Im Bann des Adlers
Perron nach. „Gibt es etwas, was Sie uns in diesem Zusammenhang sagen können?“
„Na ja, die Beiden waren immer ein Herz und eine Seele, wie wir das verstanden haben, ist José, Jessicas große Liebe. Wer wandert schon einfach so aus.“ Sagte Walther mit einem Seitenblick zu Elisabeth. „Auch seine Vergangenheit war sowohl für unsere Tochter, als auch für uns, nie ein Problem. Er wurde ja auch freigesprochen.“ Sofort wurde Riboz hellhörig.
„Freigesprochen, wovon?“ hakte er scharf nach. Die Zwei zuckten merklich zusammen. Augenscheinlich wollten sie dieses Thema nicht erwähnen. Wieder ergriff Walther das Wort, während er Elisabeths Hand drückte. „Bevor er Jessica kennen lernte, arbeitete Señor Lorca in einem großen Auktionshaus in Madrid. Durch falsche Kreise, Stress und Einsamkeit geriet er immer mehr in den Sog des Alkohols und musste sich schließlich eingestehen, dass er Alkoholiker wurde, wenn er sein Leben so weiterführte. Eines Abends, er stand schon am Rande des Abgrundes, hatte er ein Treffen mit einem jungen Mädchen. Diese wechselte jedoch gerne ihre Partner ohne deren Wissen. Am nächsten Morgen stand die Policía vor seiner Tür und verhaftete ihn wegen Verdacht auf Mord. Man hatte die Kleine erdrosselt im Hotelzimmer gefunden. José wurde gesehen, wie er gemeinsam mit ihr die Hotelbar verließ.“
Sichtlich mitgenommen von dem Thema übernahm nun seine Frau die Erzählung. „Alle Spuren liefen darauf hinaus, dass es wohl José gewesen sein musste. Er saß schon in Untersuchungshaft und sein Rechtsanwalt hatte ihm zu einem Geständnis geraten, da er wohl wenige Chancen für einen Freispruch sah. Während der Verhandlung kam dann doch noch ans Licht, dass in der besagten Nacht etwas später, ein zweiter Verehrer mit der Frau ein Treffen im Hotel hatte und dieser deshalb ebenso verdächtig sei. Der Fall wurde letztendlich nie geklärt und José aus Mangel an Beweisen frei gesprochen.“
Perron war erstaunlich ruhig. Wo er sich doch sonst sofort wie ein Bluthund auf eine solche Geschichte stürzen würde, drehte er den Bleistift in seiner Hand hin und her und dachte nach. Riboz konnte nicht so gelassen bleiben. „Wie sind Sie damit umgegangen?“ Das Ehepaar blickte ihn verständnislos an. „José hat uns gleich beim ersten Kennenlernen davon berichtet und wir wussten seine Ehrlichkeit zu schätzen. Außerdem würde unsere Tochter sich niemals in einen unehrenhaften Mann verlieben.“, versetzte Walther.
Endlich fand auch Perron seine Sprache wieder. „Nun ja. Wir danken Ihnen für das Gespräch und hoffen Sie bleiben noch einige Zeit in Valencia. Falls weitere Fragen auftauchen oder es neue Ergebnisse gibt, werden wir Sie selbstverständlich informieren.“ „Wie geht es denn jetzt weiter?“, erkundigte sich Elisabeth beunruhigt. „Das Gebiet in den Huertas wird großräumig durchkämmt von meiner Mannschaft. Ich leite gleich alles in die Wege. Die Huertas sind zwar weitläufig, aber nicht dicht besiedelt. Sollte ihre Tochter sich noch dort befinden, haben wir gute Chancen.“ Mit diesen Worten stand Perron auf und geleitete das Ehepaar zur Tür. Man sah ihnen an, dass noch viele Fragen offen waren, aber es war auch ebenso deutlich, dass der Magistrado keine weitere beantworten würde.
Tatsächlich griff Riboz Partner und Vorgesetzter sofort zum Hörer und leitete die angekündigte Suchaktion in die Wege ausgehend von dem Punkt, an welchem das Mädchen verschwand. Allerdings konnte diese erst am Folgetag in den frühen Morgenstunden starten, da der Suchtrupp noch zusammengestellt werden musste. Fragend sah Riboz seinen Kollegen an, doch der war zu keinerlei Erklärung bereit, sondern vergrub sich mit einem nachlässigen Winken in seine Richtung hinter den Aktenbergen auf dem Schreibtisch. Riboz entschloss sich hier etwas tiefer zu wühlen, und die ganze Sache mit dem Mord, zu recherchieren. Etwas kam ihm merkwürdig vor, er konnte nur nicht genau sagen, was es war.
Kapitel 28
Hillary
„Meine Güte das ist wirklich eine abgelegene Stelle, hier finden wir Jess doch nie!“, murmelte Hillary in sich hinein, als sie um kurz vor drei mit dem Auto an der kleinen Kapelle hielt. Wie üblich war ihr Bruder noch nicht da. Schon als Kind kam er grundsätzlich zu spät. Worunter sie oft zu leiden hatte, wenn all ihre Klassenkameradinnen von der Schule abgeholt wurden und sie stand noch dort und wartete auf ihren großen Bruder. Ab ihrem zehnten Lebensjahr gab es nur noch sie
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