Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
müs­sen.
    »Und die Grom?«, frag­te Ladro in die Sül­le. »Du hast er­zählt, dass sie an die Ober­flä­che kom­men um die bren­nen­den Fi­sche zu fan­gen. Was ma­chen wir, wenn so et­was ge­schieht?«
    Su­mal lä­chel­te.
    »Wir be­ten in so ei­nem Fall für ge­wöhn­lich zu Tal­tad.«
    Su­mal blick­te in rat­lo­se Ge­sich­ter und lä­chel­te kühl.
    »Das ist ein er­trun­ke­ner Ka­pi­tän.«
    Ra­vin zuck­te zu­sam­men.
    »Das heißt, wir müs­sen uns auf un­ser Glück ver­las­sen, dass in den nächs­ten paar Ta­gen kein Grom Hun­ger be­kommt.«
    Su­mal hob die Hän­de.
    »Es ist der ein­zi­ge Weg. Aber be­ru­higt euch – bis­her ist uns noch kein bren­nen­der Fisch be­geg­net. Die Chan­ce, dass uns ein Grom folgt, ist al­so sehr ge­ring.«
    »Wie sieht so ein Grom denn aus?«, ließ sich nun A mi­nas Stim­me ver­neh­men.
    »Sie sind so groß, dass du er­ken­nen wirst, wenn du einen vor dir hast«, ant­wor­te­te Su­mal leicht­hin und entließ sie mit ei­ner Ges­te, die be­sag­te, dass die Un­ter­hal­tung be­en­det war.
    We­ni­ge Stun­den spä­ter war die Fel­sen­grup­pe, auf die sie zu­hiel­ten, so nah, dass man die Ka­nal­mün­dung er­ken­nen konn­te. Und schließ­lich, ge­gen Abend, ma­nö­vrier­te der Steu­er­mann die Jon­tar sehr ge­schickt zwi­schen scharf­kan­ti­gen Fel­sen hin­durch und an Strom­schnel­len vor­bei, die sich wie tan­zen­de Krei­sel im Meer dreh­ten. An Bord war es still ge­wor­den. Dari­an und Ra­vin er­tapp­ten sich mehr­mals da­bei, wie sie ver­ga­ßen die Lei­nen nach­zu­las­sen und statt­des­sen wie ge­bannt in das un­ru­hi­ge Was­ser blick­ten, stets in der Er­war­tung, et­was Rie­sen­haf­tes dort auf­tau­chen zu se­hen. Die Jon­tai ächz­te und schau­kel­te. Ra­vin kämpf­te ge­gen das Ge­fühl, auf ei­nem Hau­fen Er­de zu ste­hen, der ein­fach ei­ne stei­le Bö­schung hin­un­ter­rutsch­te und ihm den Bo­den un­ter den Fü­ßen weg­zog. An das leich­te Schau­keln hat­te er sich müh­sam ge­wöhnt, doch nun kam zum Schau­keln ein Schlin­gern hin­zu, das ihn glau­ben ließ, sein Kopf müss­te je­den Mo­ment von sei­nen Schul­tern rol­len. In die­ser Nacht lag er auf den Plan­ken und spür­te noch im Schlaf, wie das Meer ver­such­te das Schiff zwi­schen zwei Atem­zü­gen in die Tie­fe zu sau­gen. Auch Su­mal Ba­ji war wach­sa­mer als sonst. Mit zu­sam­men­ge­press­ten Lip­pen be­ob­ach­te­te sie das Was­ser.
    Tags­über sich­te­ten sie flin­ke gel­be Fi­sche, die im Kiel­was­ser schwam­men, und in der Abend­däm­merung sa­hen sie die ver­narb­ten Rücken von Snais, die vom Fa­ckel­licht an­ge­lockt dem Schiff folg­ten und ih­re Froschmäu­ler aus dem Was­ser ho­ben. Am drit­ten Mor­gen im Ka­nal weck­te sie auf­ge­reg­tes Stim­men­ge­wirr. Chal­tar stand mit den an­de­ren See­leu­ten an der Re­ling. Sie un­ter­hiel­ten sich in der wei­chen, schnel­len Küs­ten­spra­che, die in Ra­vins Oh­ren wie Ge­sang klang. Als sie Ra­vin ent­deck­ten, lach­ten sie, wink­ten ihn her­an und deu­te­ten auf das Was­ser. Ra­vin muss­te die Au­gen zu­sam­men­knei­fen, um sie tief un­ten im be­weg­ten Was­ser zu er­ken­nen: Ko­ral­len­rif­fe, die wie blut­ro­te Edel­stei­ne auf dem dunklen Bo­den ei­ner Schatz­tru­he schim­mer­ten. Als Ra­vin wie­der auf­sah, konn­te er ge­ra­de noch er­schro­cken zu­rück­sprin­gen, denn ne­ben ihm schoss et­was durch die Luft und lan­de­te im Was­ser. Noch in der Schreck­se­kun­de wur­de ihm be­wusst, dass es ei­ner der See­leu­te war. Er tauch­te lan­ge, so lan­ge, dass Ra­vin be­reits un­ru­hig wur­de. Ver­schwom­men sah er den brau­nen Kör­per zwi­schen den ro­ten Ar­men der Ko­ral­len hin­durch­schwim­men. End­lich tauch­te das nas­se, la­chen­de Ge­sicht wie­der auf. Ein Stück Ko­ral­le flog durch die Luft. Chal­tar fing es auf und hielt es hoch. Su­mal nahm es ihm aus der Hand, prüf­te es und nick­te. »Jum-Ko­ral­len!«
    Die Mann­schaft be­gann zu ju­beln. Su­mal lä­chel­te und reich­te Ra­vin das Ko­ral­len­stück. Es fühl­te sich kalt und po­rös an, doch die Ober­flä­che war so glatt und ge­schmei­dig, dass sie aus po­lier­tem Kno­chen hät­te sein kön­nen. Su­mal dreh­te sich zu

Weitere Kostenlose Bücher