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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ihr gan­zes Werk­zeug ver­lo­ren. Und ihr Schiff.« Er seufz­te. »Hat vie­le ge­trof­fen. Heu­te ar­bei­tet sie als Snai­fisch­fän­ge­rin. Lässt bei mir ih­re Ru­der re­pa­rie­ren.«
    Ra­vin ver­such­te sich die Er­leich­te­rung nicht an­mer­ken zu las­sen.
    »Und wo fin­den wir sie?«
    Der Mann sah sie wie­der an, als wür­de er über­le­gen, ob er ih­nen Aus­kunft ge­ben soll­te.
    »Kommt drauf an. Was wollt ihr von ihr?«
    »Wir ha­ben ei­ne Nach­richt für sie.«
    »Ihr habt es ei­lig, was?«
    Ladro und Ra­vin nick­ten und hiel­ten den Atem an.
    Der Mann kratz­te sich am Kopf. Of­fen­sicht­lich ent­schied er sich da­für, den Frem­den in den Dan­tar-Ge­wän­dern zu ver­trau­en.
    »Heu­te trefft ihr sie viel­leicht im Sin­gen­den Wal. Aber bis ihr dort seid … nein. Geht lie­ber gleich zum Sei­ler­markt.«
    Er deu­te­te an den Schif­fen vor­bei.
    »Da ent­lang, bis ihr zum Sei­ler­baum kommt. Und dann fragt nach der al­ten La­ger­hal­le. Das ist das Haus mit dem Fisch an der Tür.«
    »Dan­ke«, sag­te Ra­vin. Der Mann zuck­te mit den Schul­tern und dreh­te sich aber­mals zum Ge­hen um.
    »Wenn ihr Su­mal seht, sagt ihr, ih­re Ru­der sind fer­tig.«
    Sie sa­hen ihm nach, bis er wie­der in die Gas­se ab­bog, in der sei­ne Boo­te auf­ge­bockt stan­den, dann gin­gen sie in die an­ge­ge­be­ne Rich­tung.
    Die schwar­zen Schif­fe rag­ten noch viel hö­her ne­ben ih­nen auf, als sie dar­an vor­bei­gin­gen.
    »Denkst du das, was ich den­ke?«, frag­te Ladro, als sie vor dem letz­ten Schiff ste­hen blie­ben und es be­trach­te­ten.
    Ra­vins Herz schlug schnel­ler.
    »Ich den­ke«, sag­te er, »dass es Dio­lens Schif­fe sind.«
    Ladro nick­te.
    Schwei­gend und mit düs­te­ren Ge­dan­ken setz­ten sie ih­ren Weg fort. Schließ­lich mün­de­te die schma­le Gas­se auf einen run­den Platz. Die Pflas­ter­stei­ne wa­ren glatt ge­tre­ten und schim­mer­ten im Mond­licht.
    In der Mit­te des Plat­zes rag­te ein Holz­pfahl in den Nacht­him­mel. Frü­her moch­te er ein Mar­ju­la­baum ge­we­sen sein, doch jetzt war sei­ne Kro­ne ab­ge­hau­en und die Rin­de ge­schält. Als sie nä­her tra­ten, ent­deck­ten sie, dass sich über den gan­zen Stamm ring­för­mi­ge Ril­len zo­gen. Im Vor­über­ge­hen streif­te Ra­vin ei­ne da­von mit den Fin­gern. Das Holz fühl­te sich sei­den­weich und glatt an, ein Pri­ckeln schau­er­te durch sei­ne Hand. Mit ei­nem ra­schen Lä­cheln zog er die Hand wie­der zu­rück.
    »Wir sind beim Sei­ler­baum«, flüs­ter­te Ladro. Vor­sich­tig blick­ten sie sich um.
    Vom Meer weh­te der Ge­ruch von Fisch und gä­ren­den Al­gen zu ih­nen her­über. Ra­vin ging zu den Häus­chen und such­te nach dem Zei­chen an der Tür. Vor ei­nem schma­len, lang ge­zo­ge­nen Haus blieb er ste­hen. Die Fisch­zeich­nung war klein und ver­wit­tert, aber im­mer noch gut sicht­bar.
    »Ladro«, rief er lei­se. »Hier!«
    Ladro has­te­te zu ihm und strahl­te, als er das Fisch­zei­chen sah.
    »Elis sei Dank, wir ha­ben sie ge­fun­den«, sag­te er aus tiefs­ter See­le.
    Ra­vin klopf­te an die Tür. Mit an­ge­hal­te­nem Atem war­te­ten sie, aber nie­mand er­schi­en. Noch ein­mal klopf­ten sie, dies­mal hef­ti­ger, doch nichts rühr­te sich.
    Ladro seufz­te und ließ sich auf ei­nem Hau­fen Sei­le nie­der. Ra­vin setz­te sich eben­falls auf die Taue, lehn­te sich mit dem Rücken an die Haus­wand und zog sein Tuch fes­ter um sich. Ab und zu hall­ten Schrit­te durch die Nacht, nä­her­ten sich in ei­ner der Gas­sen und ver­hall­ten in ei­ner an­de­ren. Die Bri­se, die vom Meer weh­te, ließ Ra­vin und Ladro schon nach kur­z­er Zeit frös­teln und sie rück­ten noch et­was nä­her zu­sam­men. Ra­vin spür­te, wie ihm die Er­schöp­fung in die Glie­der kroch. Den­noch war er wach und so auf­ge­regt, dass er nicht hät­te schla­fen kön­nen. Ladro ne­ben ihm war ru­hig, trotz­dem merk­te Ra­vin ihm an, er war eben­so un­ge­dul­dig wie er. Sein schwar­zes Haar war in­zwi­schen so lang, dass er es zu­sam­men­ge­bun­den hat­te. Ei­ne Sträh­ne fiel ihm über die Wan­ge. Er sah noch erns­ter aus als sonst. Ra­vin wuss­te, wor­über er nach­dach­te.
    »Wir müs­sen mehr über die­se Schif­fe er­fah­ren«, sag­te Ladro

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