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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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so­gar ein Lie­bes­lied.
    »Wo­von die­ses Lied han­delt, weiß ich nicht. Ich hör­te es in ei­ner kal­ten Nacht im Wald. Es hat mei­ne See­le be­rührt. Und viel­leicht wird es auch die eu­re be­rüh­ren.« Er hol­te tief Luft und be­gann zu sin­gen.
     
    »Tel­lid akjed nag asar
    Kinj kar Akh elen ba­lar
    Kin­ju teen
    Kin­ju teen
    Skell asar, ba­lan tar­jeen!«
     
    Die See­leu­te lausch­ten er­grif­fen, be­rührt von der Weh­mut und dem Schmerz in der Me­lo­die. Als Ra­vin ge­en­det hat­te, klatsch­ten sie be­geis­tert. Chal­tar griff zur Perl­har­fe und stimm­te die Me­lo­die noch ein­mal an. Ra­vin blick­te in die Run­de und stutz­te. Ami­na und Ladro wa­ren mit ei­nem Mal bleich ge­wor­den. Ami­na sprang auf. Ihr Wein­be­cher kipp­te um, ro­ter Wein floss zum Ofen und ver­dampf­te zi­schend. Mit ei­nem ge­hetz­ten Blick stürz­te sie da­von. Oh­ne ein Wort rap­pel­te Ladro sich auf und folg­te ihr. Die See­leu­te san­gen be­reits ein neu­es Lied. Mel Amie un­ter­hielt sich mit Chal­tar, Su­mal war ge­gan­gen, nur Dari­an hat­te die Sze­ne be­ob­ach­tet. Gleich­zei­tig stan­den sie auf und gin­gen Ladro und Ami­na hin­ter­her.
    Sie wa­ren un­ter Deck bei den Pfer­den. Als sie hör­ten, dass sich je­mand nä­her­te, ver­stumm­ten sie.
    »Was ist los?«, frag­te Ra­vin.
    »Nichts«, sag­te Ladro knapp.
    »Du hast es ge­wusst, Ra­vin!«, zisch­te Ami­na. Ih­re Au­gen glüh­ten. Der Schat­ten lag wie­der über ih­rem Ge­sicht.
    »Was ha­be ich ge­wusst?«, gab er zu­rück. »Es ist ein Lied, das ich von den Hall­ge­spens­tern ge­lernt ha­be. Ir­gend­wo im Wald, kurz be­vor wir Sel­la ge­fun­den ha­ben.«
    Die Span­nung ließ die Luft vi­brie­ren, die Pfer­de be­gan­nen un­ru­hig zu wer­den.
    »Es ist Teil ei­nes Zau­ber­spruchs, Ra­vin. Da­mit spaßt man nicht!«, sag­te sie. Aus je­der Sil­be hör­te er her­aus, wel­che An­span­nung es sie kos­te­te, so ru­hig zu blei­ben.
    »Das wuss­te er nicht«, ant­wor­te­te Dari­an an Ra­vins Stel­le. »Selbst ich ha­be nicht er­kannt, dass es ein Zau­ber ist.«
    »Sing die­ses Lied nie wie­der! Ver­giss es! Ver­ge­sst es bei­de, denkt die Wor­te nicht ein­mal!«
    »Was soll das?«, sag­te Ra­vin är­ger­lich. »Sag mir, was für ein Zau­ber das ist!«
    Ami­na rich­te­te sich auf.
    »Das kann und wer­de ich nicht.«
    Ra­vin war so ver­wirrt, dass er nichts er­wi­dern konn­te.
    Dari­an trat vor.
    »In Ord­nung«, sag­te er. »Ver­ges­sen wir das Lied. Du wirst dei­ne Grün­de ha­ben, Ami­na.«
    Ra­vin woll­te pro­tes­tie­ren, doch Dari­an be­deu­te­te ihm mit ei­nem Blick, den Mund zu hal­ten und ihm zu fol­gen. Ra­vin sah die Er­leich­te­rung auf Ladros Ge­sicht, dann wand­te er sich ab und folg­te Dari­an an Deck.
    »Was soll das?«, sag­te er, als sie an der Re­ling an­ge­langt wa­ren. Die Klän­ge der Perl­har­fe trie­ben zu ih­nen her­über.
    »Ich weiß es nicht, Ra­vin«, flüs­ter­te Dari­an. »Wo hast du das Lied ge­hört?«
    »Am An­fang un­se­rer Rei­se, be­vor wir in Jer­riks Wald ge­rit­ten sind. Du hast schon ge­schla­fen, aber ich hör­te den Hall­ge­spens­tern zu. Da war ei­ne Frau­en­stim­me. Sie sag­te et­was da­von, dass es jetzt ge­sche­hen müs­se, und sie be­fahl je­man­dem zu lau­fen. Und dann sang die­sel­be Stim­me die­ses Lied.«
    »Er­in­ne­re dich – wie klang die Stim­me? Kann es sein, dass es Ami­nas Stim­me war?«
    Ra­vin run­zel­te die Stirn.
    »Ich weiß es nicht. Aber of­fen­sicht­lich ist es ein schlim­mer Zau­ber, den sie kennt. Viel­leicht hat er et­was mit ih­rem Fluch zu tun.«
    Dari­an strich sich mü­de über die Stirn. »Mag sein. Und trotz­dem. Ich wer­de nicht klug aus ihr.«
    »Nie­mand wird klug aus ihr.«
    »Was mir im­mer noch nicht in den Kopf geht, ist, warum sie mit­ge­kom­men sind. Ob sie bes­ser wis­sen als wir, was pas­sie­ren könn­te, wenn Ba­dok Tjärg ein­nimmt? Warum kommt Ami­na mit, da sie doch weiß, wie we­nig Zeit ihr bleibt, bis sie ei­ne Wor­an wird? Und jetzt der Zau­ber­spruch!«
    Ra­vin seufz­te.
    »Auch ich ha­be dar­über nach­ge­dacht, Dari­an. Und je mehr ich dar­über grü­b­le, de­sto mehr schwirrt mir der Kopf. Die Sor­ge um Jo­lon ist un­er­träg­lich.«
    »Träumst du von

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