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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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was das Wort euch sagt? Ein Heer! Seht ihr nicht, dass es Kriegs­schif­fe sind, die dort am Groß­ha­fen ge­baut wer­den? Das ist so, als wür­den wir selbst die Mes­ser schmie­den, um sie un­se­ren Fein­den zu ver­kau­fen – mit bes­ter Emp­feh­lung und der An­lei­tung, wie sie uns da­mit die Keh­len durch­schnei­den.«
    Ge­läch­ter hall­te über den Tisch.
    »Herr­je, du Snai­ge­sicht. Die Herr­schaf­ten zie­hen in den Krieg. Was geht uns das an?«
    »Mon sagt, wir bau­en Schif­fe um ein Heer über­zu­set­zen. Da­für hät­ten of­fe­ne Fäh­ren ge­reicht. Aber was ist, wenn sie die Ab­sicht ha­ben, erst ih­ren Krieg zu füh­ren – und dann zu­rück­zu­keh­ren und Dan­tar ein­zu­neh­men?«
    »Nun hört euch die­sen be­sof­fe­nen Dumm­kopf an!«
    Ami­na warf Ra­vin einen viel­sa­gen­den Blick zu. Der Mann mit der trun­ke­nen Stim­me war auf dem bes­ten Weg, sich ein paar Ohr­fei­gen ein­zu­han­deln. Ra­vin zuck­te zu­sam­men, als hin­ter ihm ein Be­cher zer­brach.
    »Mon ist nichts als ein kurz­sich­ti­ger, käuf­li­cher Zie­gen­hin­tern!«, schrie der Mann nun. Die Stim­me, die ihm in der plötz­li­chen Stil­le ant­wor­te­te, klang sehr ru­hig und ge­fähr­lich. Ami­na duck­te sich tiefer über ih­ren Fisch­tel­ler und be­deu­te­te Ra­vin und Dari­an, dass es bes­ser wä­re, sich in Rich­tung Tür zu­rück­zu­zie­hen.
    »Mon hat die Stadt mit die­sem Auf­trag wie­der reich ge­macht, ist das klar? Und die­ses Heer ist viel­leicht nicht an­ge­nehm, aber in vier Ta­gen legt es ab. Und lässt ei­ne Men­ge Dan­ta­re hier. Geld, mit dem sich vie­le Ka­pi­tä­ne, die bei dem Sturm al­les ver­lo­ren ha­ben, wie­der ein Schiff kau­fen kön­nen.«
    »Ge­lie­he­nes Geld ist das! Blut­geld! Ich ha­be mit den Bau­ern ge­spro­chen. Sie ha­ben Angst und wer­den je­de Nacht von Ge­spens­tern mit glü­hen­den Au­gen heim­ge­sucht! Und nicht nur das. Im Heer rei­ten dä­mo­ni­sche Rei­ter mit, die dem Feu­er be­feh­len. Habt ihr nicht von dem Ge­höft ge­hört, das ver­gan­ge­ne Nacht ab­ge­brannt ist?«
    Für ei­ni­ge Au­gen­bli­cke war es still. Man hör­te nur das Bro­deln des Giel. Dann räus­per­te sich die al­te Fi­sche­rin.
    »In ei­nem so hei­ßen Som­mer kommt es vor, dass ein Ge­höft brennt.«
    Zu­stim­men­des Ge­mur­mel über­all.
    »Be­trun­ke­ner Rauf­bold!«, kam ei­ne un­freund­li­che Stim­me von der an­de­ren Sei­te des Raum­es. »Seit dei­ne Bar­ke ab­ge­sof­fen ist, siehst du über­all Ge­spens­ter!«
    Die Span­nung lös­te sich in dröh­nen­dem Ge­läch­ter.
    »Frag die Stroh­hü­te da hin­ten, die Bau­ern. He, ihr da! Habt ihr Ge­spens­ter in der Scheu­ne?«
    Ra­vin brauch­te einen Mo­ment, bis er be­griff, dass Dari­an und er ge­meint wa­ren. Dari­an dreh­te sich zu den Fi­schern um.
    »Ei­ne Ge­gen­fra­ge, Herr Fi­scher«, sag­te er und lach­te, als wä­re das Ge­spräch nicht ernst zu neh­men. »Seid ihr Skig­ga schon ein­mal be­geg­net?«
    Ver­blüff­te Ge­sich­ter wand­ten sich zu ih­nen um. Ami­na duck­te sich noch tiefer über den Fisch­tel­ler.
    »Da hörst du es. Er hat ge­nau­so vie­le Ge­spens­ter ge­se­hen wie wir Skig­gas!«, dröhn­te es am Ne­ben­tisch.
    »Die Skig­ga gibt es nicht. Sie ist ein Mär­chen, ein Kin­der­schreck.«
    Ra­vin spür­te, wie Ami­na wü­tend wur­de. Trotz Darians war­nen­dem Blick dreh­te sie sich zu den Fi­schern um.
    »Und was ist das?«
    Be­vor Ra­vin er­kann­te, was sie vor­hat­te, hat­te sie be­reits Skig­gas Dorn aus sei­nem Gurt ge­zo­gen und ließ ihn klap­pernd auf den Tisch fal­len. Einen Wim­pern­schlag lang glotz­ten vier­zig Au­gen­paa­re auf den Tisch, dann brach schal­len­des Ge­läch­ter los. Ei­ne rie­si­ge Hand saus­te ka­me­rad­schaft­lich auf Ra­vins Rücken her­ab und drück­te ihm al­le Luft aus den Lun­gen, so­dass er hus­ten muss­te. Die al­te Fi­sche­rin wisch­te sich Lachträ­nen aus den Au­gen.
    »Das sieht je­der Blin­de: ein ganz ge­wöhn­li­cher Snai­zahn, wenn auch ein recht großer. Gu­ter Scherz! Für einen Mo­ment hast du mich ver­blüfft!«
    Ra­vin und Dari­an stan­den auf. Ra­vin hak­te Ami­na un­ter, ent­schul­dig­te sich – und zerr­te sie mit sich. Er at­me­te erst auf, als die

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