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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ihm?«
    »Nein, seit Lai­os mir ge­sagt hat, ich sol­le nicht an ver­lo­re­ne See­len den­ken, ha­be ich ihn nicht mehr ge­se­hen.«
    Dari­an lehn­te sich an die Re­ling und blick­te in den Him­mel.
    »Er ist ein großer Mann, grö­ßer als du, mit sehr dunklem Haar – aber grü­nen Au­gen, so wie du sie hast.« Er lä­chel­te. »Man sieht euch an, dass ihr Brü­der seid.«
    Ra­vin schluck­te, sei­ne Hän­de schmerz­ten, so hef­tig hat­te er die Re­ling um­klam­mert.
    »Wann hast du ihn ge­se­hen? Warum hast du mir nichts da­von ge­sagt?«
    »Ges­tern Nacht, als wir an Deck sa­ßen und auf den Grom am Ho­ri­zont starr­ten. Es war nur ein Bruch­teil ei­nes Ge­dan­kens. Er saß an ei­nem Feu­er.«
    »Wa­ren die Dä­mo­nen um ihn?«
    Dari­an schüt­tel­te den Kopf.
    »Er war al­lein mit ei­nem Schat­ten.«
    »Was war das für ein Schat­ten?«
    »Ei­ne Ge­stalt. Für einen Mo­ment war ich er­schro­cken, aber dann er­in­ner­te ich mich dar­an, dass Lai­os in den Träu­men wan­deln kann. Ich bin si­cher, dass er über Jo­lon wacht.« Et­was lei­ser füg­te er hin­zu: »Und wenn je­mand Ami­na hel­fen kann, dann er.«
    Auch am nächs­ten und über­nächs­ten Tag zeig­ten sich kei­ne bren­nen­den Fi­sche, da­für folg­ten im­mer noch die Naj der Jon­tar. Ab und zu er­schie­nen sie dicht un­ter der Was­sero­ber­flä­che und be­wun­der­ten die Re­gen­bo­gen­pfer­de, die ih­re Na­sen in die Gischt streck­ten. In­zwi­schen war auch der letz­te Rest Schlamm aus dem Fell ver­schwun­den, sie leuch­te­ten wie­der perl­mutt­far­ben im Ta­ges­licht und bläu­lich in der Nacht. Ami­na war still. Zu Ra­vin und Dari­an war sie freund­lich, aber es schi­en ihr nicht be­son­ders gut zu ge­hen. Rasch zog sie sich wie­der un­ter Deck zu­rück. Ladro er­wähn­te das Zau­ber­lied mit kei­nem Wort, doch Ra­vin er­schi­en er im­mer noch auf­ge­wühlt. Die Tau­cher hol­ten noch ei­ni­ge Net­ze vol­ler Ko­ral­len an Bord, dann wur­den die Ko­ral­len­bän­ke spär­li­cher, bis sie schließ­lich von dun­kel­grü­nen See­pflan­zen mit di­cken Blät­tern ab­ge­löst wur­den. Ra­vin fror nun, wenn er mor­gens er­wach­te und den rau­en Wind über sei­nen Rücken strei­chen fühl­te. Die Mann­schaft zog sich dick ge­web­te Tü­cher über. Bald war es be­reits so kühl ge­wor­den, dass auch Ra­vin und Dari­an un­ten bei den Pfer­den schlie­fen, den Harz­ge­ruch in der Na­se.
    Ra­vin träum­te Bild­fet­zen, die durch sei­nen Kopf schweb­ten. Manch­mal kam der Tjärg­wald zu ihm mit al­len Far­ben, Düf­ten und Klän­gen. Am Ufer des Sees kau­er­te er im Ge­büsch. Nicht weit von ihm gras­ten zwei rie­si­ge Ran­jögs. Ra­vin duck­te sich und wur­de zum Ran­jög, be­weg­te sich pfeil­gleich und flink am See ent­lang, den Speer in der Hand. Im Schlaf spür­te Ra­vin, wie ein Lä­cheln über sein Ge­sicht glitt, und er­wach­te vol­ler Hoff­nung.
    Su­mal Ba­ji war zwar die Letz­te, die das di­cke­re Tuch an­zog um sich vor dem Wind zu schüt­zen, doch Ra­vin be­merk­te, dass sie fror und sich be­reits nach Dan­tar zu­rück­sehn­te. Im fah­len Licht sah sie nicht län­ger gol­den und strah­lend aus. Sorg­fäl­tig über­wach­te sie das Ver­pa­cken des Ko­ral­len­sal­zes und nutz­te je­de Strö­mung, je­de Bri­se, um noch schnel­ler vor­an­zu­kom­men.
    »Wir lie­gen gut in der Zeit«, sag­te sie ein­mal zu Ra­vin. »Eu­re schwarz ge­klei­de­ten Freun­de dürf­ten et­wa vier Ta­ge nach euch bei der Bucht an­kom­men.«
    Dari­an und sie spra­chen nicht mehr oft mit­ein­an­der, den­noch hell­te ihr Ge­sicht sich auf, wenn er an Deck kam. Abends sa­ßen sie beim Schein ei­ner Kris­tall­lam­pe bei den Pfer­den und be­rat­schlag­ten, wel­chen Weg sie neh­men wür­den. Die Pfer­de wa­ren gut aus­ge­ruht, das Ban­ty tän­zel­te je­den Mor­gen in der Box, in der Hoff­nung, bald ins Freie zu kön­nen.
    Ei­nes Mor­gens trüb­te sich das Was­ser plötz­lich, die Was­ser­pflan­zen wur­den we­ni­ger. Zum ers­ten Mal seit lan­ger Zeit sah man stei­ni­gen Grund. Der Ka­nal ver­eng­te sich. Vor ih­nen tat sich ei­ne schma­le Bucht auf. Von schwar­zen Fel­sen ge­säumt grins­te ih­nen das Ufer ent­ge­gen.
    »Das ist die Gal­na­gar-Bucht, wo auch

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