Im Bann des Adlers
meine, wenn Sie sagen die Verbindung darf nicht abreißen. Was passiert, wenn Sie nicht opfern?“ „Täglich mein Junge, sonst wird das nichts. Aber keine Sorge, jeder hier gibt gerne seine Lebenskraft und es ist ja auch nicht viel. Wir haben tatsächlich schon sehr harte Jahre hinter uns, in denen wir sehr wenig oder gar nicht opfern konnten. Unser Leben war mit dem, wie wir es heute führen, nicht vergleichbar. Es gab wenig, oder gar keine Ernte und teilweise war das Wenige auch noch verdorben. Doch wie du siehst, haben wir einen Weg gefunden. Ich denke das reicht für heute. Bis morgen Mittag erwarte ich deine Entscheidung. Wenn du unserem Orden beitrittst, wirst du es nicht bereuen.“ „Das glaube ich gern.“ Fiel Hernandez‘ Antwort zweideutig aus. Doch der Adler schien das gar nicht zu bemerken. Vielmehr konnte er sich des Eindruckes nicht erwehren, der Adler war sich sicher er würde auf jeden Fall zusagen. Wieso sollte jemand so verrückt sein und freiwillig diesen Irrsinn mitmachen? Er wollte gar nicht noch mehr erfahren. Alles, was er bisher gesehen und gehört hatte, reichte schon um unter keinen Umständen hier bleiben zu wollen. Sie tranken den Tee aus, der schon bereitstand als die Zwei den Raum betraten. Geronimo geleitete ihn wieder in sein Zimmer und wünschte eine gute Nacht. Weg war er. Fieberhaft überlegte Hernandez, wie er wohl an Hillary ran käme und ob es ihr gut ging. Als er sicher sein konnte alleine zu sein, drückte er prüfend die Türklinke nach unten und zog daran. Abgeschlossen, wie vermutet. So viel zu Vertrauen. Heute würde er seine Schwester wohl nicht mehr sehen können. Vielleicht bestand die einzige Möglichkeit sie zu retten darin, zum Schein hier beizutreten. „Du spinnst wohl!“ Hörte Hernandez lautstark Hillarys Gedanken in seinem Kopf. Sofort verwarf er die Idee wieder. Sie hatte recht, wenn er hier beitrat, selbst zum Schein war ihm nicht mehr zu helfen. Doch sie mussten schnellstmöglich weg von hier und wo befanden sich Jessica und diese Polizistin?
Kapitel 65
Victor
Bis Einbruch der Dämmerung kam Victor zwar gut voran, jedoch hatte er weder einen Schneekeller noch eine Hütte zum Übernachten gefunden. Wenigstens war auch von seinen Verfolgern nichts zu sehen. Er hatte permanent Angst aus einem Hinterhalt überfallen zu werden und versuchte deshalb im Schutz des Waldes zu bleiben. Was sich manchmal als nicht ganz einfach gestaltete, da er ja unbedingt nahe bei den befahrbaren Wegen bleiben wollte. Inzwischen suchte er die Gegend schon nach einer geeigneten Stelle ab um dort die Nacht zu verbringen. Es würde kalt und ungemütlich werden, denn Feuer sähe man kilometerweit. An Schlaf war gar nicht zu denken, zu groß die Gefahr, dass seine >Feinde< ihn fanden.
Unterhalb des Hanges an dem er gerade lief, sah er eine Mulde und dahinter so etwas wie eine Höhle. Na, das schien doch geeignet. Schnell sah er sich noch einmal in alle Richtungen um und bahnte sich dann seinen Weg über den rutschigen Fels nach unten. Durch den leichten Abendnebel und das Moos an Felsvorsprüngen, wurde der Stein glatt und mit seinen Ledersohlen kaum begehbar. Wenn er sich jetzt auch noch den Fuß verstauchte, war alles umsonst.
Wen sollte er denn um Hilfe bitten? Es gab nur noch die Polizei. Er schwor sich, wenn er Jessica hier lebend raus brachte, würde er sich stellen. Ihm war bewusst, dass er keinesfalls straffrei davonkäme. Doch das war egal. Wenn er eine Zukunft mit seiner Geliebten haben wollte, dann musste er dafür sorgen, dass ihr keine Gefahr mehr drohte.
Schlitternd erreichte er das Ende des Hangs und inspizierte die Gegend. Dabei fiel sein Blick auf einen großen dunklen Umriss im nahe gelegenen Wald. Mit etwas Glück handelte es sich um eine Holzhütte. Ihm war klar, dass er den Weg nur einmal gehen konnte. Mittlerweile war die Sonne schon fast untergegangen und in wenigen Minuten würde es fast dunkel sein. Zu riskant, dann mit Taschenlampe durch die Gegend zu laufen. Für ihn hieß das, entweder hierbleiben oder auf Verdacht in den Wald gehen und notfalls dort im Unterholz die Nacht verbringen. Kurz entschlossen setzte er seinen Weg in Richtung Wald fort. Gerade als die Dunkelheit endgültig hereinbrach, erreichte er die ersten Bäume und was für ein Segen, tatsächlich stand einige Meter entfernt, mitten im Wald ein Blockhaus.
Wie beim Ersten suchte er nach einem losen Brett zwischen den Stufen. Bingo! Schon von außen hatte er den Eindruck hier ein
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