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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ent­ge­gen, er er­schrak, als er sah, wie hoch die Son­ne be­reits stand. Ge­ra­de woll­te er sein Tuch ho­len, als sein Blick auf den Sei­ler­baum fiel. Vor Er­stau­nen blieb ihm der Mund of­fen ste­hen. Um den Baum hat­ten sich et­wa drei­ßig Sei­ler ver­sam­melt. Je­der von ih­nen hat­te ein dün­nes Seil um die Hüf­te ge­bun­den und lehn­te sich da­ge­gen um es straff zu hal­ten. Die an­de­ren En­den der Sei­le wa­ren um den Sei­ler­baum ge­schlun­gen. Je­der Sei­ler trug einen Gür­tel, an dem ei­ne Viel­zahl von Ha­ken, Schnü­ren und Na­deln hing. Und je­der flocht im Ste­hen an sei­nem Seil. Ra­vin dach­te sich, dass ein Vo­gel, der über den Platz hin­weg­flog, den­ken moch­te, einen Stern mit ver­schie­den lan­gen Strah­len un­ter sich zu se­hen. Bei je­dem Knüpf­zug scheu­er­ten die Sei­le am Baum­stamm, gru­ben je­den Tag die Ril­len ein we­nig tiefer, po­lier­ten das duf­ten­de Holz, bis es glänz­te. Die Hän­de der Sei­ler wa­ren so ge­schickt und knüpf­ten so schnell, dass Ra­vin Schwie­rig­kei­ten hat­te, ih­nen mit den Au­gen zu fol­gen. Der An­blick hielt ihn so ge­fan­gen, dass er nur am Ran­de wahr­nahm, wie Ladro ne­ben ihn trat. Ei­ne Wei­le stan­den sie und be­wun­der­ten den stum­men Tanz der Hän­de, die sich völ­lig un­ab­hän­gig zu be­we­gen schie­nen, wäh­rend die Sei­ler sich un­ter­hiel­ten und sich schein­bar gar nicht auf ih­re Ar­beit kon­zen­trier­ten. Ladro und Ra­vin wa­ren so ver­tieft, dass sie nicht ein­mal be­merk­ten, wie die Tür sich öff­ne­te. Erst als sie Su­mals Stim­me hin­ter sich hör­ten, fuh­ren sie her­um. Sie trug einen großen Sack auf dem Rücken, den sie nun auf dem Tisch aus­schüt­te­te. Ge­trock­ne­te Früch­te und et­was, das wie ge­räu­cher­tes Fleisch aus­sah, ka­men zum Vor­schein. Au­ßer­dem ein Ge­gen­stand, der in hel­les Le­der ein­ge­schla­gen war. Schwei­gend bot Su­mal ih­nen das Es­sen an und stell­te einen noch grö­ße­ren Krug auf den Tisch, in dem sich, wie Ra­vin nicht ge­ra­de be­geis­tert ver­mu­te­te, Giel be­fand. Schwei­gend setz­ten sie sich zu Su­mal, die ih­nen das Fleisch zu­schob. Es roch nach Salz und ent­fernt nach Fisch. Als er hin­ein­biss, stell­te er fest, dass er sel­ten so et­was Köst­li­ches ge­ges­sen hat­te.
    »Das ist Snai«, er­klär­te Su­mal oh­ne Um­schwei­fe. »Wir trock­nen ihn über dem Feu­er oder es­sen ihn ge­bra­ten und mit Ho­nig ein­ge­rie­ben. Schmeckt es euch?«
    Sie nick­ten mit vol­lem Mund und Su­mal schenk­te ih­nen Giel ein. Um der Höf­lich­keit wil­len nahm Ra­vin wi­der­wil­lig einen Schluck und war über­rascht, wie köst­lich der Tee schmeck­te, als er sich mit dem süß­lich-wür­zi­gen Ge­schmack des Snai ver­misch­te. Nun be­griff er, warum die Dan­ta­ria­ner die­ses Ge­tränk moch­ten. Schwei­gend aßen sie wei­ter. Su­mal be­ob­ach­te­te sie. Ra­vin hät­te viel dar­um ge­ge­ben, zu se­hen, was sich hin­ter die­sen schö­nen, un­be­tei­lig­ten Au­gen ver­barg.
    Ver­mut­lich wird sie uns nach dem Es­sen weg­schi­cken, dach­te er. Und wir wer­den uns be­ei­len müs­sen einen neu­en Ka­pi­tän zu fin­den.
    Auch Ladro war sich be­wusst, dass die Zeit dräng­te, denn er aß has­tig und stand so­fort auf, nach­dem er sei­nen Be­cher Giel ge­leert hat­te.
    »Su­mal Ba­ji, wir dan­ken dir sehr für …«, be­gann er.
    »Setz dich«, un­ter­brach sie ihn. Ladro blick­te über­rascht, dann run­zel­te er die Stirn und ließ sich lang­sam wie­der auf dem Holz­klotz nie­der. Su­mal räum­te die Res­te weg, griff nach dem Le­der­pa­cken und fal­te­te ihn aus­ein­an­der. Es war ei­ne Kar­te.
    »Das hier ist Dan­tar«, be­gann sie. Sie deu­te­te auf die hand­för­mi­ge Land­zun­ge, die in ein blau ein­ge­färb­tes Meer hin­ein­rag­te. Zwi­schen den Wel­len wa­ren Pfei­le auf­ge­malt, die Strö­mun­gen kenn­zeich­ne­ten. Ab und zu sah man ver­schie­de­ne Fisch­sym­bo­le. Su­mals Fin­ger glitt an der Küs­te ent­lang.
    »Das ist der Weg, den ihr neh­men wollt. An der Küs­te ent­lang, ein Stück über das Meer und schließ­lich ein Bo­gen um das Ko­mos-Kap. Nicht ganz un­ge­fähr­lich we­gen der Strö­mun­gen und Un­tie­fen. Aber im­mer noch

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