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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Wor­te nach. »Ich brau­che nichts mehr vom Floß, geh du nur al­lein ans Ufer, großer Skig­ga­b­än­di­ger.«
    Dari­an er­rö­te­te und sah ihr nach, wie sie wü­tend zu dem ver­stör­ten Hor­jun-Pferd hum­pel­te.
    Vor­sich­tig, im­mer mit dem Blick auf das Was­ser, such­ten sie, was die Wel­len frei­ge­ge­ben hat­ten. Ra­vin fand ein grö­ße­res Stück Floß und lös­te die Rie­men. Au­ßer­dem fiel ihm ein Stück Holz in die Hän­de. Ein el­fen­bein­far­be­ner, schar­fer Dorn steck­te dar­in. Vor­sich­tig zog er ihn her­aus. Er war so lang wie sei­ne Hand. Schwei­gend be­trach­te­te er ihn, be­vor er ihn ein­steck­te. Sie bar­gen ein durch­näss­tes Bün­del mit drei Män­teln und meh­re­re zer­ris­se­ne Klei­dungs­stücke. Waf­fen und Vor­rä­te, Sät­tel und Schu­he wa­ren ver­sun­ken. Wahr­schein­lich sin­ken sie im­mer noch, dach­te Ra­vin. Und viel­leicht kom­men sie nie auf dem Grund an. An ei­ni­gen Stel­len wa­ren die Fel­sen rot. Dort fan­den sie blu­ti­ge Fell­stücke und einen Pfer­de­huf, an dem noch Kno­chen und Fell hin­gen. Ami­na wuss­te, warum sie ihm kei­nen Na­men ge­ben woll­te, dach­te Ra­vin.
    Ladros Spie­gel­bild wan­der­te mit ih­nen von ei­nem Trüm­mer­stück zum an­de­ren, bis es nach und nach ver­blass­te. Zu­erst schim­mer­ten nur die hells­ten Stei­ne am ge­gen­über­lie­gen­den Ufer durch sei­ne Brust, schließ­lich konn­te man auch das Busch­werk er­ken­nen. Nach ei­ner Wei­le wan­del­te nur noch Ladros Ge­spenst über den Kies – bis es sich auf­lös­te und ganz ver­schwand. Ladro at­me­te auf.
    Sie hiel­ten sich so weit weg wie mög­lich von dem Rinn­sal, das vor kur­z­em noch ein brei­ter Fluss ge­we­sen war. Mel Amie führ­te das Hor­jun-Pferd am lan­gen Zü­gel und be­ru­hig­te es, wenn es beim kleins­ten Ge­räusch zu­sam­men­zuck­te. Ra­vin be­saß noch sei­nen Schleu­der­rie­men, sein Mes­ser und die Phio­le, Mel Amie hat­te ihr Kurz­schwert ge­ret­tet und Ladro den Beu­tel mit Skil­dis. Die Män­tel hat­ten sie zer­schnit­ten und auf­ge­teilt und lie­fen bar­fuß über den spit­zen Kies.
    Ra­vin tat je­der Kno­chen weh. Bei je­der schnel­len Be­we­gung fuhr ihm ein ste­chen­der Schmerz durch den Brust­korb, dort wo er sich ver­mut­lich ei­ne oder meh­re­re Rip­pen ge­bro­chen hat­te. An Ar­men und Bei­nen fühl­te er den bren­nen­den Schmerz meh­re­rer Schürf­wun­den.
    Ge­gen Abend ras­te­ten sie und lie­ßen die Pfer­de aus­ru­hen. Der Fluss war an die­ser Stel­le seicht und hell, auch hier gab es die gel­ben Fi­sche. Ra­vin ge­lang es, aus Busch­holz einen pro­vi­so­ri­schen Speer zu schnit­zen und ei­ni­ge be­son­ders trä­ge Ex­em­pla­re zu er­beu­ten. Als die Son­ne hin­ter den Ber­gen ver­sun­ken war, mach­ten sie mit Hil­fe von Darians Flam­me ein Feu­er und leg­ten die glän­zen­den Fischlei­ber in die Glut.
    Ami­nas Ban­ty und das Hor­jun-Pferd hiel­ten sich nah bei ih­nen, die Feu­er­schat­ten fla­cker­ten über ihr Fell und die zer­rauf­ten Mäh­nen. Ami­na strei­chel­te ihr Ban­ty und be­ru­hig­te es. Das ist das Ein­zi­ge, was ihr von ih­rem Wald ge­blie­ben ist, schoss es Ra­vin durch den Kopf. Ihr das Ban­ty und Dari­an und mir die Re­gen­bo­gen­pfer­de. Und wer weiß, ob es nicht das Ein­zi­ge blei­ben wird.
    Schwei­gend aßen sie das un­ge­würz­te, damp­fen­de Fisch­fleisch und blick­ten in das Feu­er. Ami­nas Ge­sicht war aus­drucks­los, das Licht spiel­te mit ih­rer ge­zack­ten Nar­be und er­weck­te den Ein­druck, als wür­de Blut flie­ßen. Ihr Blick war so ab­we­send, dass sie eben­so gut be­wusst­los hät­te sein kön­nen. Viel­leicht schwebt ihr Geist noch im­mer über dem Was­ser von Skig­gas See und nur ihr Kör­per ist an Land zu­rück­ge­kehrt, dach­te Ra­vin und schau­der­te. Ladros schwar­zes Haar war von der Son­ne ge­bleicht und hat­te einen röt­li­chen Schim­mer an­ge­nom­men, doch Ami­nas Haar war schwarz wie im­mer. Ra­vin schi­en es so­gar, als wä­re es noch dich­ter und dunk­ler ge­wor­den. Et­was lag auf ih­rer See­le, das sie nur mit Ladro be­sprach, wenn sie hin­ter der Grup­pe zu­rück­b­lie­ben. Ra­vin er­in­ner­te sich an Skaard­jas Wor­te, und der Stich, den er

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