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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Ra­vin auf Zeich­nun­gen be­wun­dert hat­te. Als es Ra­vin ent­deck­te, blieb es ste­hen. Die Oh­ren schnell­ten nach vorn, es sah ihn ver­dutzt an. Iril ließ die lan­ge Mäh­ne los. Das Re­gen­bo­gen­pferd rühr­te sich nicht. Ra­vin hielt dem Pfer­de­blick stand. Das Pferd schi­en ver­wun­dert einen Men­schen zu se­hen, der sich so sehr von Iril un­ter­schied. Er lä­chel­te und trat einen Schritt vor. So­fort leg­te das Pferd die Oh­ren an und mach­te einen Schritt zu­rück. Ra­vin biss sich auf die Lip­pe. Bit­te bleib hier, bat er im Stil­len. Lang­sam streck­te er die Hand aus. Das Pferd schnaub­te und ging einen wei­te­ren Schritt zu­rück.
    Ganz lei­se be­gann er zu spre­chen. Zö­ger­lich kam erst ein Ohr wie­der nach vorn, dann das an­de­re. Ra­vin ließ sei­ne Hand aus­ge­streckt und nä­her­te sich er­neut. Als er bei­na­he schon den war­men Atem an sei­ner Hand spü­ren konn­te, blieb er ste­hen und ließ das Pferd mit dem See­pferd­chen­kopf den letz­ten Schritt ma­chen. Es ent­spann­te sich und kam zu ihm. Ra­vin strahl­te, als er die war­men Nüs­tern in sei­ner hoh­len Hand fühl­te, und um­schloss den war­men Atem wie ein Ge­schenk.
    »Hier«, sag­te er zu Iril. »Die­ses hier ist es.«
    Iril nick­te und reich­te ihm das Half­ter, das Ra­vin sei­nem Po­ny ab­ge­nom­men hat­te.
    »Sie heißt Va­ju. Sie ist sehr ru­hig, aber wie du siehst, sucht sie sich ih­re Freun­de mit Be­dacht aus.«
    Dari­an hat­te ein hoch­bei­ni­ges, schlan­kes Pferd mit ei­nem dün­nen Hals ent­deckt, das er nun zu fan­gen ver­such­te. Doch so­bald es ihm ge­lang, sei­ne Mäh­ne zu fas­sen, mach­te es einen Satz, schlug aus oder dräng­te ihn mit an­ge­leg­ten Oh­ren ge­gen ei­nes der an­de­ren Pfer­de. Dari­an lach­te und ver­such­te es im­mer wie­der mit al­ler­lei Lis­ten. Den­noch dau­er­te es ei­ne gan­ze Zeit – Ra­vin hat­te Va­ju be­reits den Sat­tel auf­ge­legt –, bis es sich end­lich von Dari­an grei­fen und aus der Her­de füh­ren ließ.
    »Ich ha­be es!«, rief Dari­an schon von wei­tem. »Wie heißt es?«
    »Don­do­lo«, sag­te Iril und mur­mel­te Ra­vin zu: »Aus­ge­rech­net der Wir­bel­wind der Her­de. Pass auf, dass Dari­an sich nicht das Ge­nick bricht.«
    Iril half ih­nen, auch Don­do­lo zu sat­teln und das Ge­päck von den Po­nys um­zu­la­den, im­mer noch un­ter den auf­merk­sa­men Bli­cken der Re­gen­bo­gen­pfer­de, die kei­ne An­stal­ten mach­ten, in den Wald zu­rück­zu­keh­ren.
    Ei­ne die­si­ge Mit­tags­son­ne schi­en in­zwi­schen auf sie her­ab. Iril zog ein klei­ne­res, bau­chi­ges Mu­schel­horn aus der Ta­sche und über­reich­te es Ra­vin.
    »Nach Ska­ris geht es dort ent­lang«, mein­te er. »Und denkt dar­an: Was­ser könnt ihr nicht bin­den – Tjärg­pfer­de auch nicht. Nie­mand wird sie euch steh­len kön­nen.«
    Er ging zu sei­nem Pferd zu­rück oh­ne sich noch ein­mal um­zu­dre­hen. Don­do­lo mach­te einen Satz zur Sei­te, ehe Dari­an auf­stei­gen konn­te, doch schließ­lich bra­chen sie, von den an­de­ren Re­gen­bo­gen­pfer­den im­mer noch miss­trau­isch be­äugt, auf.
    Ra­vin fühl­te sich, als sä­ße er in ei­nem Boot. Weich und flie­ßend war Va­jus Gang und trotz­dem spür­te er bei je­dem Schritt die fe­dern­de Span­nung von Mus­keln und Seh­nen. Die Her­de folg­te ih­nen in si­che­rem Ab­stand bis weit über die Tal­soh­le hin­aus. So­oft sie sich um­blick­ten, leuch­te­te am Ho­ri­zont ein Strei­fen hel­ler Gischt, der sich erst bei An­bruch der Däm­me­rung nach und nach ver­lor.
     
    I
    hr Weg führ­te sie par­al­lel zu den Aus­läu­fern der Süd­ber­ge zum Grenz­land. In den ers­ten Ta­gen rit­ten sie zü­gig und leg­ten im­mer wie­der einen län­ge­ren Ga­lopp ein, doch nach ei­ni­gen Ta­gen be­gann die Ru­he der ein­sa­men Berg­ge­gend sie zu um­fan­gen. Ih­re an­fäng­li­che Ei­le leg­te sich und sie setz­ten ih­re Rei­se in ei­nem Rhyth­mus fort, der ih­nen und den Pfer­den bes­ser ent­sprach. Auf die­se Wei­se ent­gin­gen ih­nen die Spu­ren und Tram­pel­pfa­de nicht, die in die Dör­fer führ­ten, die sich wie Nes­ter in den Hän­gen ver­bar­gen. Sie rit­ten über Steil­we­ge und Ser­pen­ti­nen in je­des da­von und

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