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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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sag­te sie sanft. »Zum Fluss.«
    Rot färb­te sich das Was­ser, als sie sich Blut und Staub von den Ge­sich­tern wu­schen. Mit der Be­rüh­rung des Was­sers kehr­te das Le­ben in Ra­vins Kör­per zu­rück. Er spür­te einen ste­chen­den Schmerz im lin­ken Bein. Als er hin­un­ter­blick­te, ent­deck­te er ei­ne lan­ge Wun­de, dort wo ihm das Huf­ei­sen ins Fleisch ge­schnit­ten hat­te.
    »Wo sind die an­de­ren?«, frag­te er end­lich mit hei­se­rer Stim­me.
    Ami­na hielt in­ne und senk­te den Kopf.
    »Gran, San­tez und Il­nor lie­gen auf der Lich­tung.« Sie räus­per­te sich und at­me­te tief durch. »Ich woll­te sie ge­ra­de be­gra­ben.«
    »Und Dari­an? Sel­la und Ladro?«
    »Sie le­ben. Die Ba­dok ha­ben sie ge­fan­gen ge­nom­men.«
    Ra­vin at­me­te auf.
    »Die Krie­ger«, be­gann er. »Ei­ni­ge von ih­nen hat­ten ro­te Au­gen … und lös­ten sich auf, wenn man sie ver­wun­de­te. Ich ha­be es ge­se­hen.«
    Ami­na rieb sich die Au­gen.
    »Sie wa­ren kei­ne Ba­dok, son­dern … et­was an­de­res«, sag­te sie schließ­lich. »Sie konn­ten den Bann­kreis durch­bre­chen. Das ist kein gu­tes Zei­chen.«
    Ra­vin stand auf. »Wir müs­sen sie fin­den. Die Spu­ren der Pfer­de sind leicht zu ver­fol­gen.«
    »Wir wei­den un­se­re To­ten be­gra­ben und mor­gen früh los­zie­hen.«
    »Wie sol­len wir die an­de­ren ein­ho­len, wenn wir so lan­ge war­ten?«
    Ih­re Au­gen leuch­te­ten in der Dun­kel­heit.
    »Ra­vin, sieh uns an – wie weit wür­den wir heu­te kom­men oh­ne uns aus­zu­ru­hen?«
    »Siehst du wie­der in die Zu­kunft?«, frag­te er bit­ter.
    Sie lä­chel­te.
    »Ich se­he, dass Dari­an heu­te dem Tod nicht be­geg­nen wird.«
    Sie ver­ban­den sei­ne Wun­de, so gut es ging. Ra­vin sah er­staunt, dass Ami­na au­ßer ei­nem auf­ge­schürf­ten Knö­chel kei­ne Ver­let­zun­gen da­von­ge­tra­gen hat­te, doch er sprach sie nicht dar­auf an. Dann mach­ten sie sich auf den Weg zur Lich­tung und ho­ben, so gut es ging, ei­ne fla­che Mul­de für Gran, Il­nor und San­tez aus. Vor­sich­tig bet­te­ten sie die Kör­per auf ein La­ger von Ta­ni­stan­nen­zwei­gen, be­vor sie sie mit Er­de und Moos be­deck­ten.
    Nach ei­ni­gem Zö­gern ei­nig­ten sie sich dar­auf, auch die to­ten Ba­dok-Krie­ger, die sich nicht auf­ge­löst hat­ten und Men­schen aus Fleisch und Blut ge­we­sen wa­ren, zu­min­dest mit Ta­nis­zwei­gen zu be­de­cken.
    Sie schnit­ten einen großen Zweig­fä­cher vom Baum und gin­gen zu ei­nem Krie­ger, der auf dem Rücken lag, mit an­ge­win­kel­ten Bei­nen und oh­ne sicht­ba­re Ver­let­zung.
    Ra­vins Blick fiel auf das Ge­sicht des Man­nes. Es war ein er­schre­ckend jun­ges Ge­sicht, in des­sen Zü­gen sich maß­lo­ses Er­stau­nen ab­zeich­ne­te. Ra­vins Blick wan­der­te hin­auf zur Stirn. Drei win­zi­ge ro­te Brand­ma­le leuch­te­ten ihm ent­ge­gen. Sie hat­ten die Form von Si­chel­mon­den und wa­ren zu ei­nem Drei­eck an­ge­ord­net. Ra­vin schau­der­te, stieß Ami­na an und deu­te­te auf die Wun­de. Sie zuck­te nur mit den Schul­tern. Ge­spens­ti­sche Stil­le lag über der Lich­tung. Ver­geb­lich ver­such­te Ami­na ei­nes der Ban­tys zu fin­den. Und ver­geb­lich blies Ra­vin bis spät in die Nacht in das Mu­schel­horn, des­sen Klang Va­ju her­bei­ru­fen soll­te. Of­fen­sicht­lich hat­ten die Ba­dok auch die Ban­tys und Va­ju mit­ge­nom­men.
    Im Mor­gen­grau­en blieb ih­nen nichts an­de­res üb­rig, als zu Fuß auf­zu­bre­chen. Ra­vins Bein schmerz­te, doch nach ei­ni­ger Zeit ge­wöhn­te er sich an das dump­fe Po­chen über sei­nem Knie, biss die Zäh­ne zu­sam­men und hum­pel­te wei­ter. Der Weg, den die Rei­ter ge­nom­men hat­ten, war nicht zu über­se­hen. Zer­hack­te Wur­zeln und der auf­ge­wühl­te Bo­den leg­ten ei­ne brei­te Spur durch den Wald. Ra­vin ent­deck­te un­zäh­li­ge Ab­drücke der scharf­kan­ti­gen Hu­fe. Und da­zwi­schen die schma­len Ab­drücke von Ban­ty­hu­fen, die kaum den Bo­den be­rührt zu ha­ben schie­nen. Auch Va­jus und Don­dos Zie­gen­hu­fe ent­deck­te Ra­vin hier und dort.
    Meh­re­re Ta­ge folg­ten sie den Spu­ren. Ami­na war düs­ter und schweig­sam. Ra­vin sah ihr an, dass auch sie sich Sor­gen

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