Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
weit­ab vom Haupt­weg und ver­fie­len in vor­sich­ti­gen Trab, als sie in die Nä­he ei­nes Al­schwal­des ka­men. Atandros schlug vor, die Pfer­de zu ver­ste­cken und die letz­ten Schrit­te zum Wach­baum zu Fuß zu ge­hen.
    Ra­vin knick­ten die Bei­ne weg, als er sich vom Pfer­derücken glei­ten ließ. Er hat­te Mü­he, die ers­ten Schrit­te zu ma­chen oh­ne vor Er­schöp­fung um­zu­fal­len. Wil­len­los folg­te er Atandros und der Kö­ni­gin durch das Un­ter­holz, bis sie zum über­wu­cher­ten Stamm ei­nes Alsch­bau­mes ka­men, des­sen Stamm so dick war, dass nicht ein­mal drei Män­ner ihn hät­ten um­fas­sen kön­nen. In den Stamm wa­ren Vor­sprün­ge ge­hau­en, die als Trep­pe dienten. Of­fen­bar war sie schon lan­ge nicht mehr be­nutzt wor­den, die Stu­fen wa­ren rut­schig, mehr als ein­mal glaub­te Ra­vin, je­den Au­gen­blick den Halt zu ver­lie­ren. Oben an­ge­kom­men zog er sich auf die Platt­form hin­auf, sah sich um und muss­te blin­zeln. Im Mor­gen­rot er­glüh­te un­ter ihm das Tjarg­tal. So weit sein Au­ge reich­te, sah er Wald und hü­ge­li­ge Wie­sen. Rechts un­ter ihm, in der Tal­soh­le, ent­deck­te er win­zi­ge Zel­te. Schwar­ze Hor­jun-Zel­te, klein und ver­bor­gen, aber doch sicht­bar. Und links, am Ho­ri­zont, er­hob sich Gis­lans Burg auf der An­hö­he. Ra­vin schluck­te und muss­te wie­der zwin­kern. Doch das Bild, das sich ihm bot, ließ sich nicht ver­trei­ben. Ver­suchs­hal­ber schloss er die Au­gen, aber als er sie wie­der öff­ne­te, sah er sie im­mer noch: rau­chi­ge, ver­kohl­te Mau­ern. Auf den Zin­nen stan­den Ba­doks Krie­ger. Ih­re Män­tel weh­ten im Mor­gen­wind.
    Ra­vin stöhn­te. Er nahm kaum wahr, wie die Kö­ni­gin und die Zau­be­rer ne­ben ihn tra­ten. Die Stim­me der Kö­ni­gin klang be­herrscht, den­noch beb­te sie. Ra­vin ver­moch­te nicht zu sa­gen, ob es un­ter­drück­te Wut oder Angst war, die er in ih­rem Ge­sicht las.
    »Die Burg ist be­reits in der Hand der Hor­jun«, stell­te sie fest.
    Ra­vin sah das Ent­set­zen in Darians Au­gen, als er die ge­schwärz­ten Mau­ern der Burg be­trach­te­te.
    »Wie konn­ten sie so schnell bei der Burg sein und in das Bur­gin­ne­re ge­lan­gen?«, flüs­ter­te er.
    Ra­vin schüt­tel­te nur mit ei­nem hilflo­sen Schul­ter­zu­cken den Kopf und blick­te wie­der zur Rauch­säu­le. Im Geis­te sah er die Feu­ernym­phen vor sich, die im Bur­g­hof die Stäl­le nie­der­brann­ten. Ob Na­ja sich auch in der Burg be­fand?
    »Es ist mir ein Rät­sel, wie sie an Lai­os und Jarog vor­bei­ge­kom­men sind!«, sag­te Atandros und run­zel­te die Stirn.
    »Warum ha­ben sie euch kein Zei­chen ge­ge­ben?«, frag­te Ra­vin.
    Atandros’ Ge­sicht ver­düs­ter­te sich.
    »Of­fen­bar hat­ten sie kei­ne Zeit mehr da­für«, mur­mel­te er. »Wir hät­ten bes­ser vor­be­rei­tet sein müs­sen.«
     
    Stän­dig tra­fen Spä­her ein, die von neu­en vor­rücken­den Trup­pen be­rich­te­ten. Die Kö­ni­gin hat­te sich mit Atandros und Dari­an zur Be­ra­tung zu­rück­ge­zo­gen. Ra­vin saß mit Ladro und Mel Amie in ei­nem Un­ter­schlupf. Sie wa­ren so er­schöpft, dass sie nicht schla­fen konn­ten.
    »Fällt euch die Stil­le auf?«, frag­te Mel Amie. Ner­vös spiel­te sie mit dem dün­nen Le­der­seil, an dem sie ih­re Schwert­hül­le be­fes­tigt hat­te. Mit zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Au­gen blick­te sie in die Dun­kel­heit.
    »Kei­ne Hall­ge­spens­ter«, sag­te Ra­vin. »Am Schutz­kreis liegt es nicht.«
    »Nein. Ich wet­te, sie sind al­le­samt vor der Burg, bei Ba­doks Trup­pen.«
    »Ja. Wenn sie nicht schon längst drin sind.«
    »Du meinst, die Hall­ge­spens­ter sind in die Burg ein­ge­drun­gen? Wo­zu?« Mel Amie rieb sich über die mü­den Au­gen. »Um dort den Die­nern nach­zu­plap­pern?«
    Ra­vin lä­chel­te matt und schüt­tel­te den Kopf.
    »Das Gan­ze hat et­was mit ih­nen zu tun. Man müss­te in die Burg ge­lan­gen.«
    »Und sich um­brin­gen las­sen? Hast du die Wa­chen vor den To­ren ge­se­hen? Ich will mir gar nicht vor­stel­len, was mit eu­ren ar­men Shan­jaar pas­siert ist.«
    Ra­vin ließ sich ins nacht­kal­te Gras sin­ken und be­ob­ach­te­te die Ster­ne, die ihn an Feu­ernym­phen und klei­ne ma­gi­sche

Weitere Kostenlose Bücher