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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Mor­gen, an dem wir Sel­la ge­trof­fen ha­ben!«
    Der Naj wand­te sich wie­der Don­do zu und schwieg. Nach ei­ner Wei­le rich­te­te er sei­ne glän­zen­den Au­gen wie­der auf Ra­vin.
    »Von nun an kann ich euch nicht mehr be­glei­ten. Hier en­det mein Weg, denn hin­ter der Bie­gung be­ginnt das Ge­biet der Meer­naj.«
    »Halt!«, rief Ra­vin, als der Naj be­reits un­ter­tau­chen woll­te. »War­te noch, bit­te. Was ist mit dem Fluss pas­siert? Warum ist hier ein Be­cken?«
    Der Naj gab ein knar­ren­des Ge­räusch von sich, viel­leicht ein Seuf­zen, viel­leicht ei­ne Äu­ße­rung des Är­gers und der Un­ge­duld.
    »Schau nach oben!« Sei­ne Hand deu­te­te auf den Fels­kamm. »Fel­sen sind her­un­ter­ge­bro­chen, des­halb kann der Fluss an die­ser Stel­le nicht mehr flie­ßen. Die Skig­ga ist ziem­lich wü­tend.«
    »Die Skig­ga?«
    »Be­wacht die Gren­ze zu den Meer­naj.«
    »Dann ist auch sie ein Naj?«
    Die Fischau­gen blick­ten ihn an und zum ers­ten Mal glaub­te Ra­vin ei­ne Re­gung dar­in zu er­ken­nen.
    Es war Ver­ach­tung.
    »Ganz be­stimmt nicht!«, sag­te der Naj und tauch­te weg.
     
    V
    on ei­ner Skig­ga ha­be ich noch nie et­was ge­hört«, flüs­ter­te Dari­an. Ladro und Mel Amie blick­ten zwei­felnd auf die glat­te Was­ser­flä­che. »Viel­leicht ist sie nur ein Was­ser­schlä­fer, dann wird sie uns nichts tun.«
    »Ja«, sag­te Mel Amie tro­cken. »Und viel­leicht ist sie nur ei­ne rie­si­ge See­schlan­ge, die Hun­ger hat, seit der Fluss nicht mehr ge­nug Fi­sche ins Be­cken spült.«
    Die Pfer­de stan­den be­reit, das Floß war be­packt und düm­pel­te, be­reit zum Ab­le­gen, am Ufer. Sie hat­ten sich ih­rer Klei­dung zum größ­ten Teil ent­le­digt. Mel Amie schnall­te sich das ge­bo­ge­ne Si­chel­mes­ser um, band sich ihr Schwert ans Hand­ge­lenk und wa­te­te bis zu den Hüf­ten in das kal­te Was­ser. Zum ers­ten Mal schau­te Ra­vin die Krie­ge­rin rich­tig an. Seh­nig und breit­schult­rig war sie, Mus­kel­strän­ge zeich­ne­ten sich auf ih­rem Rücken ab. Ih­re Haut war dun­kel und wie ge­gerbt, wie ei­ne Land­kar­te leuch­te­ten die hel­len Mus­ter vie­ler Nar­ben auf ih­rem Rücken. Ne­ben ihr wirk­te Ami­na wie ein halb ver­hun­ger­tes Kalb ne­ben ei­nem al­ten kamp­fer­prob­ten Ran­jög. Den­noch war die al­te Krie­ge­rin blass, auch wenn sie ih­re Angst zu ver­ber­gen such­te. Ladro hat­te noch kein Wort ge­spro­chen und starr­te dro­hend das Was­ser an, als könn­te er Skig­ga, wer oder was sie auch sein moch­te, auf die­se Wei­se ein­schüch­tern.
    »Noch kön­nen wir um­keh­ren«, sag­te Mel Amie.
    »Und zu­rück­keh­ren und Zeit ver­lie­ren?«, warf Dari­an ein. Ent­schlos­sen schüt­tel­te er den Kopf und biss sich auf die Lip­pen.
    »Ra­vin und ich wer­den hin­über­schwim­men. Wenn sich un­se­re We­ge hier tren­nen, dann ver­ste­hen wir es und hal­ten euch nicht zu­rück.«
    Ra­vin er­schrak über die Wor­te sei­nes Freun­des. Beim Ge­dan­ken, al­lei­ne wei­ter­zu­rei­ten oh­ne Ami­na und die an­de­ren, wur­de ihm flau im Ma­gen. War er bis da­hin noch ru­hig ge­we­sen, so ver­spür­te er jetzt den wür­gen­den Druck der Angst in der Ma­gen­gru­be.
    Zu sei­nem Trost blick­ten Ami­na und Ladro eben­so er­schro­cken wie er. Sie wech­sel­ten einen lan­gen Blick. Wie­der ein­mal fiel Ra­vin auf, dass sie wie zwei Ver­schwö­rer wirk­ten, und er fühl­te sich ein­sam und aus­ge­schlos­sen. Mel Amie seufz­te.
    »In Ord­nung«, sag­te sie. »Wir kom­men ja mit.«
    »Dann los!«, mein­te Ra­vin er­leich­tert. »Wenn wir zü­gig schwim­men, ha­ben wir das an­de­re Ufer er­reicht, be­vor die Son­ne über dem Berg­kamm steht.«
    Er hoff­te, dass sei­ne Stim­me mun­ter und mu­tig klang, auch wenn ihm das Herz bis zum Kinn poch­te und sei­ne Knie weich wa­ren. Al­lein der Ge­dan­ke, in die­ses schwar­ze Was­ser zu stei­gen, flö­ßte ihm Ent­set­zen ein. Ami­nas Ban­ty leg­te die Oh­ren an und schnaub­te, die Hor­jun-Pfer­de zerr­ten am Zü­gel und trap­pel­ten auf der Stel­le. Nur Va­ju und Don­do tauch­ten ih­re Mäu­ler mit Be­geis­te­rung in das dunkle Was­ser.
    »Zu­min­dest gibt es hier noch kei­ne bren­nen­den Fi­sche«, sag­te Mel Amie und wa­te­te

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