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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Rücken pflüg­te durch die Wel­len. Dor­nen­schup­pen schnit­ten ein za­cki­ges Mus­ter in das Was­ser, das so­fort in sich zu­sam­men­fiel. Dann ging Skig­ga auf Mel Amie los. In Ra­vins Ge­dan­ken herrsch­te Ver­wir­rung. Sein Blick ver­schlei­er­te sich, er schmeck­te Trä­nen, die ihm über die Lip­pen lie­fen. Dann fiel ihm auf, dass er Mel Amies keu­chen­den Atem an sei­nem Ohr spür­te. Als sie ihn hin­ter einen Fel­sen zog, blick­te er in ihr blut­über­ström­tes Ge­sicht.
    »Aber«, sag­te er. »Du bist doch im Was­ser …«
    Mel Amie ließ sich ne­ben ihm auf den Stein fal­len.
    »Es kön­nen nur we­ni­ge von sich be­haup­ten, den ei­ge­nen Tod be­ob­ach­tet zu ha­ben. Und ich le­ge kei­nen Wert dar­auf, es mir noch ein­mal an­zu­se­hen.«
    »Aber Ami­na …«
    »Mir geht es gut, Ra­vin.«
    Er fuhr her­um und er­blick­te Ami­na, Ladro und Dari­an – nass, zit­ternd, doch un­ver­sehrt bis auf ein paar Schürf­wun­den – hin­ter dem Fel­sen. Das Ban­ty und das grö­ße­re Hor­jun-Pferd stan­den in der Nä­he, Va­ju und Don­do war­te­ten ein Stück wei­ter. Dari­an kroch zu ihm. Das nas­se Haar kleb­te an sei­ner Stirn, in sei­nen Au­gen fla­cker­ten Angst und die­se Irr­lich­ter, die Ra­vin für einen kur­z­en Au­gen­blick das ir­ri­tie­ren­de Ge­fühl ga­ben, in Sel­las Ge­sicht zu schau­en.
    »Ra­vin, lass end­lich los«, sag­te Dari­an sanft. Ra­vin folg­te sei­nem Blick und be­merk­te, dass sei­ne Fin­ger schnee­weiß wa­ren und sich in ei­nem Krampf im­mer noch fest um sein Mes­ser schlos­sen. Er streng­te sich an sei­ne Hand zu öff­nen, doch fühl­te es sich an, als hät­te sich ei­ne grö­ße­re und stär­ke­re Faust um sie ge­schlos­sen, die sie nicht frei­ge­ben woll­te.
    »Ich kann nicht«, flüs­ter­te er.
    Dari­an nahm Ra­vins Hand in die sei­ne und bog vor­sich­tig Fin­ger um Fin­ger auf, bis das Mes­ser mit ei­nem hel­len Klir­ren auf den Fel­sen fiel. Dann kau­er­ten sie sich zu­sam­men und lausch­ten dem Peit­schen von Skig­ga. Schließ­lich wur­de das Ge­räusch der Wel­len lei­ser, bis sich end­lich Stil­le über das Flus­stal senk­te. Nach ei­ner Ewig­keit, so schi­en es Ra­vin, be­gann ir­gend­wo ein In­sekt zu zir­pen. Sie war­te­ten, bis die Son­ne ganz über den Fel­sen ge­kro­chen war, be­vor Ladro einen ers­ten Blick über den Fels­rand wag­te.
    »Sie ist wie­der un­ter­ge­taucht«, sag­te er und rich­te­te sich auf. »Am Ufer lie­gen noch ein paar Sa­chen, die die Wel­len an­ge­spült ha­ben. Ich ho­le sie.«
    »Nein, war­te.« Darians Stim­me war lei­se, doch be­stimmt. »Viel­leicht taucht sie wie­der auf, wenn sie einen von uns sieht. Lass uns erst prü­fen, ob sie wirk­lich weg ist.«
    Er stand auf und schloss die Au­gen. Mit der lin­ken Hand mal­te er einen klei­nen Kreis in die Luft.
    »Gron lan kan­ja­haal«, mur­mel­te er. Dann deu­te­te er auf das Ufer und öff­ne­te die Au­gen wie­der. Ladro blick­te sein Eben­bild an, das lang­sam am Ufer ent­lang­ging. Nass bis auf die Kno­chen, mit Schürf­ma­len an Hän­den und Kni­en, er­schöpft und zit­ternd, so wie Ladro im Au­gen­blick wirk­lich aus­sah.
    »Ich wer­de mich wohl nie an die­sen Spie­gelzau­ber ge­wöh­nen«, sag­te der rich­ti­ge Ladro und wand­te sich ab.
    Sie starr­ten auf die glat­te Was­ser­flä­che, be­reit sich bei der kleins­ten Re­gung so­fort hin­ter den Fel­sen zu­rück­zu­zie­hen. Doch nichts ge­sch­ah.
    »Du hast mir nicht ge­sagt, dass du die­sen Zau­ber be­herrschst«, sag­te Ra­vin. Dari­an lä­chel­te ihm zu. Für einen Mo­ment blitz­te das Bild von Dari­an auf, wie er frü­her ge­we­sen war. Über­mü­tig und stolz dar­auf, sei­ne Freun­de zu ver­blüf­fen.
    »Skaard­ja hat­te Recht, als sie sag­te, dass es ein ein­fa­cher Zau­ber ist.«
    »Der uns das Le­ben ge­ret­tet hat.«
    Dari­an deu­te­te ei­ne klei­ne Ver­beu­gung an, dann wur­de er wie­der ernst.
    »Lass uns ho­len, was uns noch ge­blie­ben ist. Da vor­ne liegt ein Bün­del, von dem ich hof­fe, dass es un­se­re Män­tel sind.«
    Mel Amie stand schwan­kend auf und klopf­te sich den Kies von der nas­sen Haut.
    »Viel­leicht ist sie nur ein Was­ser­schlä­fer, dann wird sie uns nichts tun!«, äff­te sie Darians

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