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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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die Kriegs­schif­fe an­le­gen wer­den«, rief Su­mal ih­nen vom Steu­er aus zu. »Macht euch be­reit, wir le­gen noch vor Mit­tag an!«
    Mel Amie strahl­te. Sie such­ten ih­re ver­blie­be­nen Vor­rä­te zu­sam­men, pack­ten die Ta­schen und schnall­ten sie den Pfer­den um. Das Ban­ty wit­ter­te Land und bock­te in der Box.
    Kies knirsch­te un­ter den Plan­ken der Jon­tar, als sie in der Nä­he des Stran­des an­leg­ten. Su­mal Ba­ji kam un­ter Deck.
    »Nä­her kann ich euch nicht an den Strand brin­gen«, sag­te sie. »Das Was­ser ist nicht sehr tief hier. Wir ma­chen die Lu­ke auf und las­sen den Steg ins Was­ser. Das heißt, ihr müsst ein klei­nes Stück durch das Was­ser wa­ten. Aber es ist nicht tiefer als eu­re Pfer­de hoch sind.«
    Mit ei­nem Plat­schen lan­de­te die Holz­plan­ke im Was­ser und sank lang­sam mit dem einen En­de auf Grund. Va­ju und Don­do wa­te­ten oh­ne zu zö­gern ins Was­ser. Ra­vin hol­te ei­ne Sträh­ne her­vor, die er aus Va­jus Mäh­ne ge­schnit­ten hat­te und reich­te sie Su­mal.
    »Für die Naj, da­mit sie die Jon­tar auch wei­ter­hin be­schüt­zen. Keh­re mit dei­ner Fracht gut nach Dan­tar zu­rück! Wir se­hen uns wie­der!«
    Sie lach­te.
    »Ja, wenn die Naj sin­gend zu Fuß aus dem Meer kom­men.«
    Dari­an lä­chel­te und streck­te Su­mal die Hand hin, die sie nach ei­nem kur­z­en Zö­gern er­griff.
    »Licht auf dei­nem Weg«, sag­te sie lei­se.
    »Und auf dei­nem«, er­wi­der­te er. Einen Mo­ment sa­hen sie sich in die Au­gen, dann wand­te Su­mal sich ab.
    »Eu­re Zeit läuft«, sag­te sie mit ei­nem An­flug ih­rer al­ten Schroff­heit und wies auf die Lu­ke. Das Hor­jun-Pferd scheu­te, be­vor es sich end­lich wi­der­wil­lig in die Flu­ten zie­hen ließ. Ra­vin setz­te sich auf Va­jus Rücken. Kal­tes Was­ser um­schloss sei­ne Bei­ne. Bald er­reich­ten sie den stei­ni­gen Strand. Als sie zu­rück­blick­ten, sa­hen sie, dass die Jon­tar be­reits ab­ge­dreht hat­te und Kurs auf Dan­tar nahm.
     

III
Im Schatten der Woran
     
     
    Die lan­ge Ru­he­zeit hat­te den Pfer­den nicht gut ge­tan. Sie er­mü­de­ten schnell und brauch­ten be­reits nach kur­z­er Zeit ei­ne Rast. Mit Un­ge­duld war­te­te die Grup­pe, bis sie ge­grast hat­ten, um so schnell wie mög­lich wei­ter­rei­ten zu kön­nen.
    »Nun müss­te die Flot­te in der Bucht an­ge­langt sein«, sag­te Dari­an am vier­ten Mor­gen nach ih­rem Auf­bruch.
    »Ab jetzt ren­nen wir ge­gen die Zeit«, sprach Mel Amie aus, was al­le dach­ten. Ra­vin be­merk­te den Blick, den Ladro Ami­na zu­warf. Ihr Ge­sicht war um­schat­tet, das Haar licht­lo­ser denn je. Don­do tän­zel­te und schlug aus, so­bald sie in sei­ne Nä­he kam, nur mit Dari­an zu­sam­men dul­de­te er sie auf sei­nem Rücken. Va­ju schi­en nie­mals mü­de zu wer­den und trug in­zwi­schen nicht nur Ra­vin, son­dern auch einen Groß­teil des Ge­päcks um die an­de­ren Pfer­de zu scho­nen. Dari­an ritt ver­bis­sen und ge­hetzt. Ra­vin glaub­te nach­füh­len zu kön­nen, wie sei­nem Freund zu­mu­te sein muss­te, Sel­las Mör­der so dicht auf den Fer­sen zu ha­ben.
    Der Som­mer neig­te sich sei­nem En­de zu. In den Wip­feln be­gan­nen sich die Blät­ter der Bäu­me be­reits zu ver­fär­ben. Der Ge­dan­ke, dass sie noch vor we­ni­gen Ta­gen im som­mer­hei­ßen Dan­tar ge­we­sen wa­ren, er­schi­en Ra­vin selt­sam.
    Als der letz­te ge­trock­ne­te Fisch auf­ge­braucht war, sam­mel­ten sie Ja­lafrüch­te und aßen das Frucht­fleisch roh. Am fünf­ten Tag setz­te ein Spät­som­mer­re­gen ein, der ih­nen bis auf die Haut drang. Das Ban­ty hat­te an­ge­fan­gen die matsch­brau­ne Fär­bung der re­gen­nas­sen Baum­stäm­me an­zu­neh­men, so­dass sich mit sei­ner Fell­far­be auch die letz­te Er­in­ne­rung an die Jon­tar nach und nach ver­lor. Die Ta­ge gli­chen ei­ner ein­tö­ni­gen Ab­fol­ge mit Tau­sen­den von tan­zen­den Baum­stäm­men, die an ih­nen vor­über­g­lit­ten, un­ter­bro­chen von sat­ten grü­nen Wie­sen und dem ewig glei­chen kal­ten Wind und Nie­sel­re­gen. Um Ami­na mach­te sich Ra­vin die meis­ten Sor­gen. Die Haut an ih­ren Hän­den und ihr Ge­sicht – dar­an gab es kei­nen Zwei­fel mehr – färb­ten sich

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