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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Zehn Ta­ge hin­durch tob­te der Sturm. Im­mer dort, wo wir uns be­fan­den, war Wind. Die Schif­fe droh­ten aus­ein­an­der zu bre­chen. Wir fuh­ren so schnell, wie der schnells­te Rei­ter rei­ten kann. Und weißt du, was uns er­war­te­te, als wir in der Bucht an­ka­men? Ein Heer von Er­lo­sche­nen! Wir wuss­ten nicht, wo­her sie ka­men. Sie wa­ren nicht auf dem Schiff ge­fah­ren. Sie wa­ren es, die be­reits lan­ge vor un­se­rer An­kunft die Burg ein­ge­nom­men hat­ten.«
    »Die Er­lo­sche­nen nah­men al­lein die Burg ein?«
    Ruk zuck­te hilf­los die Schul­tern.
    »Die To­re stan­den schon of­fen, als wir ka­men.«
    »Und Dio­len und Ba­dok? Wa­ren sie auch in der Burg?«
    »Nein, sie ka­men mit uns.«
    »Das heißt, die Er­lo­sche­nen sind ein selbst­stän­di­ges Heer?«
    Ruk ver­grub den Kopf wie­der in den Hän­den. Sei­ne Stim­me klang dumpf und hoff­nungs­los.
    »Wenn ich das wüss­te. Es sind un­glaub­lich vie­le. Wir wur­den ge­mein­sam mit ih­nen in den Kampf ge­schickt. Wir zo­gen in das Land der See­len­lo­sen um nicht selbst see­len­los zu wer­den. Und was wir hier fan­den, wa­ren Men­schen, wie wir es sind. Men­schen, die wir tö­ten soll­ten.«
    Er zog Ra­vin zu sich her­an und flüs­ter­te.
    »Wir stie­ßen auf ei­ne Grup­pe von Wäch­tern im Wald. Der Kampf dau­er­te sehr lan­ge, Far wur­de ver­letzt und …«, Ruk schluck­te. Ra­vin sah, wie er mit den Trä­nen kämpf­te, »… Kei­jl auch. Kei­jl stamm­te aus Skil­mal – wie du, wenn du von dort­her ge­kom­men wärst. Ein Kämp­fer aus dem Wald traf ihn mit der Schleu­der an der Stirn. Kei­jl fiel. Wir rit­ten her­an, um ihn zu ber­gen und aus der Kampf­li­nie zu zie­hen, da sah ich, dass Dio­len den Kopf schüt­tel­te. Er schüt­tel­te den Kopf – und ein Er­lo­sche­ner hob das Schwert und tö­te­te Kei­jl! Weil er nicht mehr kämp­fen konn­te. Ga­lo, wir sind Fut­ter für sie! Sie le­gen gar kei­nen Wert dar­auf, dass auch nur ei­ner von uns le­bend zu­rück­kehrt.« Er schluchz­te auf. »Und die so ge­nann­ten See­len­lo­sen, das seid an­geb­lich ihr aus Tjärg.« Wie­der be­gann er zu la­chen.
    Ra­vins Herz war schwer ge­wor­den.
    »Wir sind ge­flo­hen«, schloss Ruk. »Und wenn sie uns fin­den, wer­den sie uns tö­ten.«
    »Seid ihr die ein­zi­gen Hor­jun auf der Flucht?«
    Ruk blick­te in das Dickicht.
    »Ich weiß es nicht, aber wenn die an­de­ren Ähn­li­ches se­hen …«
    Ra­vin dach­te nach. Die Hor­jun wa­ren in der Burg, doch die Er­lo­sche­nen wa­ren in der Über­zahl. Den­noch – er wür­de sei­nen Plan, in die Burg zu ge­lan­gen, nicht auf­ge­ben. Dass die To­re of­fen wa­ren, konn­te be­deu­ten, dass die Zau­be­rer be­reits tot wa­ren – oder nur ge­fan­gen.
    »Ruk! Gib mir dei­nen Helm. Und wir tau­schen die Pfer­de.«
    »Was?«
    »Ich muss zur Burg rei­ten.«
    »Bist du ver­rückt? Möch­test du ums Le­ben kom­men?«
    »Ihr drei rei­tet zur Kö­ni­gin.«
    »Sie wer­den uns tö­ten, wenn uns vor­her nicht Dio­lens Er­lo­sche­ne auf­spü­ren.«
    »Die wer­den euch nicht fin­den. Ich wer­de dir be­schrei­ben, wie ihr euch im Wald zu­recht­fin­det. Mein Pferd wird euch da­bei hel­fen. Es kennt die Wit­te­rung der Tjärg­pfer­de. Lasst euch not­falls von den Trup­pen der Kö­ni­gin ge­fan­gen neh­men und fragt dann nach Dari­an Dana­lonn. Sagt, Ra­vin va La­gar ist auf dem Weg zur Burg. Und sagt Dari­an, dass ich Ami­na noch nicht ge­fun­den ha­be und mir wünsch­te, noch ein­mal Su­mal Ba­jis Lied zu hö­ren. Sag ihm auch Fol­gen­des: Ich wer­de früh am Mor­gen in der Burg sein.«
    Ruks Stie­fel wa­ren zu groß, eben­so sein Helm, doch Ra­vin zurr­te den Schaft mit Le­der­rie­men fest, lern­te das Pass­wort für das Burg­tor und schnall­te sich das Schwert um. Dann er­klär­te er Ruk den Weg.
    »Viel Glück, klei­ner Bru­der aus Skil­mal«, sag­te Ruk und um­arm­te Ra­vin. »Auf dass wir uns wie­der­se­hen!«
    Ra­vin be­ob­ach­te­te, wie die drei Rei­ter im nacht­dunklen Wald ver­schwan­den, dann strich er dem frem­den Pferd be­ru­hi­gend über den Hals und lausch­te in die Nacht. Ein­sam­keit über­flu­te­te ihn wie ei­ne kal­te Wö­ge, ließ ihn be­bend und mit tro­ckener Keh­le zu­rück.
    Zwei­ge streif­ten sei­ne

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