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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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den Gor vom Bo­den auf.
    Jo­lon at­me­te nicht mehr.
    »Lass uns nach­den­ken«, sag­te Dari­an, doch sei­ne Stim­me klang eben­so jäm­mer­lich und vol­ler Pa­nik, wie Ra­vin sich fühl­te. Er leg­te den Kopf auf Jo­lons Brust und such­te nach ei­nem Herz­schlag. Lee­re ant­wor­te­te ihm.
    »Tu et­was!«, schrie er Dari­an an. »Du bist ein Shan­jaar!«
    Dari­an rieb sich die Au­gen. »Es gab einen Zau­ber, Lai­os wuss­te, wie man To­te da­zu bringt, an der lich­ten Gren­ze zu war­ten. Nur so lan­ge, bis wir et­was ge­fun­den ha­ben!«
    »Dann sprich den Zau­ber!«
    »Ich ken­ne ihn nicht!«, schrie Dari­an zu­rück. Er zit­ter­te am gan­zen Kör­per. Ami­nas Schat­ten ver­dun­kel­te das Licht und fiel über Jo­lons Kör­per, ihr Haar wand sich vor dem Nacht­him­mel wie schwar­ze Was­ser­pflan­zen in ei­nem nacht­blau­en See.
    »Ich dach­te, mei­ne Kraft wür­de aus­rei­chen«, sag­te sie lei­se. »Es tut mir Leid, Ra­vin. Dio­len muss­te den Stein in der Hand ha­ben, da­mit sich die Kräf­te des Gor ge­gen ihn selbst rich­ten konn­ten. Es war mei­ne ein­zi­ge Mög­lich­keit.«
    Der Klang ih­rer Stim­me war so ver­traut wie ih­re Wor­te fremd.
    »Lass uns über­le­gen«, be­harr­te Dari­an. »Was hät­te Lai­os ge­tan?«
    »Lai­os ist tot! Du musst et­was tun!«, schrie Ra­vin. Hek­tisch such­te er un­ter sei­nem Man­tel. Ir­gen­det­was muss­te er fin­den, was ihm hel­fen wür­de. Sei­ne Fin­ger um­schlos­sen einen mit Blut ver­krus­te­ten Ge­gen­stand. Er zog ihn her­aus. Es war Skaard­jas Ge­schenk, das er Lai­os hät­te ge­ben sol­len. Bei­na­he hät­te er ge­lacht.
    »Da!«, sag­te er und streck­te Dari­an die Phio­le hin. »Lass dir et­was ein­fal­len!«
    Ein ver­zerr­tes Lä­cheln brei­te­te sich über Darians Ge­sicht.
    »Das ist Ska­ris­wur­zel, Ra­vin. Es hilft ge­gen die ro­te Wut und ge­gen Zahn­schmer­zen, nicht ge­gen den Tod!«
    »Dann ver­wand­le es in et­was, was Jo­lon hilft!«
    »Ra­vin hat Recht«, sag­te Ami­na. »Du bist ein Shan­jaar.«
    Dari­an stutz­te, dann strich er sich mü­de über die Stirn.
    »Nun, zu­min­dest kann es kei­nen Scha­den mehr an­rich­ten«, sag­te er.
    Er schloss die Au­gen und mur­mel­te ein paar Wor­te, dann zog er den Kris­tall­ver­schluss aus der Phio­le. Der schwa­che Duft nach Salz und Ska­ris­wur­zel weh­te ih­nen ent­ge­gen. Dari­an zuck­te die Schul­tern, dann hielt er die Fla­sche über Jo­lons Ge­sicht – die we­ni­gen Trop­fen fie­len auf die ge­schlos­se­nen Au­gen.
    Jo­lon hol­te Luft und blin­zel­te.
    Dari­an schrie auf und sprang auf die Bei­ne.
    »Ami­na?«, flüs­ter­te Jo­lon.
    Er­staunt sa­hen Ra­vin und Dari­an, wie sich Ami­na an Jo­lons La­ger knie­te und die bei­den sich um­arm­ten. Ra­vin spür­te, wie sei­ne Knie weich wur­den und der Bo­den zu schwan­ken be­gann, als wür­de er wie­der auf den Plan­ken der Jon­tar ste­hen. Was ging hier vor? Lang­sam lös­te sich Ami­na aus Jo­lons Um­ar­mung und lä­chel­te.
    »Hier ist mein Bru­der, Ra­vin!«, sag­te sie. »Zu­min­dest ist er in den ver­gan­ge­nen Mon­den ei­ner für mich ge­wor­den.«
    Jo­lon setz­te sich auf, müh­sam und schwach nach der lan­gen Zeit, die er lie­gend ver­bracht hat­te.
    »Ra­vin!«, rief er und streck­te sei­ne Ar­me aus. Ra­vin drück­te ihn an sich. Trotz sei­ner Ver­wir­rung spür­te er, wie end­lich, end­lich der ei­si­ge Stein, der so lan­ge auf sei­ner See­le ge­le­gen hat­te, zer­floss und Er­leich­te­rung und Freu­de an sei­ne Stel­le ließ.
    »Jo­lon«, flüs­ter­te er. »Ich dach­te, du wärst tot.«
    Jo­lon lä­chel­te.
    »Ami­na hat über mich ge­wacht und mich am Le­ben er­hal­ten. Vie­le Mon­de lang.«
    Ra­vin war wie be­täubt. Un­end­lich müh­sam klaub­te er die Scher­ben sei­ner Ge­dan­ken zu­sam­men und ver­such­te sie zu ei­nem neu­en Bild zu­sam­men­zu­fü­gen.
    »Dann war sie die dunkle Ge­stalt, die in mei­nen Träu­men hin­ter dir stand?«
    »Ich dach­te, es wä­re Lai­os«, warf Dari­an ein. »Aber wie kommt der Gor ins Tjärg­land?«
    »Das Lied«, sag­te Ra­vin. »Ami­na hat das Lied ge­sun­gen, das ich von den Hall­ge­spens­tern ge­hört ha­be.«
    Ami­na nick­te.
    »Es ist ein Wor­an­zau­ber, den

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