Im Bann des Adlers
aber auf den Zweiten. Wie schon am Vortag sah er sich deshalb genau um, bevor er aus dem Schutz der Bäume trat und Richtung Bergkette marschierte.
Mit den Bergschuhen kam er wesentlich besser voran und schon nach kurzer Zeit hatte er ein gutes Stück Weg hinter sich gebracht. Die Luft war klar und kalt, der Himmel wolkenlos. Perfektes Wetter zum Wandern. „Oder um jemanden zu verfolgen!“ Schoss es ihm durch den Kopf. Unsicher sah er sich wieder um, doch niemand schien in der Nähe zu sein. Trotzdem sagte ihm ein feines Kribbeln im Nacken, dass er nicht alleine war. Wachsam betrachtete er, während er langsam weiterging, die Gegend und suchte nach möglichen Verstecken, hinter denen Gefahr lauern konnte. Nach einiger Zeit entspannte Victor sich wieder etwas, denn er entdeckte niemanden und es geschah auch nichts. „Hab ich mir wohl nur eingebildet.“ Beruhigte er sich selbst. Gleich darauf krachte ein Schuss durch die Stille.
„Puta Madre! Verdammte Scheiße, haben sie mich doch gefunden.“ Rief Victor und rannte zum nächstgrößeren Felsbrocken um sich dahinter zu verschanzen. Verfolgt von weiteren Kugeln, kam er sicher dahinter an und zog seinen Revolver. Zuerst einmal musste er lokalisieren, aus welcher Richtung überhaupt geschossen wurde. Ängstlich streckte er die Nase über den Stein, um nicht doch eine Kugel abzubekommen. Schon wurde wieder geschossen, eindeutig links von ihm. Sofort zog er den Kopf wieder ein und drehte sich in die Richtung, wo er seine Widersacher glaubte. Kein Mensch war zu sehen und doch ertönte erneut ein Gewehrschuss. Die Kugel flog nicht weit an seinem Kopf vorbei, er musste handeln um nicht zu sterben. Blind feuerte er den Revolver ab, auf die Stelle, an der er die Schützen vermutete. Ein Schrei bestätigte ihm den Verdacht.
„Hoffentlich getroffen“, dachte er, während er schon wieder abdrückte. Ein Fluch war zu hören und aus dem folgenden Wortgefecht, konnte er entnehmen, dass einer tatsächlich etwas abbekommen hatte.
Das war die Gelegenheit. „Angriff ist die beste Verteidigung!“ Mit diesen Worten stürmte er aus seinem Versteck und griff an. Unter Kugelhagel haken schlagend, raste Victor auf die Stelle hinter den Büschen zu, wo Raoul und Juan sich verbargen. Wie ein Guerilla Kämpfer stürmte er über die kleine Hecke und zertrampelte, den stark aus dem Oberschenkel blutenden Juan beinahe, mit der Wucht des Aufpralls. „Pfff“ mit einem Pfeifen wich die Luft aus dessen Lungen und er war bewusstlos. Inzwischen steckte er aber schon einen Fausthieb von Raoul ein, der ebenfalls einen Streifschuss am linken Arm zu haben schien. Das Gewehr hatte dieser vor Schreck über den schnellen Überfall fallen lassen. Victor nutzte seine einzige Chance, riss die Pistole hoch und verpasste ihm einen Kopfschuss. Dann drehte er sich zu Juan.
Aus der Wunde am Oberschenkel war inzwischen ein richtiger See an Blut ausgetreten. Er hatte wohl eine Arterie verletzt. Der Mann blutete aus. „Nein, ich erlöse dich nicht. Du hättest Jessica oder mich auch nicht geschont.“ Er schlug mit den Händen abwechselnd auf beide Backen des Mannes, um ihn noch einmal wach zu bekommen.
Flackernd öffneten sich seine Lieder, die Augen wurden schon trüb. „Wo ist sie? Sag es mir, sofort, oder ich bringe dich um!“ Juan versuchte sich an einem Blut spuckenden Lachen, ihm war wohl klar, dass er sowieso starb. Trotzdem bewegten sich seine Lippen. „Da oben im Schneekeller.“ Damit streckte er eine Hand vage nach rechts oben am Berg aus. „Wo genau, erkläre es mir.“ Doch das waren die letzten Worte. Der Mann würde nicht mehr das Bewusstsein erlangen, zu viel Blut hatte er schon verloren. Schnell untersuchte er die Beiden nach irgendwelchen Hinweisen. Als er nichts fand, nahm er das Gewehr und die Ersatzpatronen an sich und lief los um endlich seine Geliebte zu retten.
Kapitel 66
Hillary
Ein besonders lauter Presslufthammer machte sich energisch in ihrem Kopf breit, als Hillary die Augen aufschlug. Sie lag in einem Bett. „Na wenigstens nicht wieder in dem Kellerloch , sondern immer noch in einem Zimmer“, dachte sie. Trotz des bohrenden Schmerzes rief sie sich die Geschehnisse wieder ins Gedächtnis. Es muss wohl etwas in dem Tee gewesen sein, denn nach dem Gespräch setzte ihre Erinnerung erst wieder ein, als sie in der Kapelle aufwachte. „Hernandez! Das kann ich nicht geträumt haben. Mein Bruder ist hier irgendwo!“ Schlagartig hellwach setzte das Mädchen sich im Bett auf
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