Im Bann des Fluchträgers
Zwar finde ich ihn und er sagt mir, wir sollen im Wald bleiben, bis der Angriff abgewehrt ist. Nur … es ist nicht Laios. Laios spricht anders. Und er hätte mich viel früher gewarnt.«
Sie erreichten den Lagerplatz der Königin spät in der Nacht. Der Bote lotste sie durch sumpfiges Gebiet und tief in einen Hain, der von zwei Shanjaar bewacht wurde. Selbst Ravin hätte sie nicht entdeckt, so gut verstanden sie sich zu verbergen. Das Zelt der Königin war auf den ersten Blick nicht auszumachen, erst bei genauem Hinsehen erkannte Ravin das geflochtene Dach.
Die Königin sah hart aus, ihr Mund war ein schmaler Strich. Gemeinsam mit Hauptmann Ljann war sie über eine Karte gebeugt. Als Ravin und die anderen das Zelt betraten, sah sie gehetzt auf, dann nickte sie und bat sie sich zu setzen.
»Willkommen«, sagte sie. »Wie geht es Jolon?«
Ravin schluckte.
»Ich habe ihn nicht gesehen. Das ganze Lager ist bereits auf dem Weg zur Steinburg. Wir waren gerade auf dem Weg dorthin, als Euer Bote uns erreichte.«
Die Königin lächelte.
»Ich danke euch, dass ihr gekommen seid. Wie ihr bereits wisst, sind Badoks Truppen vor der Burg. Jarog meint, dass sie nicht vor morgen Abend angreifen. Sie warten noch auf die Nachhut.«
»Wie konnte das passieren?«, fragte Darian.
»Das wollte ich von euch erfahren!«, sagte sie mit scharfer Stimme. »Wie schnell waren die Schiffe, mit denen sie fuhren, wirklich? Hat sich eure Kapitänin so sehr verschätzt?«
»Wir wissen es nicht«, antwortete Ravin aufrichtig. »Die Späher, die Jarog ausgeschickt hatte, haben keine Schiffe gesehen. Und …«
»Ja«, unterbrach sie ihn. »Das ist richtig. Doch jetzt rät mir Jarog, dass wir nicht umgehend zur Burg reiten, sondern unseren Weg in Richtung Tana fortsetzen und den Truppen entgegenreiten sollen. Er sagt mir, die Krieger in der Burg reichen aus um sie zu halten.«
»Und Laios?«, meldete sich Darian zu Wort.
Sie wiegte den Kopf.
»Er rät mir dasselbe. Und ich würde den beiden glauben, doch etwas ist seltsam. Ich habe versucht mit Jarog und Laios Kontakt aufzunehmen.« Gedankenverloren berührte sie den Silberreif an ihrer Stirn. »Ihre Gedanken kommen zu mir und doch klingen sie so nebelhaft. So weit fort.«
Darians Augen glommen im Halbdunkel des Zeltes.
»Euch geht es ebenso? Ich habe versucht mit Laios zu sprechen, aber er ist so … fremd.«
Nachdenklich betrachtete die Königin die Karte, die Ljann vor ihr ausgebreitet hatte.
»Ich habe ihnen befohlen die Burg zu verschanzen, bis wir mit den Truppen aus dem Wald bei ihnen sind.«
»Das heißt, Ihr habt nicht vor, hier abzuwarten?«, fragte Ladro.
»Auf gar keinen Fall«, antwortete sie. »Hauptmann Ljann und ich haben beschlossen, dass ich mit den Truppen aus dem Wald vorausreite. Bis Tana sind es nur wenige Stunden. Wir haben bereits Boten vorausgeschickt, Hauptmann Ljann wird uns mit den Truppen folgen, so schnell es geht. Nicht weit von hier gibt es einen Alschbaum, der zu Zeiten meines Vaters als verborgener Wachturm diente. Ich muss sehen, wie es mit der Burg steht. Noch haben sie nicht angegriffen. Zwei Zauberer in der Burg können den stärksten Feind zumindest für ein paar Tage in Schach halten.«
»Wenn es noch zwei Zauberer in der Burg gibt«, warf Hauptmann Ljann mitleidlos ein.
Ravin bemerkte, wie Darian bei diesen Worten zusammenzuckte.
Die Königin senkte den Kopf.
»Wie es auch steht, ich brauche neben Atandros noch einen Zauberer an meiner Seite. Darian soll mit mir kommen. Und Ravin und die anderen auch, ich brauche euren Rat.«
Ladro wollte etwas erwidern, doch ein Blick von Mel Amie brachte ihn zum Schweigen. Ravin war erstaunt, dass Ladro die Bitte der Königin offensichtlich abschlagen wollte.
»Könnt ihr noch reiten?«, fragte sie. »Ich möchte bald aufbrechen.«
S
ie blieben
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