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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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und das Fell an den Bei­nen ge­bleicht. Auch Mel Amies Hän­de wa­ren da­durch hell ge­wor­den und bil­de­ten einen be­un­ru­hi­gen­den Kon­trast zu ih­ren son­nen­ge­bräun­ten Schul­tern und Wan­gen. Au­ßer­dem hat­te sie die Mäh­ne des Pfer­des so kurz ge­schnit­ten, dass sie in zer­rauf­ten Sträh­nen ab­stand. Die Nar­ben an Schul­ter, Flan­ke und Krup­pe ver­stärk­ten den arm­se­li­gen Ein­druck noch. Die Re­gen­bo­gen­pfer­de leuch­te­ten dank der Fluss­schlamm­be­hand­lung im­mer noch in ei­nem stump­fen Grau. Ihr Mäh­nen­haar war so ge­floch­ten, dass es in kur­z­en Zöp­fen ab­stand und nichts mehr an die präch­ti­gen Mäh­nen er­in­ner­te, die in der Stadt si­cher die Bli­cke auf sich ge­zo­gen hät­ten. Das Ban­ty hat­te be­reits die bräun­li­che Fär­bung der aus­ge­trock­ne­ten Er­de an­ge­nom­men.
    In der Stadt räum­ten Men­schen die Über­res­te des gest­ri­gen Fes­tes auf, feg­ten die Stra­ßen und hol­ten die Fest­fah­nen von den Häu­ser­wän­den. Den­noch mach­te Dan­tar auf Mel Amie großen Ein­druck, das er­kann­te Ra­vin an der Art, wie sie die Men­schen mus­ter­te, die durch die Stra­ßen gin­gen, und wie sie die rot­wei­ßen Tü­cher be­wun­der­te. Ra­vin lä­chel­te in sich hin­ein und dach­te dar­an, dass er noch vor we­ni­gen Stun­den wohl ge­nau­so aus­ge­se­hen hat­te, als die Wun­der der rie­si­gen Stadt über ihn her­ein­ge­bro­chen wa­ren. Er ge­noss es, die Stadt zu Pferd zu durch­que­ren. Von oben sah das Men­schen­ge­tüm­mel noch dich­ter und ver­wir­ren­der aus, doch in­zwi­schen kann­ten sie die Haupt­stra­ßen so gut, dass sie sich mehr auf das Trei­ben in den Stra­ßen kon­zen­trie­ren konn­ten als dar­auf, den Weg zu fin­den. Das Ban­ty war so ver­ängs­tigt, dass Ladro es am kur­z­en Zü­gel führ­te.
    Trotz ih­rer Tar­nung wa­ren die Re­gen­bo­gen­pfer­de ein un­ge­wohn­ter An­blick. Über­haupt schie­nen die Be­woh­ner sel­ten so vie­le Pfer­de auf ein­mal zu Ge­sicht zu be­kom­men, je­den­falls be­merk­te Ra­vin mehr als ein­mal, wie die Men­schen sich nach ih­nen um­dreh­ten. Un­ru­hig be­gann er nach Hor­jun Aus­schau zu hal­ten, doch sie hat­ten Glück. Kei­ner der schwarz ge­klei­de­ten Krie­ger zeig­te sich in der Men­ge. Über den nied­ri­gen Häu­sern am großen Ha­fen rag­ten die Mas­ten von Dio­lens Flot­te auf. Ra­vin war froh, als sie end­lich von der be­leb­ten Haupt­stra­ße ab­wei­chen konn­ten und zu den La­ger­hal­len ab­bo­gen.
    Das La­ger war ein fla­cher Stein­bau, der die Wa­re, die im In­ne­ren auf­be­wahrt wur­de, vor Feuch­tig­keit und Hit­ze schüt­zen soll­te. Sie stie­gen ab und führ­ten die Pfer­de zum vor­ders­ten Ein­gang. Dari­an ver­han­del­te mit dem La­ger­ver­wal­ter und über­reich­te ihm ein Säck­chen mit Dan­ta­ren. Der Mann schüt­te­te das Geld auf dem Bo­den aus, prüf­te und zähl­te, bis er end­lich nick­te und die Mün­zen in sei­nem Gür­tel ver­stau­te.
    Sie lu­den die Sä­cke mit Nah­rungs­mit­teln auf die Pfer­de. Das Ban­ty be­lu­den sie mit rie­si­gen, leich­ten Sä­cken voll ge­press­tem Heu, bis es un­ter der Last bei­na­he ver­schwand.
    Uja war nicht be­geis­tert, als sie mit den schwer be­la­de­nen Pfer­den bei ihr ein­tra­fen. Erst nach­dem Dari­an ihr zwei wei­te­re Dan­ta­re in die Hand ge­drückt hat­te, zwang sie sich zu et­was, das ein Lä­cheln sein moch­te, und zeig­te ih­nen, wo sie die Pfer­de bis zum Abend un­ter­stel­len konn­ten. Der Hin­ter­hof war zu­gig und schmut­zig, aber da­für groß ge­nug.
    »Willst du dir nicht die Stadt an­se­hen?«, frag­te Dari­an.
    »Nein, dan­ke«, sag­te Mel Amie. »Je we­ni­ger ich vom Was­ser se­he, de­sto lie­ber ist es mir. Ich will zu­min­dest noch bis zum Abend ver­ges­sen, dass ich mor­gen viel­leicht schon auf dem Mee­res­grund den bren­nen­den Fi­schen gu­te Nacht sa­ge.«
    Als die Dun­kel­heit über den Hof ge­kro­chen war, führ­ten sie die Pfer­de durch den en­gen Durch­gang auf die Stra­ße hin­aus. In Ra­vins Oh­ren hall­ten die Huf­schlä­ge so laut, dass er be­fürch­te­te, das gan­ze Vier­tel wür­de auf­wa­chen. Die Fens­ter­lä­den von Skig­gas Ruh wa­ren

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