Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
et­was Aus­schau hielt, das sich zwi­schen den Bäu­men ver­barg.
    Sie rit­ten auf Schleich­we­gen, Ra­vin führ­te sie über Pfa­de jen­seits der Reit­we­ge und Weg­wei­ser. Ein­mal glaub­ten sie Spu­ren von Hor­jun-Pfer­den zu ent­de­cken, doch bei nä­he­rem Hin­se­hen han­del­te es sich um ein Pferd aus der Burg. Of­fen­sicht­lich hat­te der Rei­ter im Ga­lopp ab­ge­bremst und sich ei­ni­ge Ma­le im Kreis ge­dreht, da er sich nicht für ei­ne Rich­tung ent­schei­den konn­te.
    »Viel­leicht ein Spä­her«, mein­te Mel Amie.
    »Er ist in Rich­tung Re­gen­bo­gen­burg ge­rit­ten«, stell­te Ra­vin fest. Er hielt sei­ne Schleu­der griff­be­reit und das Kurz­schwert ge­lo­ckert.
    Lan­ge be­vor der Rei­ter sie er­reich­te, hör­ten sie Huf­schlag. Ladro und Mel Amie zo­gen schon ih­re Schwer­ter, als Ra­vin an­hielt und ih­nen mit ei­ner Hand­be­we­gung Ein­halt ge­bot.
    »Das ist kein Hor­jun-Pferd«, sag­te er.
    An­ge­spannt war­te­ten sie ei­ni­ge Au­gen­bli­cke, in de­nen der Huf­schlag nä­her kam. Plötz­lich bog in vol­lem Ga­lopp ein Rei­ter der Kö­ni­gin um die Bäu­me. Beim An­blick der schweig­sa­men Grup­pe er­schrak er und leg­te sich in die Zü­gel. Sein Pferd stemm­te die Vor­der­bei­ne in den sump­fi­gen Bo­den und rutsch­te aus. Um ein Haar wä­re es in Ladros Ban­ty ge­prallt, hät­te die­ses nicht einen Satz zur Sei­te ge­macht. Der Rei­ter zit­ter­te und war au­ßer Atem.
    »Ich dach­te schon, ich wür­de euch nicht fin­den!«, sag­te er und wisch­te sich mit dem Är­mel über das schweiß­nas­se Ge­sicht. »Die Kö­ni­gin schickt mich!«
    »Ist et­was pas­siert?« Darians Stim­me klang scharf.
    Der Bo­te schüt­tel­te den Kopf und schnapp­te nach Luft.
    »Der Kö­ni­gin nicht. Doch sie hat Nach­richt von Lai­os. Ba­doks Trup­pen sind di­rekt vor der Burg!«
    Dari­an warf Ra­vin einen ge­hetz­ten Blick zu.
    »Vor der Burg? Sind sie ge­flo­gen? Sie kön­nen noch nicht dort sein!«
    Zwei Ta­ge, dach­te Ra­vin. Zwei Ta­ge zu früh.
    »Wo ist die Kö­ni­gin jetzt?«, warf Ra­vin ein.
    »Sie war kurz vor den Aus­läu­fern der Grenz­ber­ge, als die Nach­richt von Lai­os sie er­reich­te. In­zwi­schen ist sie wie­der auf dem Weg zur Burg.«
    »Wie nah sind Ba­doks Trup­pen?«
    »Zu nah. Jarog ge­bot der Kö­ni­gin ab­zu­war­ten und im Wald zu blei­ben.«
    Ladro stöhn­te und rieb sich die Au­gen.
    »Gut«, sag­te Ra­vin. »Rei­te vor­aus!«
    So­gar die Re­gen­bo­gen­pfer­de keuch­ten be­reits, als sie end­lich ei­ne kur­ze Rast mach­ten. Ladro schwieg und be­ob­ach­te­te düs­ter das Ge­büsch und die Dun­kel­heit, die sich da­hin­ter im Un­ter­holz auf­tat.
    »War­test du auf Hor­jun?«, flüs­ter­te Ra­vin ihm zu. Ladro zuck­te mit den Schul­tern. Sein Lä­cheln war schmal und an­ge­spannt.
    »Ist dir auf­ge­fal­len, dass wir seit Ta­gen kei­ne Hall­ge­spens­ter mehr ge­hört ha­ben?«
    Dari­an nick­te er­schöpft.
    »Aber ich fürch­te, dass wir dem­nächst um­so mehr von ih­nen hö­ren wer­den.«
    »Bei den Trup­pen?«
    »Ja.«
    »Wie konn­ten sie so schnell bei der Burg sein? Jarog hat­te sei­ne Spä­her aus­ge­schickt, die be­rich­te­ten, dass die Schif­fe noch nicht ein­mal an­ge­legt hat­ten.«
    »Dann ha­ben die Spä­her sich ge­täuscht. Viel­leicht wa­ren die Schif­fe schnel­ler, als Su­mal Ba­ji wis­sen konn­te.«
    Ra­vin senk­te den Kopf und seufz­te.
    »Und mein La­ger hat es ge­ahnt.«
    »Sie sind in Si­cher­heit«, sag­te Dari­an. »Du wirst Jo­lon bald se­hen.«
    Ra­vin nick­te und biss sich auf die Lip­pe. Er hoff­te, sein Freund wür­de nicht be­mer­ken, dass er scham­rot wur­de. Was er sich nicht ein­ge­ste­hen woll­te, sah er nun klar vor sich: dass er er­leich­tert ge­we­sen war dem Bo­ten fol­gen zu müs­sen. Er wuss­te, dass es Feig­heit war, sei­nem Bru­der und dem La­ger nicht un­ter die Au­gen tre­ten zu wol­len. Und er ver­miss­te Ami­na so sehr, dass es schmerz­te. Er woll­te sie um Rat fra­gen, so­bald … Und da traf es ihn wie­der, die grau­sa­me Ge­wiss­heit, dass er Ami­na nie wie­der et­was fra­gen konn­te.
    »Selt­sam ist«, be­gann Dari­an, »dass mir Lai­os kei­ne Nach­richt ge­schickt hat. Ich schlie­ße die Au­gen und su­che ihn.

Weitere Kostenlose Bücher