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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Er­schöp­fung spie­gel­ten sich dar­in.
    »Das Wort?«, frag­te ei­ner von ih­nen.
    »Ka­le­va­la«, ant­wor­te­te Ra­vin in der Hoff­nung, dass das Pass­wort, das Ruk ihm ge­nannt hat­te, nicht über Nacht ge­än­dert wor­den war. »Ga­lo Bor, drit­tes Schiff, Am­gars Trup­pe.«
    Der Wäch­ter mus­ter­te ihn lan­ge.
    Die Ge­sich­ter der an­de­ren Män­ner zeig­ten kei­ne Re­gung. Der­je­ni­ge, der Ra­vin die Fra­gen ge­stellt hat­te, senk­te sein Schwert. Ra­vin nahm es als Er­laub­nis, das Tor zu pas­sie­ren. Mit zit­tern­den Kni­en gab er sei­nem Pferd das Zei­chen und dank­te dem Tier für die Ru­he und Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit der es aus­schritt.
    Die Sze­ne­rie, die sich vor ihm auf­tat, war ge­spens­tisch. Der Nord­hof war voll mit Er­lo­sche­nen. Als Ra­vin an ih­nen vor­über­ging, lie­ßen ei­ni­ge ih­re be­hand­schuh­ten Hän­de kaum merk­lich zum Schwert­griff glei­ten. Ra­vin spür­te die Be­dro­hung, als er un­ter den aus­drucks­lo­sen Bli­cken zu den Stal­lun­gen ging. Mit dem mü­den Pferd im Schlepp­tau wür­de er, so hoff­te er, am we­nigs­ten Auf­se­hen er­re­gen. Das Tier folg­te ihm, oh­ne dass er es füh­ren muss­te, die Oh­ren flach an den Kopf ge­legt. Ver­stoh­len hielt er Aus­schau nach Hor­jun, ent­deck­te je­doch nur we­ni­ge. Le­dig­lich ei­ne ein­zi­ge ab­ge­ris­se­ne Grup­pe mit zer­fetz­ten Män­teln ging über den Hof. Sie wirk­ten er­schöpft, Ra­vin frag­te sich, wo sie ge­we­sen sein moch­ten.
    Im Stall stan­den dop­pelt so vie­le Pfer­de wie üb­lich. Um Platz zu schaf­fen wa­ren die Bo­xen­wän­de her­aus­ge­bro­chen wor­den. Ein rie­si­ger Sta­pel Holz türm­te sich am En­de des Gan­ges. Die Zahl der Hor­jun-Pfer­de schätz­te Ra­vin auf weit mehr als hun­dert. Doch die Last­po­nys der Burg und die Pfer­de der Ge­sand­ten wa­ren ver­schwun­den, eben­so der jun­ge Stall­bur­sche. Im hin­te­ren Teil des Stalls hob ein Pferd den Kopf, schüt­tel­te die stein­graue Mäh­ne und leg­te bei Ra­vins An­blick die Oh­ren an. Ra­vins Herz­schlag wur­de zu ei­nem Trom­mel­wir­bel, die Zü­gel schnit­ten tief in sei­ne Haut, so fest schloss er die Hand dar­um. Dio­len war al­so in der Burg. Has­tig führ­te er sein Pferd in die Rei­he, nahm ihm Zaum­zeug und Sat­tel ab und hol­te fri­sches Was­ser. Dann ver­ließ er den Stall durch einen Sei­ten­ein­gang, der zu ei­nem klei­nen In­nen­hof führ­te. Vol­ler Un­be­ha­gen lehn­te er sich an ei­ne der stei­ner­nen Wän­de und lausch­te. Sein Blick fiel auf ei­ne Schar­te in der Mau­er. Er setz­te sei­nen Fuß auf einen Vor­sprung und zog sich hoch. Der An­blick, der sich ihm bot, raub­te ihm den Atem. Vor ihm er­streck­te sich das süd­li­che Re­gen­bo­gen­tal. Hat­te er bis­her ge­dacht, dass die An­zahl von Ba­doks Trup­pen ge­wal­tig war, so muss­te er sei­ne Mei­nung nun än­dern. Das, was er bis­her ge­se­hen hat­te, war ei­ne Hand voll Hor­jun ge­we­sen, mehr nicht. So­weit Ra­vins Au­ge reich­te, la­ger­ten nun die Er­lo­sche­nen vor den Süd­to­ren der Burg. Auf dem Weg vom Wald ritt ei­ne Trup­pe von ih­nen mit ei­ni­gen we­ni­gen Hor­jun, die ein paar rei­ter­lo­se Wald­po­nys mit sich führ­ten. Of­fen­sicht­lich ka­men sie aus ei­ner Schlacht. Und ganz hin­ten ging ei­ne Grup­pe von Ge­fan­ge­nen. Mit ge­bun­de­nen Hän­den, ver­wun­det, blu­tend, sich ge­gen­sei­tig stüt­zend wur­den sie in die Burg ge­schleppt. Von sei­nem Stand aus konn­te Ra­vin nicht er­ken­nen, ob es Men­schen aus sei­nem La­ger wa­ren. Er schluck­te sei­ne Wut und Ver­zweif­lung hin­un­ter und sprang wie­der auf den Bo­den. Dort zwang er sich da­zu, nach­zu­den­ken. Sie ka­men aus dem Süd­wald, al­so wur­de im äu­ße­ren Gür­tel des Ta­les schon ge­kämpft. Zu­min­dest nahm Dio­len Ge­fan­ge­ne, ob­wohl Ra­vin sich dar­auf kei­nen Reim ma­chen konn­te. Aber wo­her ka­men die­se Mas­sen von Er­lo­sche­nen? Un­mög­lich konn­ten so vie­le von ih­nen auf den Schif­fen ge­we­sen sein.
    Un­ru­he drang aus dem Stall. Pfer­de wur­den in den Stall ge­führt. Rasch zog er sich in den Schat­ten der Mau­er zu­rück.
    »Macht al­les für den zwei­ten An­griff be­reit«, sag­te

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