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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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»Ich ha­be ge­ahnt, dass ihr an mei­ne Tür klop­fen wür­det. Al­ler­dings hat­te der da« – sie deu­te­te auf Ladro – »in mei­nem Traum einen brau­nen Fell­man­tel an. Und du« – sie deu­te­te mit dem Kinn auf Ra­vin – »trugst einen schwar­zen Man­tel und Stie­fel, die klirr­ten wie Schwer­ter.« Sie zog die Au­gen­brau­en hoch. »Aber wo ist der Jun­ge mit dem hel­len Haar? Im Traum sah ich, dass er auf ei­nem wei­ßen Pferd rei­tet. Ei­gent­lich hat­te ich ihn hier er­war­tet.«
    »Dari­an und die an­de­ren sind noch vor den To­ren Dan­tars«, ant­wor­te­te Ra­vin. Ladro stieß ihn mit dem Fuß un­ter dem Tisch an. Su­mal nick­te, lang­te mit ge­üb­tem Griff hin­ter sich, hol­te ei­ne Fla­sche her­vor und zog den Kor­ken mit den Zäh­nen her­aus oh­ne den Blick von Ra­vin zu wen­den.
    »So«, sag­te sie und schenk­te ei­ne grün­li­che Flüs­sig­keit ein. Ra­vin staun­te über die An­mut ih­rer Be­we­gun­gen. »Er heißt al­so Dari­an. Und ihr?«
    »Ladro aus dem Ta­nis­wald in Ska­ris.«
    »Ra­vin va La­gar aus Tjärg.«
    »Wald­men­schen al­so.«
    Sie schwenk­te ih­ren Be­cher und schob die bei­den an­de­ren über den Tisch.
    »Hi­n­ag Dan­tar!«, sag­te sie dann und hob ih­ren Be­cher. »Das heißt: ›so viel Trop­fen wie in Dan­tars Bucht‹.«
    Sie leer­te den Be­cher in ei­nem Zug, dann lehn­te sie sich zu­rück und ver­schränk­te die Ar­me vor der Brust. Ra­vin blick­te zwei­felnd die grü­ne Flüs­sig­keit an.
    »Was ist?« Su­mals Stim­me klang freund­lich, doch re­ser­viert. »Wollt ihr mei­ne Gast­freund­schaft nicht’ Wenn ich euch ver­gif­ten woll­te, hät­te ich es längst ge­tan.«
    Sie deu­te­te auf ei­ne Rei­he von dün­nen Spee­ren, de­ren Spit­zen in ei­nem Topf mit kleb­ri­ger, hel­ler Flüs­sig­keit steck­ten. Zö­gernd ho­ben Ra­vin und Dari­an ih­re Be­cher.
    »Hi­n­ag Dan­tar!«, sag­ten sie gleich­zei­tig und tran­ken einen Schluck des sau­ren Ge­tränks.
    »Was ist das?«, frag­te Ra­vin und be­müh­te sich das Ge­sicht nicht zu ver­zie­hen.
    Su­mal lä­chel­te.
    »Ihr seid wirk­lich Frem­de. Das ist Giel – Al­gen­tee! In Dan­tar gibt es mehr als hun­dert ver­schie­de­ne Sor­ten.«
    Sie lehn­te sich zu­rück. Ihr Lä­cheln ver­schwand.
    »Nun«, sag­te sie. »Was wollt ihr von mir? Braucht ihr Snai­fisch?«
    Ih­re Stim­me klang we­der freund­lich noch un­freund­lich, kühl mus­ter­te sie Ra­vins Ge­sicht, sei­ne Hän­de, sein grü­nes Tuch. Ra­vin räus­per­te sich und stell­te den Be­cher ab.
    »Nein, wir brau­chen ei­ne Über­fahrt.«
    »Dann seid ihr falsch bei mir. Ich bin Fi­sche­rin.«
    »Du bist Ka­pi­tä­nin.«
    Ihr Ge­sicht wur­de noch un­be­weg­ter.
    »Ich bin die Ka­pi­tä­nin ei­nes Fang­boo­tes, wenn ihr so wollt.«
    Ra­vin be­schloss, das Ge­spräch auf ein an­de­res The­ma zu len­ken und da­mit viel­leicht ein paar Stei­ne in der un­über­wind­ba­ren Fes­tung zu lo­ckern.
    »Wir kom­men ge­ra­de aus Flut. Dei­ne Ru­der sind fer­tig.«
    Wenn sie über­rascht war, ver­barg sie es gut.
    »Wur­de auch Zeit«, sag­te sie und nahm einen tie­fen Schluck. Zu ger­ne hät­te Ra­vin sie nach ih­rem ver­sun­ke­nen Haus in Flut ge­fragt, doch er wuss­te, dass es un­höf­lich ge­we­sen wä­re.
    »Könn­te uns dein Ru­der­ma­cher einen an­de­ren Ka­pi­tän nen­nen?«
    Sie lach­te so un­ver­mu­tet los, dass sie sich ver­schluck­te. Ra­vin woll­te auf­sprin­gen, doch sie wink­te ab und lehn­te sich über den Tisch. Ih­re Au­gen blitz­ten.
    »Hört mal zu. Die gan­ze Stadt spielt ver­rückt, seit die Trup­pen auf­ge­taucht sind. Ge­hört ihr zu de­nen?«
    Ra­vin schüt­tel­te den Kopf.
    »Dann seid ihr nur zu­fäl­lig auf dem­sel­ben Weg wie sie? Im Wal er­zählt man sich, dass sie mit den Schif­fen das Ko­mos-Kap um­se­geln wol­len um zur Gal­na­gar-Bucht zu ge­lan­gen. Und wenn mei­ne Ah­nung mich nicht trügt – das tut sie sel­ten –, dann wollt ihr auch dort­hin.«
    Ladro zö­ger­te, schließ­lich nick­te er.
    Su­mal Ba­ju lehn­te sich zu­frie­den zu­rück.
    »Es wird schwie­rig sein, einen Ka­pi­tän zu fin­den. Wenn ihr in Flut wart, dann habt ihr die Kriegs­schif­fe ge­se­hen. Seit zwei Mon­den sind un­se­re Schiff­bau­er,

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