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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ei­ne Stim­me. Ra­vin hör­te, wie neue Pfer­de ge­sat­telt und aus dem Stall ge­führt wur­den. Als auch die letz­ten Schrit­te ver­hallt wa­ren, griff Ra­vin mit zit­tern­der Hand un­ter sein Hemd und zog das Mes­ser her­vor. Schwer und an­ge­nehm kühl lag es in sei­ner Hand. Nun war es an der Zeit, Lai­os zu su­chen. Ge­ra­de wand­te er sich zum Ge­hen, als ein war­mer Hauch über sei­nen Nacken strich.
    »Heu­te bist du oh­ne dei­ne Na­mi­da un­ter­wegs?«, frag­te Na­ja. Grö­ßer und kraft­vol­ler war sie, ihr Mäd­chen­ge­sicht schi­en äl­ter zu sein. Die Wand, vor der sie stand, wur­de ruß­schwarz, das Moos trock­ne­te und ver­kohl­te.
    »Ja«, flüs­ter­te er. »Und du kämpfst für dei­nen Herrn?«
    Ihr Ge­sicht ver­düs­ter­te sich.
    »Es ist auch dein Herr«, sag­te sie. Ih­re kraft­lo­sen Flam­men und die Ru­he, die sie aus­strahl­te, ir­ri­tier­ten Ra­vin.
    »Was ist ge­sche­hen, Na­ja?«, frag­te er lei­se.
    Noch düs­te­rer wur­de ihr Fla­ckern, bis die Nym­phe in ei­nem dunklen Oran­ge leuch­te­te.
    »Wir sind über das Meer ge­fah­ren! Er hat uns in en­ge Lam­pen aus Stein be­foh­len und einen Schlaf­zau­ber ge­spro­chen«, jam­mer­te sie. »Aber ich ha­be trotz­dem das Schla­gen der Wel­len ge­hört, die nach uns leck­ten. Und jetzt sind wir in die­sem nas­sen Land. Wir ver­bren­nen Bäu­me und Zel­te – und be­rüh­ren, wen un­ser Herr uns zu be­rüh­ren be­fiehlt. Es macht kei­ne Freu­de! Und dann fließt auch noch die­ser Fluss in der Nä­he … Ra­vin, es ge­fällt mir hier nicht. Ich will zu­rück in die Feu­er­ber­ge!«
    Feu­er­zun­gen flos­sen trau­rig über ih­re hän­gen­den Ar­me und tropf­ten in das feuch­te Gras.
    »Auch du brennst nicht mehr so hell«, sag­te sie dann. »In dei­ner Brust fla­ckert nur ein win­zi­ges schmerz­blau­es Feu­er. Bist du noch im­mer auf der Su­che?«
    »Mehr denn je, Na­ja.«
    »Hast du dei­ne Freun­de nicht ge­fun­den?«
    Er muss­te la­chen. Für Feu­ernym­phen schi­en Zeit nicht viel zu be­deu­ten.
    »Doch«, sag­te er. »Ge­fun­den ha­ben wir uns – und wie­der ver­lo­ren.«
    »Auch dei­ne Na­mi­da mit den Koh­leau­gen?«
    »Mei­ne Na­mi­da … ist tot.«
    »Er­lo­schen?« Hoff­nung fla­cker­te in ih­ren Au­gen auf. »Ich wer­de nie er­lö­schen, Ra­vin. Und dich nie­mals ver­las­sen. Ich kann dich so­gar be­glei­ten – denn hier dür­fen wir in die Burg!«
    Ra­vin sah be­sorgt zur Stall­tür, doch nie­mand war in der Nä­he.
    »Ich muss al­lei­ne in die Burg«, ant­wor­te­te er. »So hat un­ser Herr es mir be­foh­len.«
    Sie seufz­te und zuck­te die Schul­tern.
    »Soll ich dann nach dei­nem Freund mit dem Spring­feu­er su­chen?«
    Ra­vin schüt­tel­te den Kopf.
    »Nein, mei­ne Freun­de sind be­reits auf dem Weg hier­her. Aber sie kön­nen nicht in die Burg. Die To­re sind ge­schlos­sen.«
    »Dann be­fiel den Wäch­tern die To­re zu öff­nen.«
    »Auch das hat un­ser Herr mir ver­bo­ten. Aber du, Na­ja, kannst es!«
    »Ich?« Ih­re Au­gen wur­den zu run­den Feu­er­rä­dern. »Wie könn­te ich denn ein Tor öff­nen? Ich bin ei­ne Nym­phe!«
    »Auch nicht, wenn es aus Holz ist?«
    Der Ge­dan­ke schi­en ihr zu ge­fal­len.
    »Das ist et­was an­de­res«, mein­te sie und lä­chel­te. Doch einen Au­gen­blick spä­ter husch­te be­reits wie­der der ängst­li­che Schat­ten über ihr Ge­sicht. »Aber was wird mein Herr da­zu sa­gen?«
    »Hat er dir ver­bo­ten die To­re zu ver­bren­nen?«
    Sie dach­te nach.
    »Nein«, mein­te sich nach ei­ni­gem Zö­gern. »Er hat nur ge­sagt, wir dür­fen die Stäl­le nicht ver­bren­nen und kei­ne Spee­re.«
    »Al­so«, schloss Ra­vin. »Was dir nicht ver­bo­ten wur­de, darfst du tun. Dir wur­de nicht be­foh­len die To­re nicht zu öff­nen.«
    Fun­ken des Über­muts blitz­ten in ih­ren Au­gen auf.
    »Gut«, sag­te sie und ex­plo­dier­te in ei­nem Wir­bel aus blau­en Fun­ken.
    »Halt!« Um ein Haar hät­te Ra­vin sie am Arm er­grif­fen und zu­rück­ge­hal­ten, doch die Hit­ze, die sei­ne Fin­ger ver­brann­te, hielt ihn recht­zei­tig zu­rück. Be­bend vor Un­ge­duld ver­harr­te sie.
    »Ge­duld, Na­ja!«, flüs­ter­te er. »War­te, bis mei­ne Freun­de vor der Burg sind. Ich wer­de dich ru­fen, wenn es

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