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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Ru­der­ma­cher, Sei­ler und al­le an­de­ren au­ßer Rand und Band, weil Dan­tar den großen Auf­trag be­kom­men hat, die­se Schif­fe zu bau­en. Und seit ein paar Ta­gen wird es ernst. Krie­ger ha­ben ih­re Zel­te vor der Stadt auf­ge­schla­gen und war­ten, dass die Schif­fe fer­tig ge­stellt wer­den. Ich ha­be die Krie­ger ge­se­hen. Sehr gut be­waff­net. Das Land, das ih­re Waf­fen zu spü­ren be­kommt, tut mir jetzt schon Leid.«
    Ra­vin poch­te das Blut in den Wan­gen. Erst als er zu spre­chen an­fan­gen woll­te, wur­de ihm be­wusst, dass er die Zäh­ne auf­ein­an­der ge­presst hat­te und sein Kie­fer schmerz­te.
    »Es ist un­ser Land!«, sag­te er. »Wir müs­sen vor ih­nen da sein. Die­ser Krieg wird aus dem Hin­ter­halt ge­führt.«
    Er spür­te, wie Ladro ihn wie­der un­ter dem Tisch an­s­tieß um ihn zu brem­sen. Su­mal schwieg lan­ge. Die ein­zi­ge Re­gung, die sich in ih­ren Au­gen spie­gel­te, ge­fiel Ra­vin gar nicht. Schließ­lich griff sie in al­ler Ru­he nach der Giel­fla­sche.
    »Ihr wollt mir da­mit sa­gen, ich soll mir die Snais ent­ge­hen las­sen um mit euch um das Ko­mos-Kap zu se­geln. Und al­les für den gu­ten Zweck, da­mit eu­er Land nicht un­ter­geht.« Sie schenk­te sich ein und lä­chel­te. »An­ge­nom­men ich tue es. Wie viel be­zahlt ihr?«
    »Sechs­hun­dert Skil­dis.«
    »Wer sagt mir, dass die Auf­trag­ge­ber die­ser Schif­fe mir nicht viel mehr da­für zah­len, euch zu be­kom­men?«
    Sie lach­te. Ra­vin war plötz­lich gar nicht mehr si­cher, ob es ein ehr­li­ches La­chen war.
    »Nur ein Scherz«, sag­te sie. »Ich fin­de, ihr zwei seid zu leicht­sin­nig. Sucht mich auf und er­zählt mir die­se gan­ze Ge­schich­te. Und ver­ra­tet mir auch noch, dass die Krie­ger hin­ter euch her sind. Sehr dumm von euch. Das Lus­ti­ge da­bei ist, dass vor ei­ni­gen Ta­gen ei­ner der Heer­füh­rer bei mir an­ge­klopft hat. Er woll­te mich eben­falls an­wer­ben. Und wisst ihr, was ich zu ihm ge­sagt ha­be?«
    Ladro hielt die Luft an. Ra­vin zwang sich müh­sam zur Ru­he und ver­such­te eben­so be­herrscht zu wir­ken wie er.
    »Nein dan­ke«, ha­be ich ge­sagt. »Ich ma­che es nicht.« Ich weiß nicht warum. Viel­leicht weil es Krie­ger sind. Es wür­de mir nicht ge­fal­len, Leu­te zu trans­por­tie­ren, da­mit sie an­de­re Leu­te um­brin­gen. Ich ha­be Men­schen ster­ben se­hen in der Flut. Ich ha­be ab­ge­lehnt. Sie ha­ben mir fünf­zehn­tau­send Dan­ta­re ge­bo­ten. Das sind um­ge­rech­net weit über drei­tau­send Skil­dis. Und ich ha­be ab­ge­lehnt.«
    Sie lä­chel­te, pros­te­te ih­nen zu und nahm einen tie­fen Schluck.
    »Kurz und gut: Es wird nichts mit uns.«
    »Aber wir brau­chen dei­ne Hil­fe!«, rief Ra­vin.
    »Tut mir Leid, Wan­de­rer«, kam ih­re gleich­gül­ti­ge Ant­wort. »Ich bie­te euch ein La­ger für die Nacht an. Mehr kann ich nicht tun.«
    »Aber du musst uns hel­fen!«
    »Nenn mir einen ver­nünf­ti­gen Grund, warum ich ei­ne sol­che Fahrt ma­chen soll­te.«
    »Ich kann dir einen Grund nen­nen, vie­le Grün­de!«
    End­lich sah Ra­vin et­was wie In­ter­es­se in ih­ren ho­nig­far­be­nen Au­gen auf­leuch­ten. Um Zeit zu ge­win­nen hielt er ihr den Be­cher noch ein­mal hin.
    »Wie heißt die­ser köst­li­che Tee? Giel?«
    Sie zog einen Mund­win­kel nach oben, nick­te und schenk­te ihm nach. Er schloss die Au­gen und spür­te mit Wi­der­wil­len, wie das sau­re Ge­tränk über sei­ne Zun­ge floss. Sie nennt sich Snai­fi­sche­rin, über­leg­te er. Und es war ihr un­an­ge­nehm, als ich sie frag­te, ob sie Ka­pi­tä­nin sei. Sie ist stolz und gibt sich of­fen­sicht­lich die Schuld am Ver­lust ih­res Schif­fes.
    »Nun?«, frag­te sie und lä­chel­te spöt­tisch.
    »Wä­re es nicht schön, wenn die Leu­te dich wie­der Ka­pi­tä­nin nen­nen wür­den – und nicht nur Snai­fisch­fän­ge­rin?«
    An der Art, wie ihr Lä­cheln erstarb, er­kann­te Ra­vin, dass er einen wun­den Punkt ge­trof­fen hat­te. Sie krampf­te ih­re Hand um den Be­cher.
    »Und wä­re es nicht schön, nicht mehr in ei­nem La­ger­raum le­ben zu müs­sen?«
    Hoch­mü­tig und mit er­zwun­ge­ner Ru­he blick­te sie Ra­vin in die Au­gen. Er hat­te das Ge­fühl, dass sie ihm den In­halt ih­res Be­chers

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