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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Be­we­gung über die Stirn.
    »Gut«, sag­te sie lei­ser und freund­li­cher. »Geht nun.«
    Dari­an stand auf, ge­mein­sam ver­neig­ten sie sich und tra­ten in die Nacht.
    »Du wirst trotz­dem rei­ten, Ra­vin«, stell­te Dari­an fest.
    »Ja.«
    Dari­an be­gann lei­se in sich hin­ein­zu­la­chen.
    »Und es ge­lingt dir, so­gar die Kö­ni­gin glau­ben zu ma­chen, dass du ih­rem Be­fehl fol­gen wirst. Ich wünsch­te, ich hät­te die­se Fä­hig­keit!«
    »Ich muss es tun. Ich bin der Ein­zi­ge, der an den Hor­jun vor­bei­kommt.«
    Dari­an lä­chel­te.
    »Wie willst du es an­stel­len?«
    »Ich brau­che den Win­ter­man­tel des Pfer­de­jun­gen und schwar­ze Stie­fel. Sol­che, wie die Ge­sand­ten aus Ta­na sie tra­gen, sind den Hor­jun-Stie­feln ziem­lich ähn­lich. Einen Helm brau­che ich nicht. Ich kann sa­gen, dass ich ihn in ei­nem Hand­ge­men­ge ver­lo­ren ha­be. Und dann brau­che ich noch ein Kurz­schwert und das Hor­jun-Pferd.«
    Sie hat­ten sich lei­se un­ter­hal­ten, den­noch ent­ging Ra­vin das Knacken nicht, das rechts von ihm aus dem Un­ter­holz kam. Er stutz­te, hielt Dari­an am Arm zu­rück und zog sei­ne Schleu­der her­vor. Im Schat­ten ei­nes Bau­mes stand Mel Amie, am Zü­gel das Hor­jun-Pferd.
    »Will­kom­men, Ga­lo Bor«, sag­te sie. »Ich bil­li­ge es nicht und wünsch­te, ich könn­te dich über­re­den ver­nünf­tig zu sein. Aber ich ken­ne Ra­vin va La­gar viel zu gut, als dass ich nicht se­hen wür­de, wann es sinn­los ist, ihn zu er­mah­nen. Hier sind dein Pferd und dein Man­tel. Und da ich ge­ra­de beim Spie­len war, ha­be ich einen der Wäch­ter aus Lom gleich da­zu ver­lei­tet, sei­ne Stie­fel zu ver­wet­ten. Wenn der Ärms­te wüss­te, dass er sie heu­te nicht mehr zu­rück­ge­win­nen wird …«
    Ra­vin schluck­te, als sie ihm die Zü­gel in die Hand drück­te und den Wet­ter­man­tel um die Schul­tern leg­te. Das Hor­jun-Pferd scharr­te mit dem Huf und leg­te die Oh­ren an. Ra­vin wuss­te, dass es Mel Amie nicht leicht fiel, es aus ih­rer Ob­hut zu ge­ben.
    »Dan­ke«, sag­te er aus tiefs­ter See­le und zog die Stie­fel aus schwar­zem, glän­zen­den Le­der an.
    »Ich wer­de einen Spie­gelzau­ber spre­chen«, flüs­ter­te Dari­an. »Wer dich se­hen will, wird dich auf Va­jus Rücken im Ge­fol­ge rei­ten se­hen. Ich hof­fe, es wird einen Tag lang funk­tio­nie­ren. Und jetzt wer­den wir bei den Pfer­den ein biss­chen Wir­bel ma­chen, da­mit du un­be­merkt rei­ten kannst. Viel Glück, Ra­vin!«
    »Glück auf dei­nem Weg, Ga­lo Bor!«, sag­te Mel Amie.
    Ra­vin schwang sich auf den Rücken des Hor­jun-Pfer­des. Er schloss die Au­gen und hol­te tief Luft. Als er die Au­gen wie­der öff­ne­te, sah er Mel Amie und Dari­an zwi­schen den Bäu­men ste­hen. Und ne­ben ih­nen stand ein Wald­mensch mit grü­nen Au­gen und stolz er­ho­be­nem Kopf – der Spie­gelzau­ber, das Ab­bild von Ra­vin va La­gar. Die­ser Ra­vin sah ganz an­ders aus als das Spie­gel­bild, das er vor lan­ger Zeit im Fluss be­trach­tet hat­te. Die Brand­nar­be an sei­nem Mund leuch­te­te rot. Es schi­en ein Frem­der zu sein, der nichts mehr mit dem Ra­vin ge­mein hat­te, der vor so vie­len Mon­den Tjärg ver­las­sen hat­te.
    Ra­vin wand­te den Blick ab und wur­de zu Ga­lo Bor, dem Hor­jun.
    Das Hor­jun-Pferd er­in­ner­te sich an die vie­len Stun­den in Am­gars Reit­hal­le und riss den Kopf hoch. Un­ter dem Schen­kel­druck bäum­te es sich auf und presch­te da­von. Hin­ter ih­nen hob ein Wie­hern und Huf­ge­trap­pel an, Pfer­de ris­sen an ih­ren Stri­cken.
    »Wa­chen! Bei den Pfer­den ist je­mand!«, er­scholl Darians Stim­me, dann ver­hall­te der Lärm und nur noch der Huf­schlag des Hor­jun-Pfer­des er­tön­te in der Nacht.
    Ra­vin ritt durch einen Wald, der so to­ten­still war, dass er nicht ein­mal Ra­scheln und Nacht­ge­tier hör­te. Er wünsch­te sich, die Huf­schlä­ge wür­den nicht so laut in der Stil­le dröh­nen, und spür­te ein Krib­beln im Ge­nick, in der stän­di­gen Er­war­tung, dass ein Stein oder ein Pfeil aus den Schat­ten der Nacht her­an­ge­flo­gen kämen. Sorg­fäl­tig wähl­te Ra­vin die un­ge­gan­ge­nen We­ge und ritt Schlei­fen durch das un­über­sicht­li­che Ge­län­de. Stän­dig prüf­te er

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