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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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plötz­lich, als hät­te er Ra­vins Ge­dan­ken er­ra­ten. »Ba­dok will Tjärg ein­kes­seln. Hät­ten wir das doch vor­her ge­wusst!«
    »Dann wä­ren wir auch nicht schnel­ler vor­an­ge­kom­men«, er­wi­der­te Ra­vin. »Wenn sie mit den Schif­fen über­set­zen wol­len, müs­sen wir ih­nen eben zu­vor­kom­men.«
    Ladro biss sich auf die Un­ter­lip­pe. Sie schwie­gen so lan­ge, bis Ra­vin es nicht mehr aus­hielt.
    »Hast du be­merkt, wie Ami­na sich ver­än­dert hat? Wenn Dari­an sie nicht zu­rück­ge­hal­ten hät­te, sie hät­te ge­tö­tet.«
    »Ja. Und sie weiß, dass sie sich ver­än­dert.«
    »Ladro, warum wird sie zur Wor­an?«
    Ladro sah ihn über­rascht an. Ra­vin spür­te, dass ihm die­se Fra­ge un­an­ge­nehm war, den­noch über­wand er sei­ne Höf­lich­keit und frag­te wei­ter.
    »Wer hat die­sen Fluch über sie ge­spro­chen? Was hat sie ge­tan?«
    Ladro räus­per­te sich. Ra­vin war­te­te, dass er et­was sa­gen wür­de, doch er schwieg und be­trach­te­te den mond­be­schie­ne­nen Sei­ler­baum. Ra­vin war sich be­reits si­cher, dass er kei­ne Ant­wort er­hal­ten wür­de, als Ladro plötz­lich Luft hol­te.
    »Sie hat nichts ge­tan. Nein, es …«
    Wie­der folg­te ei­ne Pau­se, in der Ra­vin vor Un­ge­duld am liebs­ten »Was denn?« ge­schri­en hät­te.
    »Es hat mit ih­rer Mut­ter zu tun.«
    »Sie war ei­ne Bergs­han­jaar wie Skaard­ja, nicht wahr? Hat Dio­len sie ge­tö­tet?«
    »Ehr­lich ge­sagt weiß ich nicht, ob es Dio­len war, Ba­dok oder die Krie­ger aus Run. Es ge­sch­ah in der Zeit, als sie in Ska­ris auf­tauch­ten. Ja – sie wur­de er­mor­det.«
    »Hat Ami­na sich dar­auf­hin mit den Mäch­ten des Blut­mon­des ein­ge­las­sen? Aus Kum­mer und Hass?«
    Ladro lä­chel­te dünn.
    »Das brauch­te sie nicht. Ami­na ist ei­ne Halb­woran, Ra­vin.«
    Ra­vin klapp­te der Un­ter­kie­fer her­un­ter. Sei­ne Ge­dan­ken ver­hed­der­ten sich.
    »Aber das ist nicht mög­lich!«, rief er. »Jo­lon sag­te mir, ein Wor­an­fluch ver­erbt sich nicht.«
    »Auch Ami­na dach­te das. Sie muss nun das schmerz­li­che Ge­gen­teil er­fah­ren.«
    »Dann war Ami­nas Mut­ter al­so ei­ne Wor­an. Ami­na und ihr Bru­der leb­ten mit ei­ner Wor­an …«
    Bei der Er­wäh­nung von Ami­nas Bru­der run­zel­te Ladro ir­ri­tiert die Stirn, ging aber nicht nä­her dar­auf ein, son­dern er­zähl­te wei­ter:
    »Ih­re Mut­ter war ei­ne gu­te Shan­jaar ge­we­sen. Doch lan­ge vor Ami­nas Ge­burt hat­te sie sich an den Wor­an­küns­ten ver­sucht. Wie so vie­le dach­te sie, man weckt den Fluch und kann sich nur einen Teil neh­men. Vie­le Jah­re hat der Fluch in ihr ge­schla­fen. Aber dann, als die ers­ten Kämp­fe statt­fan­den und am Berg Blut ver­gos­sen wur­de, er­wach­te er. Ami­na hat die ers­ten Ver­än­de­run­gen gleich be­merkt. Sie hat mir er­zählt, dass sich ih­re Mut­ter in den Mond­näch­ten al­lein noch wei­ter in die Ber­ge zu­rück­zog. Und viel­leicht hat sie des­halb sol­che Angst, selbst ei­ne zu wer­den. Sie weiß, was wir mit ihr er­le­ben, denn sie hat das­sel­be mit ih­rer Mut­ter durch­ge­macht. Die zwei Per­so­nen, die in ihr le­ben. Der Schat­ten, der sich im­mer wei­ter über ih­re See­le brei­ten wird. Die Gleich­gül­tig­keit ge­gen­über dem Tod …«
    »Ei­ne Wor­an zu sein, heißt al­lein zu sein. Auf der dunklen Sei­te der Ber­ge zu le­ben«, sag­te Ra­vin. »Und ihr Bru­der? Kämpft er auch ge­gen den Fluch?«
    Ladro rieb sich die Au­gen.
    »Ich weiß es nicht, Ra­vin. Sie hat mir nicht viel von ihm er­zählt.«
    »Kön­nen wir denn nichts tun?«
    Ladro schüt­tel­te den Kopf.
    »Nichts, Ra­vin. Nur recht­zei­tig flie­hen. Be­vor wir sie tö­ten müs­sen, weil sie uns tö­ten will.«
    Ra­vin war kalt, Frost schi­en durch sei­nen Um­hang zu krie­chen und sich um sein Herz zu schlie­ßen.
    »Das meinst du nicht ernst, Ladro!«
    Ein bit­te­res Lä­cheln um­spiel­te Ladros Lip­pen.
    »Nein. Ich könn­te Ami­na nie­mals et­was an­tun.« Er sah Ra­vin an. »Und du noch viel we­ni­ger. Das weiß sie. Und des­halb wird sie ge­hen, wenn es an der Zeit ist.«
    »Warum rei­tet sie mit uns nach Tjärg?«
    Ladro zuck­te zu­sam­men.
    »Wie meinst du das?«
    »Die Rei­se zehrt an ih­ren Kräf­ten. Warum

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