Im Bann des Adlers
meinte ich solle unbedingt etwas essen und verließ den Raum. Zurück ließ er eine sehr beunruhigte Jessica, die verzweifelt versuchte sich einzureden, nicht in einer Sekte mit lauter verrückten, mordenden Menschen gelandet zu sein, aus der es keinen Fluchtweg gab und wo sie auch so schnell keiner finden würde.
Kapitel 30
Riboz
Alle vier suchten, riefen und liefen die Gegend ab, bis es zu dunkel wurde und sie auch mit Taschenlampen keine Chance mehr sahen, Hillary zu finden. Außer natürlich Hernandez selbst, schien die ganze Suchaktion am Meisten Jessicas Eltern zu belasten, die vorrangig ihre eigene Tochter finden wollten. José rannte mal hierhin mal dorthin, war aber viel zu aufgeregt, um eine echte Hilfe zu sein. Am Ende mussten sie einsehen, dass es besser war, abzubrechen und die Polizei zu informieren. José fuhr mit Hillarys Auto zurück und sie trafen sich an der Polizeiwache. Der diensthabende Magistrado Riboz eilte schon auf sie zu. „Danke für ihren Anruf, na das gibt es doch nicht, das wird ja immer seltsamer. Ich werde gleich eine weitere Suchaktion für ihre Schwester in die Wege leiten Señor Zapatero.“ Wandte er sich hektisch an Hernandez. „Können Sie mir möglichst genau erzählen, was passiert ist?“ Verzweifelt berichtete dieser von den Ereignissen am Nachmittag.
„Wenn ich ehrlich bin, glaube ich selten an Zufälle dieser Art. Ich sage es ungern ohne Beweise zu haben, aber aufgrund der kurzen Zeitspanne zwischen dem Verschwinden von Señora Korbmann und Señora Zapatero, sollten wir auch hier eine Entführung in Betracht ziehen.“
Alle waren sichtlich erschrocken, doch der Magistrado hatte noch etwas auf dem Herzen. „Señor Lorca, würden Sie mich bitte noch einmal zu einem vier Augen Gespräch begleiten?“ José nickte und bat die anderen in seinem Haus auf ihn zu warten. Dann folgte er Riboz in sein Büro. In dem kleinen Raum, welcher wesentlich ordentlicher war wie Perrons, gab es zwei Ledersessel und einen kleinen runden Tisch. Dorthin zeigte der Gesetzeshüter und bedeutete ihm Platz zu nehmen. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, denn Jessicas Freund konnte sich noch deutlich an den Besuch vor ein paar Tagen erinnern, in dem ihm klar gemacht wurde, dass er durchaus verdächtig erschien.
„Señor Lorca, bei der Befragung ihrer Schwiegereltern wurden wir darauf aufmerksam, dass Sie vor einigen Jahren angeklagt waren, wegen Mordes. Dies ist eine wichtige Information, die Sie uns verschwiegen haben. Warum?“ José wurde schwarz vor Augen, er hatte es geahnt, sie wollten ihm an den Kragen. „Weil es nichts zur Sache tut. Meine Freundin ist verschwunden und ich habe nichts damit zu tun. Ich wurde freigesprochen und somit ist die Sache erledigt.“ Antwortete er ärgerlich.
„Da machen Sie es sich aber ein bisschen einfach. Schließlich wurden Sie nur aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Es hätte also durchaus zu einer Verurteilung kommen können. Der Freispruch ist nicht gleichbedeutend mit ihrer Unschuld. Wo befanden Sie sich denn heute Nachmittag zwischen 14 und 17 Uhr?“ „Jetzt machen Sie es sich aber einfach. Ich war auf dem Weg zum Flughafen, um meine Schwiegereltern abzuholen und sie dann sofort zu Ihnen zur Befragung zu bringen. Heißt es denn nicht immer im Zweifel für den Angeklagten? Anstatt endlich einmal tätig zu werden und intensiv nach Jessica zu suchen, wühlen Sie in Jahre altem Dreck.
Sie können selbstverständlich noch länger versuchen mir etwas nachzuweisen, aber sollte meinem Mädchen da draußen durch ihre Nachlässigkeit etwas passieren, dann kriege ich Sie dran. Das schwöre ich Ihnen! Jetzt ist auch noch Hillary weg, haben Sie denn noch nicht begriffen, dass die Zeit drängt?“ Er wurde immer wütender, aber sollte die Polizei doch von ihm denken, was sie wollte. Hier ging es nicht um ihn, es ging um die Rettung der beiden Frauen und er hatte das dumpfe Gefühl, dass ein großes Unglück geschehen würde, wenn nicht bald etwas passierte.
„Stecken Sie mich am besten gleich in Untersuchungshaft. Dann bin ich schon mal aus der Schusslinie. Tun Sie mir den Gefallen und widmen Sie sich dann intensiv der Suche nach den Beiden. Dann wissen Sie am ehesten das ich nicht der Bösewicht bin.“ Riboz antwortete nicht gleich. Er konnte den Ärger des Mannes durchaus verstehen, sollte er tatsächlich nichts mit der Sache zu tun haben. Andererseits benutzten gerade Straftäter oft Entrüstung und Wut als Tarnung, um von sich und ihren
Weitere Kostenlose Bücher