Im Bann des Falken
werden, wie er es gewöhnt war?
Andererseits war es jedoch auch möglich, daß ihre aufgebrachte Erklärung, sie möge ihn nicht und würde ihn niemals mögen, ihn zu der Einsicht gebracht hatte, daß es ein Fehler gewesen war, sie, Bethany, ausgewählt zu haben, da er die Liebe, die er forderte, von ihr nicht bekommen konnte.
Bethany frühstückte, badete und kleidete sich in der Hoffnung an, daß Zakr jeden Moment erscheinen würde. Doch er kam nicht. Er schickte ihr auch keine Nachricht. Schließlich fragte Bethany die Frau nach ihm, der die anderen Dienerinnen unterstellt zu sein schienen.
“Was macht der Scheich heute?” erkundigte Bethany sich beiläufig, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie unter Zakrs Abwesenheit litt.
“Das weiß ich nicht, Mylady”, war die unbefriedigende Antwort.
“Ist er hier?”
“Nein, Mylady. Er ist fort. Seit heute früh.”
Fort? Bethany fühlte sich plötzlich ganz mutlos. Zakr war weggegangen, ohne ihr eine Mitteilung zu hinterlassen?
Vielleicht dachte er wirklich, sie wolle nichts mehr von ihm wissen. Wenn er ihr wenigstens Gelegenheit gegeben hätte, ihm zu sagen, was sie für ihn empfand. Aber genaugenommen hätte sie ihm auch nicht gestehen können, daß sie ihn liebe, denn irgendwie hatte sie sich Liebe anders vorgestellt. Liebe war für sie immer vollkommenes gegenseitiges Verstehen, selbstverständliches Geben und Nehmen gewesen…
“Vermutlich ist er auf die Jagd gegangen.” Bethany seufzte niedergeschlagen und dachte an die langen, einsamen Stunden, die bis zu Zakrs Rückkehr vor ihr lagen.
“Das weiß ich nicht, Mylady”, erwiderte die Frau.
“Aber Sie müssen es doch wissen!” beharrte Bethany ungeduldig. “Sind die Pferde fort? Oder die Falken? Das muß Ihnen doch aufgefallen sein!”
Die Frau schüttelte den Kopf. Sie schien über Bethanys Ausbruch verwundert und beunruhigt zu sein. “Der Prinz ist mit dem Hubschrauber weggeflogen. Das ist alles, was ich weiß.”
Dann kann er sonstwo sein! überlegte Bethany voller Panik.
Unter Umständen blieb er Wochen fort, während sie hier gefangen war. Vielleicht vergaß er sie sogar ganz und suchte sich eine andere, die willig und jederzeit für ihn da war.
Bethany stöhnte gequält auf und mußte sich der Wahrheit stellen: Sie sehnte sich verzweifelt nach Zakr. Wenn sie noch länger hier blieb, würde sie immer abhängiger von ihm werden.
Doch so, wie es um ihre Beziehung stand, konnte sie niemals glücklich mit ihm werden…
Der Stolz verdrängte den Schmerz, und Bethanys Kampfgeist gewann die Oberhand. Sie würde sich Zakrs Verhalten nicht bieten lassen! Es galt, ihm zu zeigen, daß er nicht einfach sang-und klanglos gehen konnte und dann auch noch voraussetzte, daß sie wartete, bis er geruhte, ihr erneut seine Gunst zu schenken. So etwas kam für sie überhaupt nicht in Frage! Sie mußte fliehen, nicht nur ihrem Vater zuliebe, sondern auch um ihres Seelenfriedens willen. Und die vermutlich einzige Gelegenheit, zu fliehen, war jetzt… solange Zakr fort war und sie noch genug Willenskraft besaß, sich von ihm zu lösen.
Angespornt vom Gedanken an ihren Vater und von ihrer Empörung über Zakrs Verhalten, überlegte Bethany angestrengt, wie sie die Fesseln der Gefangenschaft abschütteln könne. Als Geliebte des Scheichs nahmen Zakrs Leute hier im Jagdhaus sie sicher ernst und waren bereit, ihre Anweisungen zu befolgen.
Immerhin wurde sie von hinten und vorn bedient und auf jede nur erdenkliche Weise verwöhnt. Zakr hatte bewiesen, daß er ihre Wünsche respektierte und sie hochschätzte, da er sie des Parfüms der Pharaonen für würdig gehalten hatte. Vielleicht schaffte sie es, sich mit List und Bluffs den Weg in die Freihe it zu erobern. Wer wagt, gewinnt, sagte Bethany sich.
Sie setzte eine unbekümmerte Miene auf, wandte sich der Dienerin wieder zu. “Na gut, wenn der Scheich nicht hier ist, kann ich ja wenigstens meine eigene Kleidung tragen”, erklärte sie und schlenderte zum Ankleideraum, in der sich ihre gesamte Habe zusammen mit ihrer neuen Garderobe befand.
Die Frau eilte ihr aufgeregt widersprechend nach, doch Bethany kümmerte sich nicht um das Geplapper. Zielstrebig zog sie Khakihose und Militärjacke an und stopfte ihr Haar unter die Armeemütze, die Zakr so haßte.
“Ich gehe spazieren”, erklärte sie der Dienerin ruhig, aber bestimmt.
Die Frau erschrak und rang flehend die Hände. “Das können Sie nicht tun, Mylady!”
“Aber natürlich kann ich
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