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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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den rätselhaften Drachenliedern. Der Mahlstrom von Emotionen, der jeden auch nur halb geformten Gedanken begleitete, überwältigte mich, und meine Gedanken wurden zusehends bruchstückhafter und sprunghafter. Schließlich unterlag mein Verstand einer Art völliger Denkblockade, und ich ging wie in Trance weiter.
    Wir schritten über die Stallhöfe, an den Getreidesilos vorbei, in einen Abschnitt der Domäne des Stallmeisters, den ich noch nie betreten hatte. Ein großer steinerner Stall mit einem steilen, schindelgedeckten Spitzdach und gewaltigen, geschwungenen Giebeln ragte vor mir auf. Unsere Schritte klangen gedämpft, als wir uns dem Stall näherten. Der stechende Geruch von Moschus und Leder, der Duft eines Drachenbullen, lag in der Luft, durchsetzt von dem zitronigen Aroma des Giftes.
    Gewaltige Himmelswächter aus Keramik umringten das Gebäude. Jedes im Schatten liegende Antlitz wirkte verzerrter und wilder als das vorherige, und die Spitzen der gespreizten Flügel der Vögel berührten jeweils die des Nachbarn. Als wir sie passierten, schienen sich die Blicke der tönernen Augen in unsere Rücken zu bohren.
    Ich hatte das Gefühl, als würde ich von Tausenden Geistern meiner Mutter beobachtet.
    Ein schwacher Wind wehte um uns, und über unseren Köpfen ertönte ein unheimliches Klappern. Ich blieb stehen und sah hoch. Hunderte Miniaturskelette baumelten von den Giebeln des Stalls herunter.
    Dono hielt ebenfalls an und drehte sich zu mir um.
    »Klangspiele«, murmelte er. Seine Stimme schien die unheilvolle Stille zu stören, die das Klappern von oben unterlegte. »Sie sind aus den Fußknöcheln von achthundert Drachen gemacht.«
    »Warum?« Das Wort war ein bloßes Krächzen.
    »Das Gyin-Gyin ist in jeden Knochen eingraviert«, erklärte Dono. »Jedes Mal, wenn sie klappern, bedeutet das achthundert Rezitationen des Tempel-Gesangs.«
    Des Gesangs, der die triumphale Macht des Tempels des Drachen beschwor, des Einen Drachen im Himmlischen Reich und die unseres Brut-Bullen. Nichts Böses konnte einen solchen Schutz durchdringen.
    Warum hatte ich dann das Gefühl, dass dieser Ort so düster wirkte?
    Dono bückte sich und hob etwas vom Boden auf. Er wog es ein paar Mal in seiner Hand und hielt es mir dann hin.
    »Nimm das«, befahl er barsch.
    Ich gehorchte. Ein unbehauener, staubiger Felsbrocken fiel schwer in meine ausgestreckte Hand.
    »Schlag mich damit auf den Rücken und den Kopf«, sagte Dono. »Und dann lauf.«
    Ich starrte ihn verständnislos an.
    »Tut es, Zarq. Schlag so hart zu, dass ich zu Boden gehe. Es muss echt aussehen.«
    Ich blickte auf den Stein.
    Und sah wieder zu Dono hoch.
    »Der Komikon wird dich dafür auspeitschen«, flüsterte ich.
    Er schluckte. »Weiß ich.«
    »Dono …«
    »Tu es einfach!«
    Er kehrte mir den Rücken zu.
    Ich starrte auf seinen runden Hinterkopf, auf die Stelle, die ich treffen sollte. Blickte erneut auf den Stein in meiner Hand. Und ließ ihn zu Boden fallen.
    Dono zuckte bei dem dumpfen Laut zusammen, versteifte sich kurz und drehte sich dann um.
    Unglauben zeichnete sich auf Donos Gesicht ab, dann Zorn.
    »Ich mache es nicht«, erklärte ich. »Ich schlage niemanden nieder.«
    »Benimm dich nicht wie ein Dotterhirn, Zarq! Hast du eine Ahnung, wohin ich dich bringe? Wozu der Drachenmeister dich zwingen will?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ja, das habe ich.«
    Er verarbeitete meine Antwort einen Moment, dann traten die Muskeln an seinem Hals hervor. »Du schlägst wirklich aus der Art, nicht wahr?«
    »Es ist nicht so, wie du glaubst.«
    »Diese beiden Novizen, die letzten Monat aus der Hütte verschwunden sind, wurden hierhergebracht, Zarq. Ich war es, der ihre Leichen wegschaffen musste, nachdem der Drachenmeister mit ihnen fertig war.«
    »Wie viele andere sind noch gestorben, in all der Zeit?«
    Er sah weg, konnte kaum antworten. »Zu viele.«
    »Wissen die anderen Schüler davon?«
    »Nur ich.« Er sah mich an und schluckte schwer. Er bückte sich und hob den Stein auf. »Also gut, ich werde mich selbst bewusstlos schlagen. Dann lauf!«
    Ich legte meine Hand auf seine warmen Finger.
    »Ich werde es überleben, Dono. Bring mich zu ihm.«
     
    Wir bogen um eine Ecke von Res Stall. Hinter dem großen Gebäude befand sich ein weiterer Sandsteinbogen über einem Durchgang. Darunter stand der Drachenmeister. Seine O-beinige Gestalt hob sich vor einem riesigen, ovalen Feld ab, das mit Staub, Sträuchern und großen Baumstümpfen bedeckt war.
    Als wir uns dem

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