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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Rei­se­ge­fähr­ten mit­neh­men.«
    Nicht al­le Tau­cher wag­ten sich so­fort wie­der ins Was­ser. Doch nach und nach ge­wöhn­ten sie sich an den Ge­dan­ken, vor den Au­gen der Naj zu tau­chen, und gin­gen mit den Net­zen von Bord. Ei­ne Wei­le hiel­ten sich die Naj in der Nä­he der Tau­cher auf, bis sie das In­ter­es­se ver­lo­ren und in der Tie­fe ver­schwan­den. Ge­gen Abend sta­pel­te sich ein manns­ho­her Berg von Ko­ral­len an Bord. Zum ers­ten Mal, seit sie ab­ge­legt hat­ten, war die Stim­mung an Bord aus­ge­las­sen und fröh­lich. Und als die Son­ne un­ter­zu­ge­hen be­gann, hieß Su­mal zwei der See­leu­te das Ru­der zu be­die­nen und trug ei­gen­hän­dig ein Fass mit Wein an Deck. Klat­schen und Ju­beln emp­fing sie. Die See­leu­te be­gan­nen Fi­sche auf dem Ofen zu bra­ten. Lam­pen aus ge­schlif­fe­nem Kris­tall wur­den an die Mas­ten ge­hängt und tauch­ten das Deck in schumm­ri­ges Licht.
    »Nach je­der gu­ten Ko­ral­le­nern­te fei­ern wir«, er­klär­te Su­mal. »Und heu­te wer­den wir auf die Tjärg­pfer­de an­sto­ßen.«
    Nach ei­ni­gem Zö­gern hat­te sich so­gar Mel Amie be­reit er­klärt ih­ren Platz un­ter Deck zu ver­las­sen. Ami­na nahm den Be­cher mit Al­gen­wein lä­chelnd an und setz­te sich zwi­schen Ra­vin und Ladro. Dari­an pros­te­te Su­mal zu und sie nick­te und stieß lä­chelnd mit ihm an.
    »Hi­n­ag Dan­tar! Auf Va­ju und Don­do­lo!«, sag­te sie. Al­le ho­ben ih­re Be­cher und wie­der­hol­ten den Trink­spruch. Ra­vin spür­te, wie der Wein ihm kalt und er­fri­schend durch die Keh­le floss. Sein Herz wur­de leicht, al­le Ge­fah­ren flo­gen da­von und ver­schwan­den am Ho­ri­zont. Die Jon­tar mach­te gu­te Fahrt und schnitt durch das kla­re Was­ser. Als Ra­vin für einen Mo­ment die Au­gen schloss, schi­en es ihm, als flö­ge das Schiff über das Meer, als wä­re der Tjärg­wald schon so nah, dass er das Harz der Ja­la­bäume be­reits rie­chen könn­te. Chal­tar hol­te sein In­stru­ment her­vor, einen dor­ni­gen Kno­chen, der an meh­re­ren Stel­len durch­bohrt war und als Flö­te diente. Als Chal­tar ihn an die Lip­pen setz­te, er­klang ein trau­ri­ger Ton, der an die Schreie von See­vö­geln er­in­ner­te. Ein an­de­rer See­mann hat­te in­zwi­schen ein wei­te­res In­stru­ment her­vor­ge­holt. Ra­vin zähl­te elf Sai­ten, die sich über ei­ne po­lier­te perl­mutt­schim­mern­de Schei­be spann­ten. Mit ge­schick­ten Fin­gern schlug der Spie­ler sie an. Schnei­dend kla­re Tö­ne weh­ten hin­aus aufs Meer. Die Mu­si­ker spiel­ten ei­ne trau­ri­ge Me­lo­die und stimm­ten ein Lied an, das so herz­zer­rei­ßend war, dass es nur von Un­glück und Tod han­deln konn­te. Ra­vin spür­te, wie die Schwer­mut von ihm Be­sitz er­griff. Als der letz­te zit­tern­de Ton der Perl­har­fe ver­k­lun­gen war, ju­bel­te man den Sän­gern zu und schenk­te ih­nen Wein ein. Su­mal klatsch­te eben­falls.
    »Nichts für un­gut, aber eu­re Lie­der klin­gen nach Be­er­di­gung, Ka­pi­tä­nin«, sag­te Mel Amie und nahm einen Schluck. »Kennt ihr nichts Lus­ti­ges?«
    Su­mal lä­chel­te und sprang auf. Nach we­ni­gen Au­gen­bli­cken kam sie mit ei­ner wei­te­ren Perl­har­fe zu­rück und nahm wie­der im Kreis Platz.
    »Hört nun ein Lied aus Dan­tar! Die­se Bal­la­de wird im­mer von zwei­en ge­sun­gen. Ladro, du hast ei­ne schö­ne Stim­me. Du wirst mich be­glei­ten.«
    Ladro lach­te und wehr­te ab, doch Mel Amie gab ihm einen Schubs. Schließ­lich ging er vom Joh­len der See­leu­te be­glei­tet zu Su­mal und ver­beug­te sich. Die Me­lo­die, die sie nun mit flin­ken Fin­gern an­stimm­te, klang wie ein mut­wil­li ger Tanz mit vie­len Rich­tungs­wech­seln und Sprün­gen. Wäh­rend sie die Ein­lei­tung spiel­te, sprach sie wei­ter.
    »Vor vie­len Jah­ren leb­te in Dan­tar ein jun­ger Fi­scher. Wie al­le jun­gen Fi­scher war er ver­liebt, denn wie ihr wisst, ist Dan­tar auch die Stadt der Lie­be und des Tan­zes.« Bei die­sen Wor­ten warf sie Dari­an einen Blick zu. »Doch die Liebs­te des Fi­schers fährt hin­aus aufs Meer und ver­liebt sich in einen an­de­ren. Un­ser Fi­scher aber ist hart­nä­ckig. Er nimmt sein Boot und fin­det sie.«
    Ein lau­ni­ger Wir­bel

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