dich so nah an sich herankommen lassen? Glaubst du, er hätte versucht, vernünftig mit dir zu reden?« Sie verstummte erneut ein paar Atemzüge lang, um dann fortzufahren: »Es scheint klar, dass meine Bemühungen, die Richtung zu tarnen, aus der meine Stimme kommt, fehlgeschlagen sind, denn du schaust mich genau an. Drei, vielleicht vier Schritte, Kalam, und du kannst die Herrschaft von Imperatrix Laseen beenden. Was wirst du tun?«
    Lächelnd verlagerte Kalam den Griff um das Messer in seiner rechten Hand. Na schön, ich werde mitspielen. »Das Reich der Sieben Städte – «
    »Wird alles mit gleicher Münze zurückgezahlt bekommen«, schnappte sie.
    Die Augen des Assassinen weiteten sich angesichts des Zorns, den er bei diesen Worten in ihrer Stimme hörte. Also, was sagt man dazu? Imperatrix, du hättest deine Illusionen gar nicht gebraucht. So endet die Jagd also hier. Er schob das Messer in die Scheide zurück.
    Und lächelte voller Bewunderung, als sie aufkeuchte.
    »Imperatrix«, grollte er.
    »Ich … ich muss zugeben, dass ich etwas verwirrt bin …«
    Hätte gar nicht gedacht, dass Schauspielerei eine deiner Stärken ist. Laseen … »Ihr hättet um Euer Leben betteln können. Ihr hättet mehr Begründungen, mehr Rechtfertigungen aufzählen können. Stattdessen habt Ihr gesprochen. Nicht mit Eurer Stimme, sondern mit der eines Imperiums.« Er drehte sich um. »Euer Versteck ist sicher. Ich werde … Euch jetzt verlassen – «
    »Warte!«
    Er verharrte, zog angesichts der plötzlichen Unsicherheit in ihrer Stimme die Brauen hoch. »Imperatrix?«
    »Die Klauen – ich kann nichts tun – ich kann sie nicht zurückrufen.«
    »Ich weiß. Sie kümmern sich selbst um ihre Leute.«
    »Wo wirst du jetzt hingehen?«
    Er lächelte in die Dunkelheit. »Euer Vertrauen in mich ist schmeichelhaft, Imperatrix.« Er wendete das Pferd, ging zur Tür und drehte sich dort ein letztes Mal um. »Falls Ihr mich fragen wolltet, ob ich noch einmal kommen werde, um Euch zu töten, so lautet die Antwort nein.«
    Minala kauerte ein paar Schritte vom Eingang entfernt; die Armbrust in ihren Händen war noch immer schussbereit. Sie richtete sich langsam auf, als Kalam wieder in die Halle trat, den Hengst hinter sich herzog und dann die Tür schloss.
    »Nun?«, wollte sie wissen.
    »Nun was?«
    »Ich habe Stimmen gehört –

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