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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nichts anderes mehr im Kopf als ihren eigenen Tod, und sie jammern unaufhörlich.«
    Auf eine Geste hin setzten die vier Träger die Sänfte ab. Zwei von ihnen begannen unverzüglich damit, verschiedene Gerätschaften aus dem Gepäckteil hinter dem Sitz zu nehmen; ihre Bewegungen waren nachlässig und locker. Die anderen beiden machten sich daran, ihrem Herrn beim Aufstehen zu helfen.
    »Es gibt da eine höchst wirksame Salbe«, schnaufte der Mann. »In jener hölzernen Kiste dort drüben – da, die da! Der namens Knopf trägt sie. Knopf! Setz das ab, du angenagter Tropf! Ha, Knopf der Tropf! Hör auf, an dem Verschluss herumzufummeln – solch schwierige Aufgaben zermatschen dir nur deinen verfaulenden Verstand. Aah! Ihr habt keine Hände!« Der Blick des Mannes hing an Heboric, als nähme er ihn jetzt zum ersten Mal richtig wahr. »Welch ein Verbrechen, so etwas zu tun! Doch leider hat keine meiner heilenden Salben die Kraft, die nötig wäre, eine solch komplizierte Regeneration durchzuführen.«
    »Bitte seid nicht betrübt wegen der Dinge, die mir fehlen«, sagte Heboric. »Und noch viel weniger wegen der Dinge, die Euch fehlen. Ich brauche nichts, obwohl ich froh bin, hier vor dem Sturm geschützt zu sein.«
    »Ihr, der Ihr einst ein Priester Feners gewesen seid, könntet sicherlich eine tragische Geschichte vom Verstoßenwerden erzählen, aber ich werde meine Nase nicht in Eure Angelegenheiten stecken … Und Ihr« – der Mann drehte sich zu Kulp um – »vergebt mir, aber gebietet Ihr vielleicht zufällig dem Meanas-Gewirr?«
    Kulps Gesicht verdüsterte sich. »Ihr verkauft nicht nur magischen Krimskrams«, sagte er grollend.
    »Das macht nur der langjährige Umgang mit all diesen Dingen, werter Herr«, sagte der Mann und verbeugte sich. »Nichts weiter, das versichere ich Euch. Ich habe mein Leben der Magie gewidmet, aber ich praktiziere sie nicht. Doch die Jahre haben mir eine gewisse … Empfindsamkeit beschert, das ist alles. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Euch verärgert haben sollte.« Er streckte einen Arm aus und stieß einen seiner Diener an. »He, du! Welchen Namen habe ich dir gegeben?«
    Felisin schaute fasziniert zu, wie sich die angenagten Lippen des wandelnden Leichnams zu einem verzerrten Grinsen verzogen. »Muschel, obwohl ich mich einst selbst Iryn Thalar genannt – «
    »Ach, hör auf damit, was einmal war! Du bist jetzt Muschel, basta!«
    »Ich bin einen grauenvollen Tod gestorben – «
    »Sei still!«, kreischte sein Herr, dessen Gesicht plötzlich dunkel anlief.
    Der untote Diener verstummte.
    »Und jetzt«, fuhr der Mann keuchend fort, »such diesen Wein aus Falar, dann können wir die zivilisiertesten Geschenke des Imperiums genießen.«
    Der Diener stolperte davon. Der Kopf seines Kameraden, der ihm am nächsten war, fuhr herum. Ausgetrocknete Augen starrten ihm hinterher. »Dein Tod war längst nicht so entsetzlich wie meiner …«
    »Die Sieben Heiligen mögen uns behüten!«, zischte der Kaufmann. »Magier, ich erbitte mir von Euch einen Spruch, der diese sorglos ausgewählten Wiederbelebten zum Schweigen bringt! Ich werde Euch in Imperialen Jakatas bezahlen, und ich werde Euch gut bezahlen!«
    »So etwas liegt nicht im Bereich meiner Möglichkeiten«, murmelte Kulp.
    Felisin blickte den Kadermagier aus zusammengekniffenen Augen an. Das dürfte eine Lüge gewesen sein.
    »Ah, nun gut«, seufzte der Mann. »Bei den Göttern hienieden, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Nawahl Ebur, ein bescheidener Kaufmann aus der Heiligen Stadt Pan’potsun. Und mit welchen Namen wünscht ihr drei angesprochen zu werden?«
    Das ist merkwürdig ausgedrückt.
    »Ich bin Kulp.«
    »Heboric.«
    Felisin sagte nichts.
    »Wohingegen das junge Mädchen scheu ist«, sagte Nawahl; er verzog die Lippen zu einem nachsichtigen Lächeln und sah sie an.
    Kulp kauerte sich vor die hölzerne Kiste, öffnete den Riegel und hob den Deckel.
    »Die weiße Tonschale, die mit Wachs versiegelt ist«, sagte der Kaufmann.
    Der Wind war nur noch ein Heulen in einiger Entfernung, und der ockerfarbene Staub sank langsam um sie herum zu Boden. Heboric, der immer noch über eine Wahrnehmung verfügte, die es für ihn überflüssig machte, etwas zu sehen, setzte sich auf einen verwitterten Felsblock. Eine leichte Falte hatte sich auf seiner breiten Stirn gebildet, und unter der Staubschicht, die seinen Körper bedeckte, wirkten seine Tätowierungen stumpf.
    Kulp ging zu Felisin hinüber, die

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