Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
wei­ter ins Was­ser.
    Ra­vin zog Va­ju und das grö­ße­re der Hor­jun-Pfer­de hin­ter sich her, bis er das Floß zu fas­sen be­kam. Ami­na und Ladro folg­ten ihm und hiel­ten sich an der ge­gen­über­lie­gen­den Sei­te des Flo­ßes fest. Dari­an häng­te sich hin­ten an, mit Don­do und dem Ban­ty im Schlepp­tau. Das Ban­ty wehr­te sich, stemm­te die Bei­ne in den Kies und quiek­te. Erst als Dari­an es am Half­ter pack­te und mit ei­nem ge­mur­mel­ten Zau­ber be­ru­hig­te, der ihm zu ge­lin­gen schi­en, folg­te es ih­nen in das Was­ser.
    Be­reits nach we­ni­gen Schrit­ten ver­lo­ren sie den Grund un­ter den Fü­ßen. Das Was­ser wur­de mit je­dem Schwimm­zug käl­ter. Schwei­gend pad­del­ten sie wei­ter, nur das Schnau­ben der Pfer­de und das Knar­zen der Le­der­rie­men, die das Floß zu­sam­men­hiel­ten, wa­ren zu hö­ren. An sei­nen Bei­nen spür­te Ra­vin ei­ne Be­we­gung. Doch be­vor er in Pa­nik ge­ra­ten konn­te, be­griff er, dass es nur das Was­ser war, das durch die Was­ser­trit­te der Pfer­de­bei­ne auf­ge­wir­belt wur­de. Als er zu­rück­schau­te, sah er, wie weit das Ufer be­reits ent­fernt war, und er wag­te einen Blick nach un­ten. Im sel­ben Mo­ment wünsch­te er, er hät­te es nicht ge­tan. Sie schwam­men über ei­ner blauschwar­zen Un­end­lich­keit. Ra­vin konn­te nicht ein­mal sei­ne Bei­ne er­ken­nen, das Nichts schi­en sie zu ver­schlu­cken. Schnell zwang er sich wie­der zum ge­gen­über­lie­gen­den Ufer zu schau­en. Es ist nur ein Was­ser­schlä­fer, trös­te­te er sich. Sie sind rie­sig und wer­den un­ge­müt­lich, wenn man sie auf dem Grund stört. Aber wir schwim­men ganz an der Ober­flä­che. Skig­ga wird uns gar nicht be­mer­ken.
    Über den Floß­rand hin­weg sah er Ami­nas an­ge­streng­tes Ge­sicht. Mel Amie schwamm ver­bis­sen, den Blick stur auf das Ufer vor ih­nen ge­rich­tet. Ra­vin er­kann­te be­reits die Sträu­cher, au­ßer­dem wei­ßes, zer­split­ter­tes Ge­stein und scharf­kan­ti­ge, zer­bro­che­ne Fel­sen, die einen Wall bil­de­ten. Und den­noch konn­te er die Käl­te nicht ver­ges­sen, die von un­ten in sei­nen Kör­per zog und sei­ne Bei­ne hin­auf­kroch. Schon spür­te er sei­ne Ze­hen nicht mehr. Hin­ter ihm schnaub­ten die Pfer­de und wühl­ten das Was­ser auf.
    »Gleich sind wir drü­ben!«, kam Darians Stim­me von hin­ten. Kei­ner ant­wor­te­te ihm, doch sie ver­dop­pel­ten ih­re An­stren­gun­gen. Ra­vin glaub­te, wenn er noch viel län­ger in die­sem kal­ten Was­ser aus­hal­ten müss­te, dann wür­den sei­ne Bei­ne er­lah­men und er in der Tie­fe ver­sin­ken wie ein Hum­pen Ei­sen.
    Ei­ne klei­ne Wel­le schwapp­te über das Floß und durch­näss­te die Män­tel und Fel­le, die dar­auf la­gen. Ei­ne Wel­le?, dach­te Ra­vin. Wo kommt die plötz­lich her? Sei­ne Bei­ne krib­bel­ten in der Er­war­tung, gleich schup­pi­ge Klau­en zu füh­len, oder Zäh­ne, die sich wie Dol­che in sei­ne Schen­kel gru­ben. Pa­nik kroch ihm über den Rücken.
    Dann zerr­te ein klei­ner Sog an sei­nen Bei­nen. Er schrie auf und klam­mer­te sich mit bei­den Hän­den an das Floß. Das Ban­ty be­gann ver­rückt zu spie­len und warf den Kopf im Was­ser hin und her.
    »Was ist?«, rief Ladro.
    Der keu­chen­de Atem der Pfer­de hall­te über den glat­ten See.
    Plötz­lich schnitt der Rie­men des Zaum­zeugs tief in Ra­vins Hand. Die Pfer­de schri­en. Ra­vin zerr­te an den Zü­geln, doch sei­ne Hand war wie fest­ge­na­gelt. Ein Ruck ging durch sei­ne Fin­ger – und da spür­te er, dass ei­ner der Zü­gel senk­recht in die schwar­ze Tie­fe zog. Et­was Haa­ri­ges strich an sei­nem Knie vor­bei. Dann riss ihn der Zü­gel plötz­lich nach un­ten. Was­ser drang ihm in Mund und Na­se, das Floß ver­schwand, er hör­te Dari­an schrei­en, doch der Schrei wur­de ab­ge­hackt, als das Was­ser über Ra­vins Kopf zu­sam­menschlug.
    In sei­nen Oh­ren dröhn­te es. Er stram­pel­te und zwang sich end­lich sei­ne Faust zu öff­nen. Der Rie­men wur­de so schnell durch sei­ne Hand ge­zo­gen, dass sich glü­hen­der Schmerz in sei­ner Hand­flä­che aus­brei­te­te, der ihn wie­der zu Be­wusst­sein brach­te. Er pad­del­te nach oben, so schnell, dass sei­ne Mus­keln brann­ten.

Weitere Kostenlose Bücher